Hohe Kosten:Finanzspritze für die Seefelder Klinik

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Zweckverbandsgemeinden und Landkreis müssen noch einmal fünf Millionen Euro aufbringen. Noch heuer sollen die Arbeiten an einem Neubau mit drei Operationssälen beginnen. Auch das wird teuer.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Die Tage der Eigenständigkeit sind gezählt. Im Juli wird die Chirurgische Klinik Seefeld Teil der Holding "Starnberger Kliniken". Über Wohl und Wehe des Seefelder Krankenhauses bestimmen dann andere. Was sich nicht so schnell ändert, ist die finanzielle Belastung des Zweckverbands. Für die Verbandsmitglieder, den Landkreis Starnberg und die Gemeinden Andechs, Herrsching, Seefeld, Inning, Weßling, Wörthsee und Gilching, wird es noch einmal richtig teuer. Weil Holding-Geschäftsführer Thomas Weiler kein überschuldetes Haus übernehmen will, müssen die beteiligten Kommunen noch tief in die Taschen greifen. Ein über Jahre angehäuftes Defizit war vom Zweckverband erst 2015 entdeckt worden. Daran zahlen die Mitglieder immer noch. Allein bis Mitte des Jahres müssen sie eine Umlage in Höhe von knapp fünf Millionen Euro aufbringen.

Auch nach der Übernahme durch Starnberg wird der Krankenhauszweckverband nicht aufgelöst. Er bleibt so lange Eigentümer der Liegenschaften, bis die Klinik erweitert und generalsaniert ist; also mindestens noch vier oder fünf Jahre. Wie der neue Komplex im Herzen Seefelds aussehen wird, wird das Ergebnis des Architektenwettbewerbs zeigen, der noch bis Ende März läuft, sagt Thomas Weiler, Geschäftsführer der Starnberger Kliniken GmbH. Anschließend wird der Bauantrag eingereicht. Noch heuer will Weiler den ersten Spatenstich für den Bau von drei neuen Operationssälen machen, die in einem neuen Gebäude hinter der Klinik entstehen werden. 20 Millionen Euro hat der Landkreis - einziger Gesellschafter der Starnberger Kliniken GmbH - für die Gesamtmaßnahme eingeplant. Zuschüsse wird es vom Ministerium geben, sie sind bisher allerdings nur mündlich zugesagt.

Noch ist nichts wirklich eingetütet, schon gibt es Ideen, was zum Beispiel aus dem "Ursprungskrankenhaus" werden könnte, das am 1. Februar 1874 eröffnet wurde. Bezahlbarer Wohnraum für Schwestern und Pfleger etwa. "Eine charmante Idee, die mir gefallen würde", meint Weiler.

Wie viele Betten Seefeld künftig haben wird, ist auch noch nicht sicher. Jetzt sind es 72, zu wenig, um das Haus wirtschaftlich betreiben zu können. Die Rede war von einer Erweiterung auf 120 Betten, im Gespräch sind auch 150.

Für Landrat Karl Roth und die sieben Bürgermeister der Zweckverbandsgemeinden ist nur eines wichtig: dass die Klink im Westen des Landkreises erhalten bleibt. Darum haben sie die Haushaltssatzung am Mittwoch auch ohne Murren und Diskussion abgesegnet. Haushaltssatzung und Wirtschaftsplan 2018 wurden einstimmig genehmigt, auch wenn das Defizit heuer 921 000 Euro betragen wird.

Bis Mitte des Jahres ist Andechs noch mit einer Umlage in Höhe von 134 271 Euro dabei, Gilching mit 690 800 Euro, Herrsching mit 389 626, Inning mit 174 830, Seefeld mit 271 875, Weßling mit 203 869, Wörthsee mit 183 275 Euro und der Landkreis mit 2,95 Millionen Euro. "Der Investitionsbedarf ist schon beeindruckend", sagte der Zweckverbandsvorsitzende, der Seefelder Bürgermeister Wolfram Gum. Diskutiert wurde nicht. Lediglich Verbands- und Kreisrat Peter Unger wollte wissen, welche Sicherungen es gebe, damit sich das finanzielle Debakel, das sich vor drei Jahren durch angeblich geschönte Zahlen des damaligen Geschäftsführers auftat, nicht wiederhole. Durch einen neutralen Wirtschaftsprüfer, der jährlich auf die Zahlen schaut und "dem wir uns freiwillig unterziehen", sagte Weiler.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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