Herrsching:Pränatale Botschaften

Magnificat-Konzert zum ersten Advent in Herrsching

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Auch der Advent hat seine eigene musikalische Thematik, die nun in der Herrschinger Erlöserkirche erklang. Und damit sind keinesfalls die allerorts heruntergedudelten Weihnachtslieder gemeint. Nein, es geht sozusagen um die pränatale biblische Geschichte, die sich auf die Verehrung der bald gebärenden Mutter richtet. Mit den Worten "Magnifica anima mea Dominum" (Meine Seele preist den Herrn) beginnt der Lobgesang Marias in den Cantica des Lukasevangeliums.

Der Text handelt vom Besuch des Erzengels Gabriel sowie von der als Mariä Heimsuchung bekannten Szene des Besuchs der mit Johannes schwangeren Elisabeth. Dass sich das meist im Stundengebet gesungene Magnificat Maria widmet, bewog viele Komponisten, den Worten besonders einfühlsame, stellenweise zärtliche, ja liebliche Musiken zu hinterlegen. Die Evangelische Kantorei Herrsching, der Gospelchor Chorperation, das Orchester Symphonia Redemptoris sowie Christa Edelhoff-Weyde an der Orgel unter Leitung von Birgit Henke brachten nun drei Versionen des Magnificat in einem Konzert unter. Zu hören waren völlig unterschiedliche Werke - dem Lebenskontext der berücksichtigten Komponisten entsprechend.

Der irische Erneuerer der englischen Musik an der Seite von Edward Elgar im ausgehenden 19. Jahrhundert Charles Villiers Standford hat mit seinem orgelbegleiteten Magnificat eine stimmungsvolle Musik im Schönklang und in effektvollen Zusammenwirken zwischen Sopransoli und Chor kreiert. Auch wenn gewisse Anklänge der deutschen Romantik nicht von der Hand zu weisen sind, griff hier Stanford auch auf ältere Vorbilder der englischen, ja auch der keltischen Musik zurück. Ähnlich auch John Rutter (geb. 1945). Dass deren Kompositionen sich vom barocken Magnificat des Italieners Vivaldi entscheidend unterscheiden mussten, liegt auf der Hand. Dennoch hatte auch die italienische Ästhetik viel Sinn für beschwingte Heiterkeit oder herzerwärmende Lyrik. Große Emotionen waren hier ein Thema, vor allem als es im "Et misericordia eius" düster wurde. Emotional geprägt war auch das Magnificat Rutters, der sich jedoch einer gänzlich anderen Stilistik bediente.

Er schuf vielmehr ein Musical, das von der Klangbildung her immer wieder an die Opernmusik Pietro Mascagnis erinnerte. Aber hier ging es mit Jazz-Elementen rhythmischer, packender zu. Mit Neuer Musik hatte das nichts zu tun. Erstaunlich, wie die Sänger und Instrumentalisten nach der Überleitung mit "O Heiland, reiß die Himmel auf" in der neugewandeten Eigenproduktion von Valentin Schmitt und Brigit Henke so schnell und mühelos zum gänzlich anderen Zugriff fanden. Wunderbare solistische Einlagen vor allem in den farbenreichen lyrischen Sätzen mit wohliger Chorsubstanz wechselten mit kraftvoll rhythmisierten, swingenden Sätzen von großer Ausdruckskraft - das Publikum war begeistert.

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