Herrsching/Starnberg:Am Konto eines Rentners bedient

Pärchen erhält Bewährungsstrafe und muss nun arbeiten

Von Michael Berzl, Herrsching/Starnberg

Die Verlockung war einfach zu groß: Keine Arbeit, keine eigene Wohnung, finanziell auf Unterstützung angewiesen, und dann liegt da in Herrsching ein Geldbeutel mit Bargeld, EC-Karten und dazugehörigen Pin-Nummern auf dem Boden. Ein mittelloses Paar hat zugegriffen, gleich eingekauft und zweimal an Automaten Geld vom Konto eines Herrschinger Rentners abgehoben. Wegen Unterschlagung standen ein 34-Jähriger und seine damalige Freundin nun in Starnberg vor dem Amtsgericht. Beinahe hätte Amtsrichterin Brigitte Braun beide ins Gefängnis geschickt, weil sie schon etliche Vorstrafen haben; "noch knapp" kamen die Angeklagten mit Bewährungsstrafen davon.

Und das, obwohl nach Einschätzung der Richterin die Sozialprognose "nicht sehr rosig aussieht". Beide haben schon länger keine Arbeit mehr und leben von Hartz IV. "Wenn man so ins Nichts hinein lebt, geht die Spirale nach unten", meinte Braun.

Die angeklagte 30-Jährige, die mittlerweile wieder in Zwickau lebt, hätte als gelernte Kinderpflegerin sogar eine Ausbildung, mit der sich eine Stelle finden lassen müsste, auf die Frage, warum sie keine Arbeit habe, meinte sie aber: "Da verdient man nichts". Zu wenig jedenfalls für fünf Personen, denn sie hat drei Kinder, und ihr früherer Lebensgefährte kann seinen Beruf wegen gesundheitlicher Probleme nicht ausüben. Der gelernte Tiefbau-Facharbeiter leidet nach eigenen Angaben unter rheumatischer Arthritis. In Zwickau war er schon mehrfach zu Bewährungsstrafen verurteilt worden, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und gemeinschaftlichen Raubs.

"Wir wissen, dass es falsch war. Wir wollten aus der Scheiße raus", sagte die 30-Jährige zu der Geschichte mit dem Geldbeutel. Eine Chance bekommen sie und ihr früherer Freund noch. Eine Bewährungsauflage ist, dass sie das Geld zurückbezahlen müssen, das sie vom Konto des Rentners abgehoben haben. Außerdem müssen sie soziale Dienste leisten, bis sie Arbeit finden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: