Herrsching:Mit voller Wucht

Faustschlag bei Silvesterfeier bringt 21-Jährigen vor Gericht

Von Christian Deussing, Herrsching

Der kräftige Angeklagte versuchte sich zu erinnern, was eigentlich nach einer Silvesterfeier am Neujahrsmorgen vor dem Herrschinger Haus passiert war. "Ich habe aus Angst und Notwehr reflexartig zugeschlagen", sagte der 21-Jährige am Dienstag vor dem Jugendgericht in Starnberg. Er habe sich mit einem anderen Gast gestritten und sei beleidigt worden. Der Elektriker hatte laut Anklage "mit voller Wucht" das Kinn des Kontrahenten getroffen, der eine klaffende Platzwunde und Prellungen am Unterkiefer erlitt. Nun musste sich der bisher unbescholtene Herrschinger, der bei dem Vorfall 1,2 Promille intus hatte, wegen Körperverletzung verantworten.

An vieles konnte er sich aber nicht mehr erinnern. "Wir haben Dummes gelabert und uns gegenseitig beleidigt", erzählte der Handwerker. Den anderen Mann habe er nicht gekannt, der den "Arm um ihn gelegt hat und zupacken wollte". Das 36-jährige Opfer, das auch einiges getrunken hatte, schilderte die Situation vor dem Jugendrichter etwas anders. "Der junge Mann hat gepöbelt und ich habe auf ihn eingeredet, sich doch zu beruhigen", berichtet der Zeuge. "Das mit dem Arm" habe demjenigen wohl nicht gefallen. Mit dem Faustschlag habe er nicht gerechnet und sei zu Boden gegangen, sagte der Verkäufer aus Gilching. Danach waren Silvestergäste eingeschritten, bevor die Polizei und ein Krankenwagen eintrafen. Später soll der Vater des Schlägers dem Opfer 1500 Euro als Schmerzensgeld angeboten haben, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Der Gilchinger betonte jetzt aber, davon nichts zu wissen.

Der Richter konnte zwar keine Notwehr bei dem Faustschlag erkennen, befand jedoch, dass der Angeklagte das Verhalten des 36-Jährigen als "Angriff empfunden" und daher nicht aus reiner Aggression zugeschlagen habe. Deshalb bot das Gericht dem Angeklagten und der Staatsanwaltschaft an, den Prozess gegen eine Geldauflage von 500 Euro einzustellen. Der Betrag ist an die "Lebenshilfe Starnberg" zu zahlen. Der Elektriker und die Staatsanwältin nahmen dies an.

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