Herrsching:Da ist der Wurm drin

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Gesundheitsministerium bezeichnet Beköderung von Füchsen als wirkungslos.

Michael Berzl

Hunderttausende Euro haben Gemeinden im Landkreis Starnberg zusammen schon in den Kampf gegen den Fuchsbandwurm investiert. Aus Steuermitteln bezahlen sie das Auslegen von Ködern. Seit 2005 hat Andreas König im Rahmen eines Forschungsprojekts am Lehrstuhl für Tierökologie an der Technischen Universität München immer wieder entsprechende Aufträge erhalten. Sechs Jahre lang haben Füchse in den Gemeinden Andechs, Herrsching, Krailling, Pöcking, Seefeld und Starnberg Köder mit Entwurmungsmitteln gefressen. Doch nach Ansicht des bayerischen Gesundheitsministeriums ist dieses Vorgehen auf Dauer wirkungslos und zu teuer. Das geht aus einem Brief von Minister Marcel Huber an den Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller hervor. Der Minister schreibt darin, die vom Würmtal bis zum Ammersee praktizierte Methode sei "unter den Aspekten der Wirksamkeit und Resistenzbildung, aber auch der Finanzierbarkeit, nicht zielführend". Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen scheine die Methode der Entwurmung "nicht geeignet, auf Dauer die Befallsrate bei Füchsen zu verringern". Bundesweit gebe es mehrere Versuche, Füchse per Köder zu entwurmen, eine vollständige Tilgung der Parasiten sei aber in keinem der bisher veröffentlichten Projekte erreicht worden. Sobald die Füchse keine Gegenmittel mehr fressen, kehrt also der Wurm zurück. Anders ausgedrückt: Die Gemeinden haben womöglich viel Geld vergeblich investiert. Die ersten Kommunen machen auch schon nicht mehr mit. So ist Gauting seit dem vergangenen Jahr nicht mehr dabei, teilte Rathaussprecherin Charlotte Rieboldt am Donnerstag mit. Auch Herrsching und Utting sind nicht mehr bereit, die Köderaktion aus kommunaler Kasse zu bezahlen. Mit knapper Mehrheit von elf zu zehn Stimmen war die Entscheidung in Herrsching gefallen. "Wir sind doch nicht der Versuchshamperer für ganz Deutschland und machen immer unseren Geldbeutel auf", fasste Bürgermeister Schiller die Gründe salopp in Worte. Die Summen sind erheblich. Allein Herrsching beispielsweise hat im Lauf der Jahre 108 000 Euro bezahlt. Das berichtet Schiller in einem Brief an das Gesundheitsministerium, in dem er den Freistaat zum Handeln auffordert. Die Gemeinde sei "nicht mehr bereit, kommunale Gelder für ein Vorhaben zu verwenden, das unseres Erachtens in die Zuständigkeit Ihres Ministeriums beziehungsweise des Landes Bayern fällt", heißt es darin. Schiller fordert unter anderem eine flächendeckende Entwurmung, die das Ministerium aber ablehnt. Die Gefahren sind dort sehr wohl bekannt. Menschen, die Eier des Fuchsbandwurms aufnehmen, können sich mit Echinokokkose infizieren, was in seltenen Fällen eine schwerwiegende Erkrankung zur Folge haben kann. Manche Eltern sind deshalb so verunsichert, dass sie ihren Garten nach Fuchskot absuchen, ehe sie ihre Kinder zum Spielen auf die Wiese lassen. Die Angst zeigt Wirkung. Beeindruckt von den Bildern einer angegriffenen Leber und den körperlichen Auswirkungen bei einer Kranken stimmten die Kommunalpolitiker in Krailling mehrheitlich für die weitere Bekämpfung des Parasiten. Rund 17 000 Euro wird Krailling in den kommenden zwei Jahren dafür investieren. Insgesamt haben die am Projekt teilnehmenden Kommunen Andechs, Krailling, Herrsching, Pöcking, Planegg, Neuried, Seefeld und Starnberg schon mehr als eine halbe Million Euro in das Projekt investiert.

© SZ vom 08.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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