Herrsching:Total verdreckt

Herrsching, verdreckter Turnhallenboden.

Der Boden der Herrschinger Grundschulturnhalle ist voller Harz, das die Handballer beim Training verwendeten

(Foto: Katrin Engelhardt, Gemeinde Herrsching)

Der Boden der Nikolaushalle ist durch die Handballer, die wegen der Griffigkeit Bälle mit Harzbelag verwenden, in einem "hygienisch katastrophalen Zustand". Schulsport ist nur noch eingeschränkt möglich

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Es war eine drastische Maßnahme, die der Schulleiter der Herrschinger Christian-Morgenstern-Volksschule getroffen hatte. "Als Verantwortlicher für die Sicherheit und Unfallfreiheit des Unterrichts muss ich Ihnen mitteilen, dass in der Nikolaushalle gegenwärtig kein Schulsport mehr stattfinden kann." So stand es in einer E-Mail, die Florian Thurmair am 30. November an die Gemeinde geschickt hatte. Der Boden sei vom Harz, den die Handballer beim Training verwendeten, um den Ball besser halten zu können, "total verdreckt". Wegen der Dringlichkeit hatte der Gemeinderat die Schulturnhalle kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt. Wie der Hallenboden aussieht, konnten die Gemeinderäte auf Fotos sehen. Der Boden war mit unzähligen schwarzen Flecken und Striemen übersät. Sogar Sohlen- und Handabdrücke waren erkennbar. Zwar wird die Schulturnhalle, die auch von Volley- und Handballern genutzt wird, täglich gereinigt. Die Harzflecken können aber nur mit Spezialmitteln entfernt werden. Eigentlich hätten die Handballer die klebrige Masse nach ihrem Training selbst entfernen sollen. "Nach Aussagen unseres Hausmeisters ist die Harzentfernung durch die Handballer zu selten und weder fach- noch sachgerecht durchgeführt worden", erklärte Bürgermeister Christian Schiller. Wenn das Harz zu lange auf dem Boden bleibt, verbindet es sich mit Staub und härtet aus. Die Harzschicht kann dann nur mehr mit einem Spachtel abgekratzt werden.

Um Verletzungsgefahren zu vermeiden, muss ein Turnhallenboden einen bestimmten Gleitwert haben. Der alte Harzbelag beeinträchtigt diesen. Nach der Sperrung hatte die Gemeinde vergangenen Montag eine sogenannte Gleitwertmessung veranlasst. "Bedingt geeignet" lautete das Ergebnis. Das bedeutet, dass der Sportunterricht seit dieser Woche wieder mit Einschränkungen stattfinden kann. Allerdings muss der "hygienisch katastrophale Zustand des Bodens" umgehend behoben werden. Zur Probe hatte eine Reinigungsfirma ein fünf Quadratmeter großes Bodenstück geputzt. Erst nach drei Arbeitsgängen und mit der Unterstützung von Spezialreinigern und Bodenpflegemitteln war der Boden wieder sauber.

In den Weihnachtsferien soll jetzt die gesamte Halle gereinigt werden. Kosten: 6000 bis 10 000 Euro. Damit sich so etwas in Zukunft nicht wiederholt, hätte Thurmair ein Harzverbot ausgesprochen. Das gibt es bereits in den Nachbarlandkreisen. In Weilheim dürfe das Harz beispielsweise nur bei wichtigen Bundesliga- oder Länderspielen eingesetzt werden, erklärte Walter Kurzrock vom Handballverein Weilheim. Sein Fürstenfeldbrucker Kollege Robert Schall hatte auf Anfrage mitgeteilt, dass eine "Harzerlaubnis" nur in bestimmten Hallen und mit strengen Auflagen möglich sei. "Die Kosten trägt komplett der Sportverein." Auch beim Bayerischen Handballverband gelte am Stützpunkt in Unterhaching ein Harzverbot, so Landestrainer Christoph Koldziej. Für die Herrschinger Handballer einigte sich der Gemeinderat auf eine Gnadenfrist. Sie dürfen das Harz vorerst weiter verwenden. Die Grundreinigung und die tägliche Reinigung wird die Gemeinde übernehmen. Allerdings nur bis Ende März 2017. Dann muss der TSV Herrsching entschieden haben, ob und wie er künftige Reinigungen selbst zahlen werde. Selber putzen ist keine Option mehr. An den Hallenboden soll nur mehr eine Fachfirma ran. Schließlich hätten die Handballer nicht nur zu wenig, sondern auch falsch geputzt. In Zukunft könnte sich das Problem mit dem Harz vielleicht erledigt haben. Auf internationaler Ebene wird an einem selbstklebenden Ball getüftelt.

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