Inning:Als der Kaiser nach Inning kam

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In einem Historienspiel wird der Besuch Heinrichs II. im Jahr 1021 noch einmal lebendig. Und Andreas Sturm spielt einen Narren, der als Erzähler durch das Stück führt.

Christine Setzwein

-Wir schreiben das Jahr 1021. Egbert und Maria sitzen beim Mittagessen. Es gibt Kraut, wie immer. Kraut mit Zwiebel, mit Milch oder mit Gänseschmalz. Fleisch ist viel zu teuer und kommt nur ganz selten auf den Tisch der Familie. Nach dem Essen muss Egbert wieder an die Arbeit an den Bach, Felle gerben. Plötzlich kommt Unruhe auf in dem kleinen Dorf, in dem nicht einmal 200 Menschen leben. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer: Der Kaiser kommt! Heinrich II. ist im Anmarsch und macht am 15. November auf seinem dritten Italienfeldzug Station in Uningen.

Wie das alles gewesen sein könnte vor knapp tausend Jahren, darüber haben sich ein paar Inninger intensiv Gedanken gemacht. Jutta Göbber vom Verein Heimatgeschichte, die Musikschulleiter Peter Schuhmann und Björn Kellerstrass, Bärbl Mehnert-Jäger vom Gospelchor und Daniela Herzog vom Hort der Nachbarschaftshilfe und Musikschullehrer Martin Vogel, der die Musik komponierte. Das Ergebnis ist am kommenden Wochenende in der Mehrzweckhalle zu sehen. Am Samstag und Sonntag wird mit rund 120 Mitwirkenden das Historienspiel "Kaiserglanz in Uningen" aufgeführt.

Einer von ihnen ist Andreas Sturm. Als Narr, der als Erzähler durch das Stück führt, hat er den meisten Text. Doch der 46-Jährige ist kein Neuling auf der Bühne. Seit 24 Jahren spielt er Theater bei den "d'Gmoagaukler z'Inning", wo er mittlerweile Zweiter Vorstand ist. Jutta Göbber war es 2011, die Sturm die Rolle des Narrs anbot. Viel überreden musste sie ihn nicht. "Ich habe mich sehr gefreut darüber", erzählt der Vater von vier Kindern im Gespräch mit der SZ. Vom jugendlichen Liebhaber zum Narren - die Karriere des Laienschauspielers ist lang und abwechslungsreich. In immer andere Rollen zu schlüpfen, sei aber gerade das Spannende am Theater, sagt Sturm, der im richtigen Leben als Maschinenbauingenieur bei MAN in Augsburg arbeitet. Aber auch der Zusammenhalt im Verein gefällt ihm.

Was die Inninger jetzt mit dem "Kaiserglanz" auf die Beine gestellt hätten, nennt Sturm "faszinierend". Mit so vielen Leuten aus zehn Vereinen könnte man fast einen, wenn auch nur "ganz kleinen Eindruck" von den Passionsspielen in Oberammergau bekommen. Und was zu Beginn der Proben nahezu unmöglich erscheint, wird tatsächlich wahr: "Der Chor kann plötzlich singen, das Orchester spielen, und alles zusammen klingt wunderbar." Auch wie mit einem Mal die passenden Requisiten auftauchten, hat Sturm sehr beeindruckt.

Lampenfieber habe er - noch - nicht, sagt Sturm. Seinen Text wird er noch einige Male üben, wenn es sein muss auf der Autofahrt von Inning nach Augsburg und zurück. Das Schwierige an seiner Rolle sei, dass der Text quasi ein Monolog ist. Als Erzähler redet er zum Publikum und zum Volk auf der Bühne, er kommentiert die Handlung oder klärt über Hintergründe auf. "Ich kann nicht auf die Stichworte anderer warten", sagt er. Beruhigend: Für alle Fälle von Hängern gibt es Souffleusen.

Analog zum 1100. Geburtstag Innings gibt es für die zwei Aufführungen am Samstag, 20., und Sonntag, 21. Oktober, Beginn jeweils um 19 Uhr, je 550 Karten zu je neun Euro. Sie sind erhältlich im Vorverkauf im Café Huttner und bei Optik Wittenberger. Die öffentliche Generalprobe am Freitag, 19. Oktober, um 17 Uhr, kann gegen eine Spende angeschaut werden. Aber auch hierfür sind Karten erforderlich.

© SZ vom 18.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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