Herrsching:Attraktive Straßen zum Verweilen

Herrsching: Parken- Seestrasse

Viel Verkehr, wenige Parkplätze: Der Einzelhandel hat deshalb protestiert, als in Herrsching - hier in der Seestraße - Parkmöglichkeiten wegfallen sollten.

(Foto: Nila Thiel)

Mit Abstrichen ist es Verkehrsplaner Ralf Kauner gelungen, für Herrsching eine Verbesserung der Verkehrssituation in See- und Summerstraße zu erarbeiten. Parkplätze bleiben größtenteils erhalten, die Straßen werden schmaler

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Wir gehen jeden einzelnen Parkplatz durch", versprach Verkehrsplaner Ralf Kaulen am Anfang der Herrschinger Gemeinderatssitzung. Der Aufwand war gerechtfertigt. Schließlich hatte die Gemeinde nach heftigen Protesten aus Reihen der Geschäftsleute - sie hatten sich wegen der angekündigten Streichung von Parkplätzen in See- und Summerstraße beschwert - extra einen Arbeitskreis gegründet. Gemeinderäte, Einzelhändler, Verkehrsplaner, Vertreter der Polizei und der Gemeinde waren darin vertreten, um über eine optimale Anordnung der Parkplätze in den beiden Hauptstraßen zu diskutieren. Fest stand: Auf Parkplätze wollten die Geschäftsleute auf keinen Fall verzichten.

Das Kunststück ist mit kleinen Abstrichen gelungen. Dank eines ausgeklügelten Plans müssen nur fünf Parkplätze wegfallen, dafür sollen die Autos in Zukunft in extra ausgewiesenen Parkplätzen "geordnet" parken. "Auf dem Gehsteig soll niemand mehr stehen", versprach Kaulen. Darüber, dass etwas in der See- und Summerstraße geschehen müsse, bestand von Anfang an Konsens. Das Verkehrsplanungsbüro Kaulen war zudem mit der Mission beauftragt worden, das zeitweise Chaos auf Herrschings Straßen zu beenden. Umfragen im Rahmen des Verkehrsgutachtens hätten ergeben, "dass Sie unter Lärm und Abgasen leiden" und dass sich Fußgänger und Radler unsicher fühlten. "Wir wollen eine attraktive Straße, die zum Verweilen einlädt," sagte Kaulen. Bei seinen Planungen hatte er auf alle vier Verkehrsarten - Fußgänger, Radler, Öffentlicher Personennahverkehr und Autos - berücksichtigt. Autos dürften deswegen nicht mehr auf dem Gehweg stehen und die für Passanten vorgesehenen Flächen beanspruchen. Die Parkplätze müssten allerdings auch so breit sein, dass selbst größere SUV-Fahrzeuge bequem einparken könnten. Bei der Verteilung strich Kaulen "verbotene" Parkplätze, beispielsweise in Kurvenbereichen.

Um den Verkehr einzubremsen, möchte Kaulen Baumtore aufstellen. Den Einwand, dass die Sicht der Fußgänger eingeschränkt werde, entkräftete Kaulen mittels einer Skizze: Die Sicht auf die Straße sei mit hochgewachsenen Baumtoren besser als mit den derzeitigen Falschparkern.

Die Stellplatzlösung sieht folgendermaßen aus: In der Seestraße soll es eine durchgehende Sichtachse geben. Alternierend links und rechts parkende Autos als "Bremse" seien nicht mehr aktuell. "Alleecharakter ist jetzt wieder in", erklärte Kaulen. Der Verkehr wird dennoch nicht durch die Straße brausen. Da nun auf der Straße und nicht mehr auf dem Gehsteig geparkt werden soll, wird die Straße schmäler. Keine Mehrheit fand der Vorschlag von Werner Odemer (SPD), einen Parkplatz zugunsten von Radlständern zu opfern. Wo Radl abgestellt werden, steht noch nicht fest. Bürgermeister Christian Schiller plädierte für Radlständer vor den Geschäften.

Christiane Gruber (BGH/FW) hätte die Bäume am liebsten direkt in die Erde gepflanzt, "nicht jeder findet einen Baum im Kübel schön", kritisierte sie. Doch das geht nicht. Unter der Asphaltdecke liegen zu viele Leitungen. Durch die neue Parkplatzordnung werden vier Stellplätze in der Seestraße wegfallen. Pflanztröge, Markierungen und Beschilderung kosten zwischen 40 000 und 63 000 Euro. Dem stimmten die Gemeinderäte einstimmig zu.

Mit einer Gegenstimme genehmigte der Rat auch die Planungen für die Summerstraße. Hier muss nur ein Parkplatz gestrichen werden. Statt unübersichtlicher Parkreihen bekommt die Straße künftig einen Promenadencharakter mit Parkplätzen auf nur einer Seite. Da die Straße schmäler wird, sind Ausweichstellen für Busse vorgesehen. Die Kosten für alle Maßnahmen betragen 36 000 bis 60 000 Euro. Vom Publikum im Sitzungssaal gab es für das neue Konzept Applaus. "Jetzt können wir mit dem Markieren beginnen", freute sich Kaulen. Schließlich sollen die 100 000 Euro, die vom Gemeinderat für das Verkehrskonzept in den Haushalt eingestellt wurden, noch dieses Jahr ausgegeben werden.

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