Klaus Doldinger:Einfach treiben lassen

15. Ickinger Konzertzyklus 2014

Als Ickinger hat Klaus Doldinger auch in Starnberg ein Heimspiel.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Klaus Doldinger eröffnet die neue Jazz-Reihe in Starnberg

Interview von Barbara Briessmann, Icking/Starnberg

Ein Heimspiel für Klaus Doldinger: Am Dienstag eröffnet der 79-Jährige mit Passport die neue Reihe "All that Jazz" in der Schlossberghalle Starnberg. Der Saxofonist, Komponist und Autor von Filmmusik hat gerade ein neues Album herausgebracht, das 34. Im Interview spricht der Weltstar über die Zukunft des Jazz, über Komposition und Auftritte.

SZ: Die Veranstalter haben angekündigt, dass Sie in Starnberg Ihr neues Album "Inner Blue" präsentieren. Aber Ihr neuestes Werk heißt doch "En route"?

Klaus Doldinger: Die haben da was verwechselt, das kann nach 34 Alben schon mal passieren. Außerdem werden wir nicht nur die Stücke einer Platte vorstellen.

Wie sieht denn Ihr Programm aus?

Wir setzen auf eine Mischung. Insgesamt hätte ich 300 Werke, die für so ein Konzert in Frage kommen. Das geht natürlich nicht. Auf jeden Fall wird es neben neuen Sachen auch Stücke der älteren Jahrgänge geben. Das Publikum will auch hören, was es kennt. Ein festes Programm habe ich nicht. Was wir letztendlich spielen, hängt von der Stimmung im Saal, von der Akustik und davon ab, wie die Band drauf ist.

Sie kennen die Szene weltweit. Ist Deutschland ein Jazz-Land?

So kann man das nicht sagen. Aber Deutschland ist eine Kulturnation, bietet Kapazitäten für Musiker. Es gibt eine Infrastruktur von Hallen und Locations, wo auch Jazz gut hinpasst, wo sich Musiker präsentieren können. Das ist in den USA ganz anders. Die Musiker haben dort wenige Möglichkeiten, haben es schwer, überhaupt zu überleben.

Ihre Band Passport ist zum Teil seit Jahrzehnten mit den selben Musikern besetzt.

Das ist doch schön. Allerdings spielen die meisten auch noch in anderen Formationen und haben eigene Projekte. Früher war es ein riesiges Problem, wenn einer ausfiel. Inzwischen gibt es so ein großes Potenzial an fähigen Leuten, dass sofort ein oder zwei Musiker einspringen können.

Gerade kommen Sie aus Marokko zurück.

Dort war ich für das Goethe-Institut. So etwas, auch über das Auswärtige Amt, mache ich immer gern. Die deutsche Musikszene kann sich präsentieren, und junge Musiker bekommen die Möglichkeit, sich im Ausland einen Namen zu machen.

Heißt das, Jazz boomt hierzulande?

Es geht immer auf und ab. Ich glaube jedoch an die Zukunft des Jazz. Sowieso.

Wie und wann komponieren Sie?

Ich lasse mich gern treiben. Wenn mir ein Motiv einfällt, dann meistens mit dem Saxofon, ich skizziere es und halte es digital fest. Bis ein Werk daraus entsteht, ist das eine langwierige Sache. Irgendwann nehme ich das Motiv wieder her, interpretiere es. Die weiteren Ausführungen, die Überarbeitung, das dauert. Meistens vergehen zwei bis drei Jahre, bis ein neues Stück fertig ist. Bei Filmmusik geht das nicht, sie ist ja termingebunden, es gibt ein Abgabedatum.

Ist Ihr Konzert morgen in der Schlossberghalle auch eine Herausforderung?

Ich habe da ja noch nie gespielt! Ein Problem: Räume sind akustisch oft schwer zu fassen. Deswegen habe ich seit Jahren meine Techniker, die wissen, worauf es mir ankommt.

Das Konzert am 30. Juni beginnt um 20 Uhr, Infos unter www.all-that-jazz-starnberg.de.

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