Herrsching:Fendlbach bereitet Sorgen

Bei Starkregen könnte er das Neubaugebiet überschwemmen

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Straßen hatten sich in reißende Bäche verwandelt, überflutete Keller und Wohnungen zu Katastropheneinsätzen bei der Feuerwehr geführt. Auf solche Bilder wie vom Hochwasser im Sommer 2016 möchten die Anlieger der Hechendorfer Straße, des Rauscher Fußwegs sowie dem Oberen und Unteren Stocketweg gerne verzichten. In einer Machbarkeitsstudie hat das Ingenieurbüro Benjamin Neudert einen möglichen Hochwasserschutz für den Fendlbach untersucht. Dem Bauausschuss gab Neudert in der jüngsten Sitzung einen Zwischenbericht. Dabei wurde auch der neue Bebauungsplan "Lochschwab Nord-Ost" einbezogen. Bei Starkregen könnte künftig das neue Wohnviertel ebenfalls von Hochwasser betroffen sein. Da bald die Bagger auf dem Baugebiet anrollen wollen, ist Eile geboten. Eine Lösung für das Hochwasserproblem wünscht sich der Bauausschuss noch in diesem Jahr.

Die jetzige Situation bezeichnete Neudert als "kritisch". Um das Oberflächenwasser bei Starkregen ablaufen zu lassen, reichten die Regenwasserkanäle nicht aus. Dazu kommt, dass rund zehn Prozent des Einzugsbereichs des Fendlbachs überbaut werden sollen. Dringend riet Neudert davon ab, das komplette Oberflächenwasser bei Niederschlag in den Fendlbach einzuleiten. Überschwemmungen wären programmiert. Schwierig sei auch die Möglichkeit, das Wasser in den Ammersee abzuleiten. Grundeigentümer müssten zustimmen und mitten im sensiblen Schilfbereich müsste ein "Energievernichtungsbauwerk" errichtet werden, um die Geschwindigkeit des Fließwassers in den See zu bremsen.

Das Ingenieurbüro präsentierte deswegen eine weitere Alternative. Es gibt einen alten Kanal, der bei der Polizei beginnt und über die Rieder Straße zum See führt. Vor einigen Tagen wurde er von innen begutachtet. Neudert gab dem Bauwerk die Note 3. Es gebe lediglich ein paar Risse an den Seiten. Innerhalb einer Sekunde könnten durch diese Röhre 1260 Liter Wasser pro Sekunde aus dem 38 000 Quadratmeter großen Einzugsgebiet abgeleitet werden. Um ein Hochwasser wie im vergangenen Jahr zu verhindern, müssten allerdings 2170 Liter durchfließen. Neudert empfahl der Gemeinde deswegen, zusätzlich ein Rückhaltebecken zu errichten, um den Abfluss durch den Fendlbach zu reduzieren, auch ein Überlaufwehr am Bach könnte helfen. Und dann müsste noch der Durchmesser eines weiteren Kanals erweitert werden.

Um zu erkennen, wo die kritischen Stellen bei Starkregen sind, bittet Neudert die Anwohner ihre Fotos und Filme von bisherigen Hochwasserereignissen zur Auswertung zur Verfügung zu stellen. Wunder dürfe man aber nicht erwarten, mahnte Bürgermeister Christian Schiller. Statistisch gesehen würde ein solches Hochwasserereignis alle 100 Jahre vorkommen. "Gegen solche Wassermassen ist der Mensch machtlos."

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