Herrsching:Die ausgefallene Schlacht

Der Wettbewerb "Battle of Bands" im Herrschinger Seewinkel bietet jungen Musikern aus der Region ein gutes Forum. Heuer musste der Veranstalter mit äußeren Widrigkeiten kämpfen.

Von Thorben Pollerhof, Herrsching

"Erst mal müssen wir den Ausweis sehen, da hilft auch der Bart nichts." Bei der "Battle of Bands" nehmen sie es genau mit dem Mindestalter - erst mit 14 Jahren kommt man als Zuschauer in das Strandbad Seewinkel. Und beim Einlass um 16 Uhr macht sich der erste Lichtblick am Himmel breit. Die Sonne kommt raus. Denn erst im Sonnenschein entfaltet die Location direkt am Ammersee ihr volles Potenzial. Zwei Stege führen in den See hinein, die lange Wiese bis zur Bühne lädt zum Sonnenbad ein. Apropos Bühne: Seit jeher ist das Markenzeichen der "Battle of Bands" die große Bus-Bühne. Ja, es ist genauso, wie es klingt, eine Bühne in einem alten, umgebauten Tourbus.

Auch sonst ist alles vorbereitet. Das Team vom Strandbad hat für Essen gesorgt, Pommes und Currywurst gehen immer wieder über die Theke, und das "Stellwerk-Haus der Jugend" ist mit einem Bierstand, mit und ohne Alkohol, vertreten. Ein Security-Dienst ist da, und das Bayerische Rote Kreuz ist mit vier Mann am Ort. Einen Wettbewerb wird es heute Abend aber nicht geben. "Wir haben zwei Bands dabei, die nur Cover-Stücke spielen, da fanden wir es nicht angebracht, einen Wettbewerb daraus zu machen", sagt Gemeindejugendpfleger Christian Kreilkamp. Jetzt fehlt nur noch eins - das Publikum.

Battle of Bands im Seewinkel; Treffen der Nachwuchsbands

Viel Talent: Die Gruppe "Hybrid Maniac" aus Germering.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eingeladen ist zwar für 16 Uhr, aufgebaut ist um die Zeit allerdings noch nicht viel. Langsam aber sicher trudeln die Bands mit ihren Sachen ein, das Schlagzeug wird aufgebaut, die ersten Künstler testen beim Soundcheck ihr ideales Setup für den Abend. Dann, gegen 18 Uhr, ist es endlich soweit. Finn Schindler aus Berg, der gerade mal in die 10. Klasse des Starnberger Gymnasiums geht, betritt als erster Künstler die Bühne. Trotz des Sonnenscheins sind nur um die 30 Zuschauer gekommen; es ist noch Regen für den Abend angekündigt. Finn setzt sich mit seiner akustischen Gitarre auf einen Hocker, das Mikrofon steht weit weg; er braucht es nur um seine Songs anzukündigen. "Stitches" von Shawn Mendes, ein Hit, den jeder aus dem Radio kennt. Finn singt nicht, sondern spielt alles auf seiner Gitarre. Fingerstyle nennt sich das und bezeichnet das Gitarrenspiel, bei dem in der rechten Hand kein Plektrum benutzt wird, sondern jeder Finger eine eigene Seite anschlägt. So spielt er nicht nur die Rhythmus-Gitarre, sondern auch die Melodie, die Gesangsstimme von Shawn Mendes selbst. Der Song ist perfekt wiedererkennbar und das Publikum staunt. Finns Hände flitzen über die Gitarre, sei es jetzt die linke oder die rechte. Bei einem weiteren Song, "Closer" von The Chainsmokers, klopft er sogar den Beat auf seinem Instrument mit und schnippst.

Jakob Muehleisen, eine Hälfte der Band A Story for Reflection, die später auch noch auftreten wird, stellt sich dem Publikum als zweiter Künstler erstmal alleine. Doch es fängt an zu regnen. Jakob nutzt die Chance: "Ihr könnt auch gerne etwas näher kommen, ich hab hier ein kleines Dach." Und tatsächlich, die Zuschauer, die auch beim Regen dem Event treu bleiben, stellen sich direkt vor die Bühne. Mehr Wohnzimmer-Konzert geht wohl nicht. Und Jakob liefert. Nur mit einer Gitarre und einer Stomp-Box, die beim Rauftreten mit dem Fuß einen Beat erzeugt, spielt er selbstgeschriebene Balladen wie "The Ice" oder "Home" und singt dabei in Englisch von gescheiterten Beziehungen, Erinnerungen und Freiheit. Und auch zusammen mit seinem Kollegen Maxi Aldinger heizt er der Menge ein. Denn Maxi bringt mit seinem Keyboard nochmals mehr Tiefe in die Musik und besonders auch in die Stimme von Jakob. Sie spielen eigenes Material, beispielsweise die aktuelle Single "Higher", aber auch Cover-Songs wie "The Cave" von Mumford & Sons, die als Band augenscheinlich sehr viel Inspiration für die beiden Jungs sind.

Battle of Bands im Seewinkel; Treffen der Nachwuchsbands

Gitarrist Finn Schindler aus Berg spielte beim Wettbewerb "Battle of Bands" in Herrsching. Leider war das Wetter schlecht, sodass nur wenige Zuschauer ans Ammerseeufer kamen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mit Hybrid Maniac wird es dann laut. Zu fünft stehen die Jungs aus Germering und Breitbrunn; Gesang, zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. "American Idiot" von Green Day spielt die Gruppe und beweist, dass sie Talent haben. Viel Talent. Die Gitarren fetzen, der Bass groovt im Hintergrund, der Gesang sitzt und der Schlagzeuger spielt mit einer solchen Leidenschaft, dass man als Zuschauer sich danach auch direkt ein paar Drums auf den Dachboden stellen will.

FUUN, die Sieger des vergangenen Jahres, haben sich nur für einen kurzen Auftritt angekündigt, dass er aber dann so kurz wird, da hat wohl niemand mit gerechnet. Hintergrund: Der Bassist musste sich spontan nach London aufmachen. Daher klingen die drei Lieder, die die Gruppe spielt, auch etwas leer. Trotzdem beweist FUUN, dass sie Talent, das gewisse Etwas und eine Menge Respekt verdient haben. Verweisen wollen sie nach ihrem Auftritt auch auf die Germeringer Ateliertage, bei denen sie auftreten werden - diesmal auch mit Bassist.

Mit Black Light spielt die letzte Band ihr Programm. Die zwei Musiker spielen erst seit kurzer Zeit zusammen und haben im Seewinkel tatsächlich ihren ersten Auftritt vor Publikum. Mit Keyboard und Gitarre spielen sie einen alternativen Sound, den man schwer in eine Schublade stecken kann. Aber besonders die Texte von Sänger Felix beeindrucken: Gesellschaftskritik, Trump-Bashing und düstere Szenarien, und das alles auf Englisch.

So endet die "Battle of Bands" 2017, die eigentlich gar keine war. Die große Besucherzahl blieb aus, wohl auch aufgrund des angekündigten und eingetretenen schlechten Wetters. Die hartgesottenen Fans konnten sich trotzdem über einen Abend voll frischer, junger Musik freuen.

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