Hilfsprojekt:Kickern nach getaner Arbeit

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"Arbeitskreis Ausländerkinder" in Gauting wünscht sich vom SZ-Adventskalender ein Tischfußballspiel

Von Blanche Mamer, Gauting

Die kühnsten Träume sind wahr geworden: Nach mehr als 30 Jahren in den dunklen kühlen Kellerräumen in der Schulstraße 5 in Gauting ist der "Arbeitskreis Ausländerkinder" (AKAK), in drei helle frisch renovierte Klassenzimmer im oberen Stockwerk des Querriegels der Grundschule, Schulstraße 4, umgezogen. "Die Räume sind wunderbar, wir haben endlich genug Platz für ein eigenes kleines Büro, die Betreuung von mehreren Grundschulgruppen und älteren Schülern sowie für intensive Förderung", sagt die leitende Sozialpädagogin Johanna Jonas.

Ist die Arbeit getan, dürfen die Teilnehmer beim Arbeitskreis Ausländerkindermit Johanna Jonas spielen. (Foto: Thiel)

Sie ist sehr zufrieden mit der Ausstattung und der Möblierung der Räume, die von der Regierung von Oberbayern, der Gemeinde Gauting, verschiedenen Ämtern und privaten Spendern finanziert wurden. "Was ich mir jetzt noch wünschen würde, ist ein Tischfußballspiel", sagte Jonas bei der offiziellen Eröffnung der neuen Räume. Und das erklärt sie so: Wenn die größeren Schüler mit den Hausaufgaben fertig sind, strotzen sie immer noch vor Kraft und Energie, sie toben rum, sind laut und neigen zu Rangeleien. Bei schlechtem Wetter wäre ein Kicker genau das Richtige für die wilden Jungs. Sie könnten spielend lernen, Regeln zu befolgen, Teamgeist trainieren und Sozialverhalten üben, sagt Jonas, die auf 34 Jahre Erfahrung mit Kindern ausländischer Eltern blickt.

Bei der Arbeit hilft Christine Wimmer. (Foto: Nila Thiel)

Der Kicker bleibt vorerst ein frommer Wunsch, es sei denn, Spenden des SZ-Adventskalenders ermöglichen die Anschaffung eines solchen Gerätes. "Wir könnten dann jeweils fünf Jugendliche beschäftigen, neben vier Spielern einen Schiedsrichter wählen, wir könnten Turniere veranstalten, Mädchen einbeziehen", sinniert die hauptamtliche Sozialpädagogin. Die Betreuung der Kinder mit Migrationshintergrund bezieht sich nicht nur auf das Hausaufgabenmachen und Deutsch üben, was in der Regel recht willig und ordentlich erledigt wird. Es bedeutet auch, miteinander Deutsch zu sprechen, zu lesen, vorzulesen, zusammen zu spielen, zu basteln und vor allem auch, Sozialverhalten zu lernen. Letzteres ist die schwierigste Aufgabe, zumal es immer noch nicht genügend ehrenamtliche Helfer gibt. "Wir haben jetzt den Luxus eines Spielzimmers, in dem sich die Kinder aufhalten, die ihre Hausaufgaben schon fertig haben. Hier spalten sich die Interessen und es zeigt sich die noch vorwiegend geltende Rollenverteilung in den Familien. Während die Mädchen gern basteln oder malen, Karten oder Brettspiele spielen, wollen die Buben an die Playstation oder rausgehen und Fußball spielen oder herumtoben.

"Leider haben wir nicht genügend ehrenamtliche Mitarbeiter. Gerade für die Aufsicht der größeren Buben. Da würden wir mit Handkuss einen männlichen Betreuer nehmen", meint die Leiterin. Sie ist nicht die Einzige, die dem sehr beliebten jungen Mann nachtrauert, der im vergangenen Schuljahr sein freiwilliges soziales Jahr beim Akak absolvierte und bereitwillig, egal ob bei Kälte, Hitze oder Nieselregen, mit den Buben auf den Sportplatz ging und Fußball spielte. Auch für die Hausaufgabenbetreuung, vor allem in Mathe, für das Lesenlernen und Deutschüben bräuchte Jonas noch zusätzliche Helfer. Derzeit sind in Gauting 17 Mitarbeiter beschäftigt. "Wir sind sehr flexibel, einige arbeiten regelmäßig einmal in der Woche, einige nur stundenweise und ein paar springen bei Bedarf ein. Weitere Infos über Telefon: 089/8908306463.

Der Verein, der sich seit 1971 mit der Situation der in Gauting lebenden ausländischen Arbeitnehmer und ihren Kinder befasst, hat seinen Aufgabenbereich sehr verändert und die Arbeit mit den Kindern erweitert. Derzeit werden etwa 35 Grundschulkinder in drei Schichten betreut, zudem 15 Schüler der Mittelschule und einige aus der Realschule. Für diese wurde gerade eine Extrabetreuung für Schüler der I-Pad-Klasse gestartet. Für die Viertklässler mit gutem Notendurchschnitt, der einen Übertritt auf eine weiterführende Schule erwarten lässt, gibt es ebenfalls zusätzliches Sprachtraining. So haben heuer haben beispielsweise Kinder von anerkannten Asylbewerbern, die Möglichkeit, in die Realschule zu wechseln. Vor allem Mädchen aus muslimischen Elternhäusern erkennen diese Chance. "Wir erleben gerade einen Run", so Jonas. Die Nachfrage nach Plätzen sei so groß gewesen, dass sie einen Aufnahmestopp beschlossen hätten. Allerdings hätten die Schulen mitten im Jahr neue Schüler vermittelt. "Kinder, die kaum deutsch können, werden mindestens eine Stunde täglich intensiv gefördert. Die Herkunftsländer der Schüler sind Türkei, Serbien, Kroatien, Polen, Kosovo, Ungarn, Afghanistan, Russland. Die ersten Kinder kommen nach Unterrichtsschluss um 11 Uhr, die letzten gehen kurz vor 17 Uhr heim. Freitag ist frei.

© SZ vom 03.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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