Dichter:Nassrasur mit Leitner

Anton G. Leitner WeßlingVerleger und Lyriker

Der Dichter, Rezitator und Literaturveranstalter Anton G. Leitner verfügt über einen Fundus mit Hunderten von Gedichten.

(Foto: oh)

Der Lyriker aus Weßling liest am Samstag in Herrsching Wasser- und Liebesgedichte

Interview von Gerhard Summer, Herrsching

Wasserpoesie und Liebeslyrik: Anton G. Leitner liest am Samstag, 17 Uhr, im Herrschinger Kurparkschlösschen aus seinen Werken. Der 54-Jährige aus Weßling gibt seit 23 Jahren die Zeitschrift "Das Gedicht" heraus. Mit der SZ sprach er darüber, was die Zuhörer erwartet:

SZ: Ist es nicht schwierig, die Leute mit Gedichten zu locken?

Anton G. Leitner: Schon, aber die Nachmittagslesung in Herrsching dauert nur etwa eine Stunde. Was sich andererseits auch hinziehen kann, wenn der Falsche liest.

Was nicht zu erwarten ist?

Das hoffe ich. Wichtig ist erstens, die richtigen Texte auszusuchen, um die Stunde mit Poesie so zu gestalten, dass das Publikum Freude daran hat. Und zweitens sollte man über eine gewisse Erfahrung im Rezitieren verfügen. Wenn diese beiden Punkte zusammenkommen, kann so eine Unternehmung auch sehr unterhaltsam werden.

Welche Gedichte haben Sie ausgesucht?

Das Schlösschen ist in Seenähe, von daher eignen sich besonders gut Verse, die in Zusammenhang mit Wasser stehen. Das ist eines meiner Hauptthemen, zusammen mit Liebe und Erotik, was ja erfahrungsgemäß fast jeden interessiert.

Nicht Liebe im Wasser, sondern getrennt.

Genau (lacht). Ich werde die Gedichte für Herrsching morgen aussuchen. Ich bereite solche Veranstaltungen immer gut vor, ich bin also nicht der Dichter, der am Veranstaltungsort überlegt, was er vorliest.

Kommt so was vor?

Das gibt es leider sehr oft und kommt beim Publikum dann unter Umständen fatal an.

Können Sie eine Kostprobe für ein Wassergedicht geben?

Ja, zum Beispiel ein ganz einfacher Text, den hab' ich einmal zum Weßlinger See geschrieben, der beatmet werden muss mit einer künstlichen Lunge, die im Moment nicht richtig funktioniert: 'Der See braucht / Mein Wohlwollen / Nicht. // Wer befestigt / Das Ufer?' Dahinter steckt ein ganz einfacher Gedanke: Die Natur ist - im Falle des Weßlinger Sees - auf den Menschen angewiesen, nachdem der Mensch vorher zur Zerstörung der Natur beigetragen hat.

Und ein erotisches Gedicht?

Ich suche gerade, aber es ist so: Meine Mitarbeiterin kennt meine Gedichte fast schon besser als ich, ich frage sie, einen Augenblick (ruft nach seiner Mitarbeiterin, Gemurmel). Der 'Schneemann' passt nicht so in die Jahreszeit, aber die 'Nassrasur' von 1999, das ist was Erotisches: 'Nass, Rasur // Sag dem Kaktus / Er soll nicht // Stechen oder zieh / Ihm besser // Die Stacheln. Dann / Streichle ich // Ihn zuerst. Später / Dich. Mach // Schnell, sonst / Sticht er // Nicht so. / Aua, Du // Tust mir / Gut.'

Das müssen Sie erklären!

Einerseits geht es um Feuchtigkeit, die bei Erotik auch eine Rolle spielt, und um Stacheln. Wenn man sich Menschen zu sehr annähert, kann das trotzdem gut tun, auch Schmerz kann faszinierend sein, aber es kann auch zu viel des Guten werden. Man muss in der Liebe immer das richtige Maß an Verletzung erfahren, so ein leichtes Angestochen-Werden kann Spaß machen.

Liebe ohne Stacheln gibt es nicht?

Genau, und man muss aufpassen, dass man sich nicht zu viele auf einmal einzieht.

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