Kurparkschlösschen:Herrschinger Hürdenlauf

Treffpunkt Kurparkschlößchen

Soll auch für Menschen im Rollstuhl zugänglich werden: das Kurparkschlösschen in Herrsching.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach langer Debatte liegt zwar eine Planung vor, wie das Kurparkschlösschen Herrsching barrierefrei werden könnte. Aber das Projekt ist teuer, und nach wie vor gibt es viele offene Fragen. Probleme bereitet vor allem der Brandschutz

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt eine Vorplanung für den barrierefreien Zugang zum Kurparkschlösschen. Aber: Es wird nicht einfach und vor allem recht teuer werden. Der Wolfratshauser Architekt Andreas Doktor stellte dem Gemeinderat in der jüngsten Sitzung zwei Lösungsvarianten vor, mit denen der jahrelange Wunsch, das Gebäude für mobilitätseingeschränkte Menschen zugänglich zu machen, doch noch erfüllt werden könnte. Grundlage waren eine alte Planung und Gespräche mit dem Denkmalamt.

Doktors Lösung sieht einen Aufzugsturm auf der Rückseite des Gebäudes vor. Der Sichtbeton könnte begrünt werden und soll mit gläsernen Stegen an das denkmalgeschützte Schlösschen angebunden werden. 300 000 bis 350 000 Euro würde der Aufzug kosten. Mit dem Landratsamt Starnberg habe Doktor bereits Rücksprache gehalten. Dort seien seiner Planung Chancen eingeräumt worden. Allerdings gibt es noch viele offene Fragen. Die meisten Sorgen bereitet der Brandschutz.

Das Architekturbüro Gollwitzer, das bereits die aktuelle Brandschutzsanierung in der Scheuermannvilla realisierte, hat die Vorplanung bereits geprüft. In dem Schreiben an die Gemeinde bezeichnete Jürgen Gollwitzer die neue Planung als "deutliche Verbesserung der bisherigen Planungsansätze". Gut sei beispielsweise, dass der Aufzug als eigenständiges Gebäude gewertet werden könne. Dadurch dürfte er auch im Fall eines Brandes in Betrieb bleiben. Natürlich nur, wenn bestimmte Auflagen erfüllt sind. Damit der Aufzug ganzjährig genutzt werden kann, braucht er allerdings eine Heizung, das bedeutet Folgekosten.

Probleme sieht Gollwitzer beim Fluchtweg. Rollstuhlfahrer müssten sich je nach Brand nicht nur über den Aufzugssteg, sondern auch über das Treppenhaus retten können. Das würde bedeuten, dass die Veranstalter speziell geschulte Helfer zur Verfügung stellen müssen. "Dadurch entsteht ein erhöhter organisatorischer und dokumentarischer Aufwand", so Gollwitzer. Ungewiss ist außerdem, ob das Denkmalamt mit der Anbindung des Stegs an die Villa einverstanden ist. Um den Steg zum Aufzug zu erreichen, müsste im ersten und im zweiten Stock des Kurparkschlösschens die Brüstung abgebrochen werden, um einen Zugang zum Gebäude zu bekommen. Besonders gravierende Auswirkungen hätte es, wenn die Umbaumaßnahmen als so umfangreich gewertet werden, dass sie den Bestandsschutz aufheben. "Der muss unbedingt erhalten bleiben", erklärte Doktor. Ansonsten könnte man die Pläne ad acta legen, denn dann müsste das Kurparkschlösschen mit dickeren Feuerschutztüren und -decken umgerüstet werden. Diese großen Eingriffe in den Bestand würde der Denkmalschutz ablehnen. Auch die Praktiker von der Feuerwehr Herrsching, sehen Probleme. Daniel Pleyer, Kommandant der FFW, hatte mit seiner Mannschaft den Ernstfall simuliert und ausprobiert wie sich ein angenommener Aufzugsturm auf einen Rettungseinsatz auswirken würde. "Enorm schwierig", so seine Einschätzung. Das Löschfahrzeug wäre zwischen Haus und Bäumen "extrem eingeschränkt". Wegen der Treppe könnte die Drehleiter nur erschwert ausgefahren werden, auch könnten brennende Gebäudeteile aufs Fahrzeug fallen. Jetzt sollen sich Architekt, Brandschutzexperte, Verwaltung und Denkmalamt zusammensetzen.

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