Herrsching gegen Landratsamt:Machtkampf am Kienbach

Die Gemeinde will den Bau einer Wohnanlage mit fünf Häusern verhindern und stellt sich dabei gegen die Auffassung des Starnberger Landratsamtes. Auch Nachbarn protestieren gegen das Vorhaben

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Eine kleine Chance hat die Gemeinde Herrsching noch, um ein Bauvorhaben an der Kientalstraße zu verhindern. Mehrfach stand im Bauausschuss schon ein Antrag auf Vorbescheid auf der Tagesordnung. Stets wurden die immer wieder überarbeiteten Pläne einer Immobiliengesellschaft abgelehnt. Wo jetzt ein Häuschen steht, sollten künftig fünf Einfamilienhäuser stehen. Drei Gebäude vorne an der Straße und in zweiter Reihe am Kienbach zwei weitere, die etwas kleiner sind. Die zweistöckigen Häuser sollen bis zu 8,70 Meter hoch sein. Die Zufahrt haben die Planer bei zwei Häusern direkt von der Kientalstraße aus eingezeichnet. Allerdings wurde beim letzten abgelehnten Plan der vor den Garagen vorgeschriebene Platz von fünf Metern um drei Metern unterschritten. Der Bauwerber hatte den Plan anschließend im Januar nochmals überarbeitet, so dass der Parkraum nun passt und dann das Ganze gleich der übergeordneten Kreisbehörde vorgelegt.

Das Landratsamt in Starnberg bewertet die Sache nach einer Ortsbesichtigung ganz anders als die Gemeinde. "Das geplante Bauvorhaben beurteilt sich nach Paragraf 34", heißt es in der Stellungnahme der Kreisbehörde. Auch mit der dichten Bebauung hat das Landratsamt keine Probleme. Es gebe schließlich in der Umgebung vergleichbare Wohngebäude. Das Fazit: "Das Landratsamt Starnberg vertritt die Auffassung, dass die Gemeinde Herrsching das Einvernehmen zum Antrag auf Vorbescheid rechtswidrig verweigert hat". Das Landratsamt beabsichtige deswegen, den Vorbescheid zu ersetzen.

In seiner jüngsten Sitzung lehnte der Bauausschuss das Vorhaben trotzdem wieder ab. Vor allem die Verkehrserschließung von der engen und abschüssigen Kientalstraße aus sei problematisch. Die Gemeinderäte bezweifelten, dass die Lösung des Bauwerbers funktioniert. Anlieger, die sich im Vorfeld kritisch zu Wort gemeldet hatten, befürchten ebenfalls, dass die Zufahrten zu den Stellplätzen nur mit Rangieren zu erreichen sind und dass zu dem Gefälle der Kientalstraße noch ein weiteres zu den Carports hin entsteht. Anlieger-Sprecher Martin Hirte bedauerte außerdem, dass "die bislang offene Bebauung entlang der Kientalstraße zerstört wird durch die Bebauung in zweiter Reihe". Die bisherige Abfolge von Häusern und Durchblicken gebe es dann nicht mehr. Die "extrem dichte Bebauung" der neuen Wohnanlage mit den geschosshohen Dachterrassen, Zufahrten und Carports sei ein "Übermaß an baulicher Verdichtung". "Schade, dass die Gemeinde nicht weiter auf dem Schnurgerüst bestand hat". Jetzt hoffen die Anlieger darauf, dass die Gemeinde auch weiterhin bei ihrem "Nein" bleibt. Die Gemeinde habe die Pflicht, das Wohnumfeld der Bürger zu schützen, auch wenn dies eine Schadensersatzzahlung nachziehen würde, mahnten die Anlieger. "Das ist immer noch besser als Investoren zu dienen und solche Projekte zuzulassen", findet Hirte.

Der Antrag auf Vorbescheid wird jetzt mit den neuen Bedenken der Gemeinde ergänzt und kommt dann wieder nach Starnberg, wo ihn die Kreisbehörde neuerlich begutachten soll. Eine kleine Hoffnung, dass die Kreisbehörde einlenke, gibt es also noch, versicherte Melanie Faude vom Bauamt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: