Immobiliengeschäft:Scheibchenweiser Verkauf

Ladenpassage Centrum; Das Centrum in Starnbergs Mitte

Viele Treppen, keine Kunden: Die Läden im Starnberger Einkaufsztrum stehen seit Jahren leer.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach der Ladenpassage bieten mehrere Makler weitere Räume im "Centrum" an. Darunter eine Dachgeschosswohnung für eine Million Euro

Von Michael Berz, Starnberg

Die Überweisung der Investorinnen aus China ist auf dem Konto eingegangen, "verkauft" steht auf knallgelben Plakaten, welche die Maklerin Claudia Bader nach dem Zahlungseingang am Dienstag an Fenster im "Centrum" in Starnberg gehängt hat. Damit geht die Zerlegung einer Problemimmobilie mitten in der Kreisstadt weiter. Sie gehört der Grundstücksverwaltungsgesellschaft "Alte Post" Flensburg von Siegfried Genz aus Berg und steht seit Jahren zu großen Teilen leer. Nur einen Teil des 1995 errichteten Gesamtkomplexes hat nun der neue Eigentümer erworben, weitere Gewerbeflächen in der oberen Etage und das Penthouse auf dem Dach werden noch angeboten. Verschiedene Makler sind dabei involviert.

Es ist ein gut gepflegtes Geisterhaus, in das nun möglicherweise neues Leben einkehrt. Verwaist wirkt das Wirrwarr aus Rolltreppen und Wendeltreppen, leeren Läden hinter geschlossenen Glasfassaden und geschlossenen Rollläden. An einer Eingangstüre klebt noch ein Salewa-Aufkleber aus der Zeit, als sich dort ein Outdoor-Laden befand. Die Gänge sind sauber, selbst die großen Topfpflanzen werden noch gegossen.

Den Kaufpreis für das Herzstück in dem Komplex, die Ladenpassagen auf drei Etagen, verrät Maklerin Bader nicht. Sie sei zur Verschwiegenheit verpflichtet, sagte sie am Mittwoch der Starnberger SZ. Ein Blick auf die Preise für weitere Flächen in dem Objekt, die noch angeboten werden, verrät aber, in welchen finanziellen Größenordnungen man sich dort bewegt. So inseriert ein Grünwalder Makler eine Dachgeschosswohnung mit knapp 150 Quadratmetern, Eichendielenparkett und offenem Kamin, Terrasse und raumhohen Fenstern nach Südwesten für knapp eine Million Euro. Gewerbeexperte Walter Friedrich will für gut 140 Quadratmeter Büro- und Praxisflächen im Centrum mehr als eine halbe Millionen Euro. Die Investorinnen aus China haben etwa 3000 Quadratmeter gekauft; es geht also wohl um eine Summe von etlichen Millionen Euro, die beim Notartermin vor etwa vier Wochen besiegelt wurde.

Was die neuen Eigentümer mit den Ladenflächen in zentraler Lage vorhaben, ist ebenfalls noch ein Geheimnis. "Ich glaube, dass die was draus machen werden", sagte Claudia Bader, "es wird auf alle Fälle eine Bereicherung für Starnberg." Was in dem Einkaufszentrum überhaupt möglich sei, hänge aber auch von den Genehmigungsverfahren ab. Außerdem seien gewerbliche Auflagen zu beachten. Genaueres werde sie in den kommenden Woche erfahren; dann haben die Chinesinnen einen Besuch in Starnberg für die offizielle Übergabe der Immobilie angekündigt.

Die Käufer müssten jedenfalls sehr gut darüber Bescheid wissen, was sie sich eingehandelt haben. So wie etliche andere Investoren auch hatten sie sich das Objekt genau angeschaut. Seit etwa zwei Jahren hat die Starnberger Immobilienmaklerin Bader das Einkaufszentrum angeboten und zunächst auch reichlich Werbung dafür gemacht. Über die Resonanz konnte sie sich nach eigenem Bekunden nicht beklagen. Zeitweise habe sie pro Woche ein bis zwei Anfragen bekommen, insgesamt mindestens 50. Einige der Bewerber haben sich das Objekt auch genau angesehen, Details wie die Tragkraft der Decken, die Höhe der Räume und die Ausstattung überprüft, kalkuliert und gerechnet, was manchmal Monate in Anspruch genommen habe. So hat es einige Zeit gedauert, bis es nun tatsächlich zum Verkauf gekommen ist.

Weitere Flächen in dem Glasbau an der Hauptstraße sind noch im Angebot, darunter die in der vierten Etage gelegenen Räume, in denen sich der Friseursalon von Benno Hagenbucher befindet. "Das kleine Loft über den Dächern der Stadt besticht durch sein außergewöhnliches Ambiente", wirbt er für seine "Oase der Entspannung". Doch er selbst ist nicht mehr ganz so entspannt. Er stellt sich darauf ein, dass er Ende nächsten Jahres umziehen muss. Die Kündigung habe er schon, sagte er.

Eine Kiefernorthopädin und ein Finanzberater dagegen haben die Praxis- und Büroräume, die sie bisher gemietet hatten, bereits gekauft. Auch die Tiefgarage mit 307 Stellplätzen für Autos soll verkauft werden. Es gebe schon Interessenten, sagte Michael Krenn, der Geschäftsführer der Alten Post Flensburg. Das Parkhaus ist ebenfalls oft ungenutzt, obwohl freie Parkplätze in der Stadt rar sind. An diesem Mittwoch standen dort jedenfalls nur vereinzelt Autos.l

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: