Hochwasser als Glücksfall:Dicke Fänge für Fischer

Die Ausbeute bei Renken ist wegen des höheren Nährstoffgehalts im Starnberger See so groß wie lange nicht mehr.

Christine Setzwein

Hochwasser ist in der Regel kein Ereignis, das Freude auslöst. Auch die Fischer am Starnberger See hatten damit zu kämpfen. Slipanlagen waren überschwemmt, Stege standen unter Wasser. Trotzdem hatten sie kaum Grund zum Klagen: Wegen des Hochwassers stieg der Nährstoffgehalt im See so an, dass die Ausbeute beim Renkenfang so gut war wie lange nicht mehr. "Die Fische wachsen wieder", sagte Johann Strobl, der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Würmsee, am Freitag beim Fischerjahrtag 2010 in Berg.

Angler am Chiemsee

Nicht nur Hobby-Angler dürfen sich über die gute Renken-Ausbeute freuen: Für die 35 Fischereibetriebe um den Starnberger See ist 2010 ein extrem gutes Jahr.

(Foto: dpa)

Für die 35 Familienbetriebe rund um den Starnberger See ist 2010 ein "extrem gutes Jahr", sagte Strobl im Schlosshotel Berg. Im Schnitt wurden zehn Kilogramm Renken pro Hektar aus dem Wasser geholt. Stroble: "Wir haben die Kisten bis zum Rand gefüllt." Durch den langen Regen wurden viele Nährstoffe ins den See geschwemmt - Dünger von den Feldern, Abwasser aus dem Ringkanal, Schmutz von den Straßen. Für Badende ein Gräuel, für Fische ein Festessen, denn durch diese Einträge kann sich doch Plankton bilden. Davon profitieren jetzt auch die jungen Renken, die bis zum nächsten Jahr im Wasser bleiben. Deshalb macht der Fischereifachberater des Bezirks Oberbayern, Peter Wißmath, den Betrieben Hoffnung: "Auch 2011 werden die Erträge noch gut sein."

Manfred Braun vom Landwirtschaftsministerium lobte die Renkenbewirtschaftung am Starnberger See als "vorbildlich". Vielleicht liege das auch daran, meinte er, "weil wir nicht viel dreinreden". Ein modernes und flexibles Management bewirke, dass der Renkenbestand im Würmsee stabil sei, sagte Manfred Klein vom Starnberger Institut für Fischerei. Die Fische könnten sich hier zum Beispiel ein- bis zweimal natürlich vermehren. Der Berger Bürgermeister Rupert Monn würdigte die Leistung der Fischerfamilien für das Ökosystem.

Sorgen bereitet den Fischern aber der Saibling. Dieses Jahr seien nur wenige ins Netz gegangen, und die seien zu klein gewesen, berichtete Strobl. Die Erträge beim Hecht seien "durchschnittlich" gewesen, Zander und Seeforelle seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Wachsam werde man bleiben beim Kormoran. 50 bis 60 der fliegenden Fischfresser habe man gezählt. Damit könne man leben, sagte Strobl. Würden es aber mehr, "werden wir wieder bei der Regierung vorstellig", kündigte er an. Auch die geplante Geothermie-Anlage in Bernried "werde ich kritisch beobachten".

Was die Fischer am meisten ärgert, sind freilich bürokratische Vorschriften. Nach dem Washingtoner Artenschutzvorkommen gehört der Aal zu den gefährdeten Fischarten. Für die Starnberger Nebenerwerbsfischer bedeutet das, dass sie zwar so viele Aale fangen können wie sie wollen, aber jeden Aal, den sie verkaufen, dokumentieren müssen, "und wenn es nur auf einem Blattl ist", wie Manfred Klein sagte. Dieses "Blattl" aber muss fünf Jahre lang aufgehoben werden. Der Kommentar von Peter Wißmath zu dieser Vorschrift war eindeutig: "Eine völlig blödsinnige Regelung."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: