Herrsching:Hilfe fürs Kiesufer

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Teilweise vom Bewuchs freigeräumt: das Ammerseeufer in Wartaweil. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Verein Ammersee-Ostufer kann sich freuen, denn der Pflegeplan zeigt erste Erfolge

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Zwei Wochen Kälte wären noch notwendig gewesen. Dann wäre der Ammersee komplett zugefroren und bei der anschließenden Eisschmelze hätten sich riesige Eisschollen über das Ammersee-Ostufer geschoben. Sie hätten quasi auf natürlichem Wege das Kiesbett von unerwünschtem Humus und Bewuchs befreit. "Leider sind so kalte Winter selten geworden", bedauerte Burkhardt Quinger. Der Biologe sprach beim Verein Ammersee-Ostufer für Mensch und Natur über sein Gutachten zu den Uferstrukturen am Ostufer. 1997 sei der letzte extrem kalte Winter gewesen. In den 80er Jahren habe es drei gegeben. Aber auch ohne die Hilfe des Eises zeigte sich der Biologe überzeugt davon, dass das ursprüngliche Kiesufer am Ostufer mit der Zeit ganz von alleine wieder "durch die Macht des Sees" hergestellt werden würde. Schließlich würde das Ammersee-Wasser nur mehr ein Zehntel des Nährstoffs wie noch in den 1970-er Jahren aufweisen. Vom See aus werden folglich keine Nährstoffe mehr ans Ufer gespült, so dass der ursprüngliche Vegetationszustand im Laufe der Jahre erreicht werden könne. Quinger zeigte der Versammlung Vorher-, Nachher-Fotos, auf denen man deutlich die Auflösung von Schilf- und Seggen-Beständen erkennen konnte. "Die Schilffront in Wartaweil Nord weicht zurück", freute sich Quinger. Denn auf der Ostseite des Sees sei Schilf untypisch.

Ein 20 Jahre lang dauernder niedriger Seestand verbunden mit dem nährstoffreichen Ammersee-Wasser habe zu dem untypischen Bewuchs des Ufers geführt, erklärte der Experte. Eine "ungelenkte Entwicklung" sei dies gewesen und keinesfalls von Menschenhand im Rahmen der Kanalisierung entstanden, stellte er klar. Dies sei nämlich lange Zeit die These des Vereins gewesen. Dieser setzt sich seit Jahren für die Renaturierung der ursprünglichen Kiesufer am Ammersee-Ostufer ein. Auf die Natur zu warten, das dauert den Vereinsmitgliedern indes zu lange. Deswegen haben sie sich nach langwierigen Verhandlungen mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Schlösser- und Seenverwaltung auf verschiedene Pflegemaßnahmen geeinigt. Zusammen mit Asylbewerbern hat der Verein im vergangenen Jahr beispielsweise in Breitbrunn "an zwei Tagen jeweils mit etwa 20 Personen große Aufräum-Aktionen durchgeführt", erklärte Reinhard Lidl. In Wartaweil hat der Verein acht Tonnen Material abfahren können und in Lochschwab hat die Gemeinde den seit Jahren bestehenden Pflegeplan dank der Aktivitäten des Vereins wieder aufgenommen.

Erste Erfolge sind schon erkennbar. So gab es in Wartaweil ein Jahr nach der Abräumaktion bereits eine "deutlich sichtbare" Regeneration des Kiesufers. "Das hätte ich so nicht erwartet", staunte Quinger. In diesem Jahr möchte der Verein angeschwemmte Holz- und Schilfteile entfernen. Auch Sträucher sollen zurückgeschnitten und neue Sichtbeziehungen geschaffen werden, damit vom Lochschwaber Ufer aus wieder die Alpenkette zu erkennen sein wird. Am liebsten hätte der Verein, dass der "Trampelpfad" entlang des Ufers in Breitbrunn als echter Weg anerkannt werde. Dann könnten die Vereinsmitglieder dort nämlich beispielsweise die Brombeerranken entfernen, ohne sich jeden Handgriff von den Behörden genehmigen lassen zu müssen.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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