Hospiz in Tutzing:Neue Hoffnung

Tutzing Refugium Beringerpark

Das Hospiz im Tutzinger Beringerpark wurde 2015 eröffnet, neun Monate später musste es schon wieder schließen.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Verein ist zuversichtlich, dass das vor zwei Jahren geschlossene Refugium im Beringerpark wieder öffnen kann. Bis dahin engagiert sich die Gruppe für die Ausbildung ehrenamtlicher Helfer.

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Der Hospizverein Fünf-Seen-Land hegt Hoffnung, dass aus dem Refugium Beringerpark in Tutzing mittelfristig wieder ein Hospiz wird. Der Vorsitzende Wolfgang Weber-Guskar hat, wie er mitteilt, "mit großer Freude" die Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder vernommen, dass die Hospiz- und Palliativangebote in Bayern verdoppelt werden sollen. In Tutzing gebe es "ein extrem günstiges Angebot", eine "großzügige, bestens ausgestattete, in einem parkähnlichen Gelände liegende Einrichtung mit zwölf Plätzen", führt der Tutzinger Mediziner und FDP-Kreisrat aus.

Das Hospiz hatte die gemeinnützige Gesellschaft für Hospiz- und Palliativ-Wirken für 4,5 Millionen Euro mit einem Bankdarlehen errichtet. Der Neubau im 6000 Quadratmeter großen Beringerpark wurde im Juni 2015 feierlich eröffnet. Nur neun Monate später musste die Einrichtung wegen drohender Insolvenz schon wieder schließen - die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände (ARGE) erteilte keinen Versorgungsauftrag, die Kassen verweigerten die Kostenübernahme für Patienten. Sie sahen keinen Bedarf für ein weiteres Hospiz in der Region. Das Hospiz Pfaffenwinkel in Polling südlich von Weilheim mit zehn Plätzen wurde für ausreichend befunden. Gespräche, Anträge, Verhandlungen seien gescheitert, obwohl in einem Reformgesetz eine wohnortnahe Versorgung versprochen worden sei, bedauert Weber-Guskar.

Der Internist und frühere Gastroenterologe am Tutzinger Benedictus Krankenhaus, der noch aushilfsweise in der Praxis seines Sohnes arbeitet, sieht seit Jahrzehnten die dringende Ergänzung der Angebote neben Klinik und Ambulanter Krankenhilfe vor Ort. Doch vom Hospiz Polling aus wehte Gegenwind. Man befürchtete, sich gegenseitig Patienten und Spendengelder wegzunehmen. Die Initiatoren des Tutzinger Refugiums, darunter Professor Friedrich Dittmar und Egon Gniwotta, vermuteten eine politische Bremse. "Die Ministerialbürokratie im Gesundheitsministerium, bei den Verhandlungen beteiligt, hat eine hervorragende Versorgungseinrichtung für die Bevölkerung im Münchner Süden abgewürgt", urteilt Weber-Guskar noch heute.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums widerspricht jedweder Einflussnahme. "Ob die Arge einen entsprechenden Vertrag schließt, unterliegt deren Selbstverwaltungsrecht", heißt es auf Nachfrage. Hier habe die Bayerische Staatsregierung keine Entscheidungsbefugnis. Der Ausbau der stationären Hospize in Bayern müsse "im Rahmen einer Gesamtbetrachtung der Versorgung mit Augenmaß erfolgen, um - abgesehen von der Gewinnung des notwendigen Personals - Wirtschaftlichkeit und Qualität der jeweiligen stationären Einrichtung nachhaltig zu gewährleisten". Der regionale Bedarf sei von den potenziellen Hospizbetreibern nachzuweisen. Dieser Weg stehe der gemeinnützigen GmbH Beringer Park offen.

Einen konkreten Handlungsspielraum gibt es allerdings derzeit dafür nicht. Seit Juni 2016 betreibt das Münchner Unternehmen Fero Medik einen Intensivpflegedienst in einer Wohngemeinschaft in dem Gebäude im Beringerpark. Der Pachtvertrag läuft Weber-Guskar zufolge noch acht Jahre. Der Arzt, der für die FDP für den Bezirkstag kandidiert und sich dort für Hospize einsetzen will, hofft aber auf eine Revitalisierung des Tutzinger Hospizes nach Ablauf des Vertrages.

Unterdessen will sich der Hospizverein anderweitig engagieren. Er bietet jetzt ein Ausbildungsseminar für neue ehrenamtliche Hospizhelfer an. In Kooperation mit der Ilse-Kubaschewski-Stiftung in Starnberg kann man sich in einem dreitägigen Grundseminar - 18. und 25. Juni sowie 3. Juli - für die Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase schulen lassen. Das Seminar leitet die Dozentin in der Hospizarbeit und Krisenpädagogin Verena Gräfin von Plettenberg. Ein Aufbauseminar ist im Herbst in der gut funktionierenden Fortbildungsakademie im Beringer Park vorgesehen. "Die Ausbildung beinhaltet auch die Begleitung Demenzkranker. Am Ende geht die Demenz ja oft in das Sterben über", erläutert Weber-Guskar. Geplant sei der Einsatz der Ehrenamtlichen in zwei Wohngruppen für ältere demente Patienten in Starnberg. Auch die Ambulante Krankenpflege in Tutzing habe Bedarf angemeldet. Eingehender über die Inhalte informieren können Interessierte sich am Donnerstag, 17. Mai, um 19.30 Uhr, im Ilse-Kubaschewski-Haus, Hanfelderstraße 10.

Seine neuen Aktivitäten plant der Tutzinger Hospizverein unter dem Dach des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches Engagement für den Landkreis Starnberg (KoBe). In diesem Rahmen stellt sich der Hospizverein mit anderen Organisationen bei einer Ausstellung in der Kreissparkasse Starnberg vor. Landrat Karl Roth und Bürgermeisterin Eva John werden sie diesen Freitag um 19 Uhr eröffnen. Sie läuft bis 18. Mai.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass der Neubau ausschließlich aus Spenden finanziert worden sei. Das stimmt nicht, es handelt sich um ein Bankdarlehen. Das Refugium Beringerpark betreibt im übrigen nicht der Hospizverein Fünf-Seen-Land, sondern die Gemeinnützige Gesellschaft für Hospiz- und Palliativ-Wirken mbH.

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