Herrsching:Herrschinger Wünsche erfüllt

Die Ammerseegemeinde hat lange Jahre dafür gekämpft. Jetzt erhält sie ein Gymnasium. Am Dienstag hat das Kabinett die Genehmigung für den Bau erteilt. Die Kosten will der Landkreis übernehmen

Wolfgang Prochaska

Bauplatz für das neue Gymnasium

Bisher müssen Andechser oder Herrschinger Gymnasiasten nach Gilching, Germering oder Tutzing fahren. Nun soll in Herrsching ein Gymnasium gebaut werden und zwar am nördlichen Ortsrand. Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Nun ist es höchst offiziell: Der Ministerrat hat in seiner Sitzung am Dienstag den Bau eines Gymnasiums in Herrsching beschlossen. Damit hat sich bewahrheitet, was in der vergangenen Woche CSU und FDP auf verschiedenen Partei-Veranstaltungen angedeutet haben. Entsprechend lautstark verbuchen beide Koalitionspartner den Erfolg für sich. Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) wird in einer Pressemitteilung mit den Worten zitiert: "Die FDP hat Wort gehalten." Die Beharrlichkeit zum Wohle der Schüler und Eltern zahle sich endlich aus. Die CSU-Direktkandidatin Ute Eiling-Hütig ist sich ganz sicher, dass das Gespräch mit Ministerpräsident Horst Seehofer in Andechs zum Erfolg geführt hat. Seehofer sagte anschließend in seiner Rede: "Ich werde mich darum kümmern." Für Landrat Karl Roth (CSU) ist die Genehmigung des Gymnasiums ein weiterer Schritt in Richtung "Bildungsregion Starnberg". Sechs Gymnasien hat der Landkreis mit Herrsching. Trotz der verständlichen Freude auch bei Herrschings Bürgermeister Christian Schiller - "Die Entscheidung war längst überfällig" - beginnt jetzt nun die eigentliche Arbeit. Die SZ stellt das weitere Prozedere vor:

Wie lauten die Gründe für die Entscheidung des Kultusministeriums?

Das Kultusministerium begründet seine Empfehlung laut Landrat Roth mit der überdurchschnittlich hohen Übertrittsquote von Schülern an Gymnasien, die im Landkreis Starnberg mit 59 Prozent (Schuljahr 2010/2011) weit über dem bayerischen (39,7 Prozent) und dem oberbayerischen (44,3 Prozent) Durchschnitt liegt. Auch die Größe der fünf umliegenden Gymnasien mit über eintausend Schülern lege eine günstigere Verteilung der Schüler pädagogisch nahe. Die Gemeinde Herrsching sei aus landesplanerischer Sicht ein geeigneter Standort für ein neues Gymnasium. Zudem wurde von Seiten der Antragssteller darauf hingewiesen, dass im westlichen Teil des Landkreises die Bildungschancen geringer seien als am Starnberger See.

Was sind die nächsten Schritte?

Im Landratsamt wartet man den schriftlichen Bescheid für die Gründung des Gymnasiums noch ab. Dann werden sich im Herbst die politischen Kreisgremien mit dem Gymnasium beschäftigen. Der Kreistag wird im Oktober über Größe und Ausrichtung des Gymnasiums diskutieren.

Wo soll das Gymnasium in Herrsching eigentlich errichtet werden?

Die Gemeinde Herrsching ist in den vergangenen Jahren - seit 2008 wird über ein Gymnasium diskutiert - nicht untätig gewesen. Ein Grundstück am nördlichen Ortsrand wurde als Standort ausgemacht. Es liegt zwischen Gewerbegebiet und Seefelder Straße und besitzt eine Größe von etwa 100 000 Quadratmetern. Nur ein Teil des Areals gehört der Gemeinde. Es müssen also Grundstücksverhandlungen geführt werden. Diese will Bürgermeister Schiller umgehend aufnehmen. Die Zufahrt zum Gymnasium soll von der Staatsstraße aus geschehen, um das Ortsinnere nicht mit weiterem Verkehr zu belasten.

Wie groß soll das Gymnasium werden?

Im Landratsamt geht man davon aus, eine Schule für 730 bis 850 Schüler zu bauen. Derzeit müssen die Schüler aus Andechs oder Herrsching das Gymnasium Gilching besuchen. Etwa 500 bis 600 Gymnasiasten gehen auf andere Einrichtungen außerhalb des Landkreises, zum Beispiel nach Germering. 350 davon, so Schiller, kommen aus Herrsching. Auf Grund dieser hohen Zahl ist die Diskussion über eine neue Schule in Herrsching überhaupt entstanden. Ein Förderverein hatte sich deshalb gegründet.

Wer bezahlt den Bau der neuen Schule?

Bislang gibt es einen Zweckverband für weiterführende Schulen im westlichen Landkreis. Dieser ist aber auf Grund des Ausbaus des Gymnasiums Gilching hoch verschuldet. Landrat Roth hat deshalb angeboten, dass der Landkreis die Trägerschaft für das Herrschinger Gymnasium übernimmt. "Der Zweckverband kann die Kosten nicht stemmen", ist sich Roth sicher.

Wie hoch sind die Kosten?

Im Landratsamt rechnet man mit geschätzten 30 Millionen Euro. Da das Gymnasium von der Anzahl der Klassen kleiner wird als die neue Realschule in Gauting - auf 34 Millionen Euro belaufen sich dort die Ausgaben - dürfte es also billiger werden. Zudem wird es auch noch Zuschüsse vom Freistaat geben. Roth rechnet mit 20 Prozent förderfähiger Kosten, das wären Zuschüsse in Höhe von sechs Millionen Euro.

Wann wird gebaut?

Wenn alles gut läuft, könnte der Spatenstich im Sommer 2015 sein. Davor gibt es noch einen Architektenwettbewerb, der 2014 über die Bühne gehen soll. Mit einer Bauzeit von zwei Jahren rechnet man im Landratsamt. Im Herbst 2017 oder spätestens 2018 könnte in Herrsching die Einweihungsfeier stattfinden. Natürlich wenn nichts dazwischen kommt.

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