Herrsching:Zum Geburtstag ein Lokal

Das Ehepaar Silke und Thomas Zgank eröffnet am Sonntag die Ammersee-Alm in Herrsching. Damit sind die Wirte gut im Geschäft, denn oberhalb vom Wörthsee betreiben sie einen weiteren Laden

Von Astrid Becker, Herrsching

Manchmal kommt es ganz anders als geplant. Wenn man beispielsweise Silke und Thomas Zgank gesagt hätte, sie würden e irgendwann als Gastronomen ihren Lebensunterhalt bestreiten, hätten sie einen vermutlich für verrückt erklärt. Heute könnte sich das Paar aus dem Schwäbischen wiederum nichts anderes mehr vorstellen. 2015 haben sie die "Wörthsee-Alm" übernommen, am Sonntag eröffnen sie nun bereits ihr zweites Lokal: Die Ammersee-Alm in Herrsching.

"Gewissermaßen als Geburtstagsgeschenk für meine Frau", sagt Thomas Zgank. Am Freitag ist seine Gattin 53 Jahre alt geworden. Sie war es, die sich einst eine Alm wünschte. So eine richtige, wie sie sagt. Im Gebirge. Mit Ausblick. Ganz so ist es nicht geworden. Dafür hat das neue Lokal direkt in der Herrschinger Bucht tatsächlich eine herrlich freie Sicht auf den See. Bis Ende Oktober hieß es noch "Seestüberl", seit Anfang November ist es vom TSV Herrsching an die Zganks verpachtet worden: "Wir haben es im Internet entdeckt und uns sofort beworben", erzählt die Wirtin. Etwa eine Woche später war der Vertrag unterzeichnet und das Paar konnte mit den Umbauten beginnen. Da wurde beispielsweise ein komplett neuer Boden in dunkler Eichenoptik verlegt, neue Sanitäranlagen eingebaut und auch neue Möbel bestellt. Letztere sind allerdings noch immer nicht geliefert, "das hat sich bis zum 17. März verzögert", sagt Thomas Zgank. Wer also am Sonntag dem neuen Lokal eine erste Stippvisite ableistet (ab 9.30 Uhr), wird auf Ersatzstühlen Platz nehmen müssen.

Herrsching Ammersee Alm

Silke und Thomas Zgank in ihrer neuen Ammersee-Alm: Dort soll es täglich auch Frühstück geben, am Wochenende sogar von 9.30 Uhr an.

(Foto: Georgine Treybal)

Dies ist insofern bemerkenswert, weil das Mobiliar, das im ehemaligen Seestüberl aufgestellt wird, eben nicht, wie sonst üblich, von einem Hersteller stammt, der sich auf Gastrointerieur spezialisiert hat, sondern aus einem ganz normalen Möbelhaus - und genau das gehört auch zum Konzept der beiden: "Wir wollten, dass sich unsere Gäste bei uns wie Zuhause fühlen, wie in ihrem Wohnzimmer." In der Wörthsee-Alm sei ihnen das bereits gelungen, sagen sie. Aus ihren Gästen dort seien erst Stammgäste geworden, aus Stammgästen Freunde.

Zwei von ihnen, Renate und Willi, stehen am Freitag vor der offiziellen Eröffnung in der Ammersee-Alm und binden frische Blumen in Frühlingsfarben zu recht schmucken Gestecken. Einfach so. Weil sie "ihren" Wirten und zwei Menschen helfen wollen, die wiederum mittlerweile mit ihrer Arbeit auch anderen helfen. Vier Flüchtlingen aus Eritrea, Iran, Mali und Syrien zum Beispiel, die bei ihnen Arbeit als Küchenhelfer gefunden haben. Die Vier seien großartig, schwärmen die Wirte. Zuverlässig, hochmotiviert und vor allem lernwillig. Denn Zgank will, dass sie irgendwann so gut kochen können wie er - der sich "zu 90 Prozent" alles selbst beigebracht hat. Einfache, aber frisch zubereitete Pfannengerichte mit Rezepturen aus der Armen-Leute-Küche, so beschreibt er sein Angebot, das stark auf Südtiroler und bayerische Akzente setzt. Kaspressknödel zum Beispiel oder auch Kässpätzle mit sieben verschiedenen Käsen. Ausgesuchte Zutaten, die die beiden entweder selbst in Südtirol oder Schweiz einkaufen oder von einem Freund, Rainer Lenk, beziehen, der als Marktfahrer arbeitet und "nur Topware" anbietet, wie Zgank sagt. Davon sollen auch seine Gäste in der Ammersee-Alm profitieren: Jeden Freitag von zehn bis 15 Uhr will er seine Waren, darunter auch Speck und Schinken aus Italien, auch dort verkaufen.

Herrsching Ammersee Alm

Das Mobiliar in der Ammersee-Alm stammt aus einem ganz normalen Möbelgeschäft.

(Foto: Georgine Treybal)

Nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass dieser Freund nicht ganz unschuldig daran ist, dass die Beiden ihr Herz für die Gastronomie entdeckt haben. Silke Zgank hatte einst als Bilanzbuchhalterin in einem namhaften Unternehmen gearbeitet, ihr Mann Thomas eine florierende Baufirma besessen. 2004 kam dann die Wende: Sie gab ihren Job gegen eine Abfindung auf, ihr Mann verkaufte seine Firma. Aus den zunächst rein privaten kulinarischen Einkaufstrips mit Lenk wurde ein Käse- und Schinkenstadl in Neusäß. Aus den dort angebotenen Zutaten zauberten sie bald kleinere Gerichte. Irgendwann war die Nachfrage so gestiegen, dass sie sich mit ihrer ersten eigenen Wirtschaft selbstständig machten: der Wörthsee-Alm. Nun folgt die Ammersee-Alm. Und auch sie erfreut sich offenbar schon jetzt regen Zuspruchs. Es hätten schon viele Vereine reserviert, erzählen sie. Beim Vorgänger soll das zuletzt ganz anders gewesen sein.

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