Herrsching:Fröhliche Mischung

Lesezeit: 2 min

Jubel zur Begrüßung: Die Teilnehmer der internationalen Tagung im Haus der Landwirtschaft stellten sich zu einem Gruppenbild auf. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Hundert Teilnehmer aus aller Welt treffen sich im Haus der Landwirtschaft. Sie eröffnen die Tagung über nachhaltiges Handeln in Landestracht und lernen, dass im Landkreis "vom All bis zum Stall" alles da ist

Von Patrizia Steipe, Herrsching

16 Stunden lang hat der Flug von Patrice Ngoran von der Elfenbeinküste gedauert, weniger lang war Tatjana Hryts aus Weißrussland unterwegs. Die beiden sind zwei der rund 100 Teilnehmer aus weltweit 60 Staaten, die am Seminar für Führungskräfte in der Landjugendarbeit teilnehmen. Zwei Wochen lang werden sie sich im Herrschinger Haus der Bayerischen Landwirtschaft (HdBL) über Themen wie "Nachhaltiges Handeln" und "Umsetzungsstrategien" austauschen.

Das "International Herrsching Seminar" wird vom Bundeslandwirtschaftsministerium finanziert und steht in diesem Jahr unter dem Motto "Inspiration durch Vielfalt - Herrsching wirkt". Die Bewerber mussten ein Auswahlverfahren durchlaufen, in dem eine Ausgewogenheit an verschiedenen Regionen, Geschlechtern, Organisationen, aber auch innovative Ideen sowie die Möglichkeit das neue Wissen weiterzugeben, berücksichtigt wurden.

Seit 1962 gibt es dieses "weltweit einzigartige Seminar", so Gunther Strobl, Leiter des Hauses der Landwirtschaft, der als Seminarleiter auch für die Inhalte der Kurse verantwortlich ist. Ziel sei es, dass die Teilnehmer Impulse, Knowhow, Erfahrungen und Motivation mit in ihre Länder nehmen. "Über aktive Landjugendarbeit lässt sich in allen Kontinenten ein Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen leisten". Dazu werden die Gäste in sieben Sprachgruppen und in Kleingruppen mit Dozenten aus dem In- und Ausland arbeiten. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht in Wissensvermittlung, sondern im Voneinanderlernen.

Zur Begrüßung hatten die Teilnehmer ihre Landestrachten angezogen. Die bunten Stoffe der afrikanischen Länder, bildeten mit den fein bestickten Schals aus Indien und den Folkloretrachten europäischer Länder eine fröhliche Mischung. Als dann das Duo Klangzeit zu einem bayerischen Tanz einlud, war das Eis schnell gebrochen und nach den Festreden trafen sich die jungen Landwirte, Agrarwissenschaftler und Vertreter von Organisationen zum ersten Kennenlernen im Foyer. Da informierte einer der Gästebetreuer die Gäste über die Bierpreise und das Ausgehverhalten, andere stellten sich zu gemischten Fotogruppen zusammen, wieder andere teilten Infomaterial aus ihren Ländern aus oder zeigten auf dem Smartphone Bilder aus ihrer Heimat.

Zunächst galt es aber noch einige Reden zu überstehen, die von Dolmetschern in englisch und französisch übersetzt wurden. Der stellvertretende Landrat Tim Weidner stattete die Gäste mit ein paar Statistiken aus dem Landkreis aus. "220 Ackerbauern und 180 Milchbauern bewirtschaften unsere Böden", der ganze Landkreis stünde zu 72 Prozent unter Landschaftsschutz und die Berufe reichten vom Fischer bis zum Wissenschaftler beim DLR. "Vom All bis zum Stall ist alles vorhanden", erfuhren die internationalen Gäste und Hans Müller, Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbands ergänzte: "Zur Zeit wird die Ernte eingebracht und die Aussaat vorbereitet".

Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, erinnerte in seiner Ansprache an die Herausforderungen des Klimawandels. "Wir können nur in gemeinsamen Anstrengungen sicherstellen, dass wir künftig auf den weltweit beschränkten Agrarflächen unter sich stetig und krasser verändernder Klimabedingungen ausreichend viele und vor allem gesunde Lebensmittel erzeugen können", mahnte er. Auch der Hunger sei angesichts fast 800 Millionen weltweit hungernder Menschen ein Problem. An die Teilnehmer appellierte er, Netzwerke vor Ort zu bilden, "um die Ergebnisse aus der Forschung auch in Innovationen umzusetzen". "Schließen Sie sich zusammen und bringen Sie Ihre Erkenntnisse zusammen", forderte Eiden.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: