Hechendorf:Zeitlose Weihnacht

Hechendorf: Eine politisch verfolgte Familie auf der Suche nach einer neuen Heimat: Puppenspielerin Gisela Thalhofer zeigt die integrative Weihnachtsgeschichte.

Eine politisch verfolgte Familie auf der Suche nach einer neuen Heimat: Puppenspielerin Gisela Thalhofer zeigt die integrative Weihnachtsgeschichte.

(Foto: Arlet Ulfers)

Figuren-Tisch-Theater Hechendorf feiert Premiere

Von Marcella Rau, Hechendorf

Eine Weihnachtsgeschichte drei Wochen nach dem Heiligen Abend? Eigentlich gar kein Problem, denn um Weihnachten geht es in diesem ersten Stück des neu gegründeten "Figuren-Tisch-Theaters zur Integration" des Fröbel-Zentrums Bayern gar nicht so sehr.

Erzählt wird in der "etwas anderen Weihnachtsgeschichte" zwar das bekannte Narrativ um die Wanderung von Joseph und seiner hochschwangeren Frau Maria von Nazareth nach Bethlehem und die anschließende Flucht vor dem grausamen Kaiser Herodes. Doch weder Gott noch Engel tauchen in dem Stück auf. Im Mittelpunkt steht vielmehr das Schicksal einer jungen Familie, die durch politische Verfolgung gezwungen ist, ihre Heimat zu verlassen, die einen beschwerlichen Weg auf sich nimmt, um ihr neugeborenes Kind zu schützen und dabei immer wieder auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen ist. Eine Familie, die sich schließlich ein neues Leben in einem fremden Land aufbaut. Es ist eine Geschichte, wie sie aktueller kaum sein könnte.

Der Initiatorin des Figurentheaters, Heinrike Schauwecker-Zimmer, war es wichtig, dass schon die Kleinsten mit Themen wie Flucht in Berührung kommen und dadurch lernten, sich in Menschen hineinzuversetzen, die vielleicht etwas anders sind als sie selbst. Das jedoch auf spielerische Art, ohne erhobenen Zeigefinger, das war ihr wichtig. Die Weihnachtsgeschichte soll dabei nur der Anfang gewesen sein, auch andere Themen wie beispielsweise Behinderung möchte Schauwecker-Zimmer, die das Projekt bisher größtenteils aus der eigenen Tasche finanziert, in Zukunft angehen und in Kindergärten und Grundschulen, aber auch Altenheimen aufführen. Doch noch hat das junge Theater mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, weshalb die erst Aufführung in Hechendorf zunächst nur vor einer kleinen Gruppe von Kindern stattfinden konnte.

Für die Herstellung der Schaumstofffiguren, die in einem Seminar der berühmten Gautinger Puppet Players entstanden, haben sich zwar genug freiwillige Helfer gefunden, aber für die eigentlichen Aufführungen braucht das Theater dringend noch Puppenspieler,Vorleser, Musiker und Techniker.

Eigentlich wollte Schauwecker-Zimmer auch Menschen, die selbst einen Flucht- und Migrationshintergrund haben, für das Projekt gewinnen, doch das gestaltete sich schwieriger als zunächst erhofft, berichtet sie. Alle, die sie gefragt hatte und deren Deutschkenntnisse ausreichend sind, waren inzwischen beruflich so fest eingebunden, dass ihnen keine Zeit für das Theater blieb. Doch noch ist das Projekt jung, und Schauwecker-Zimmer hat die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch Helfer zu finden.

Die jungen Premierenbesucher jedenfalls störten sich kein bisschen an der minimalistischen Darstellung und waren begeistert von der neu interpretierten Weihnachtsgeschichte. Anders sei die zwar schon gewesen, da sind sich die jungen Gäste einig. Aber warum, das wissen sie dann doch nicht so genau. Aber das ist vielleicht das Geheimnis. Es wird keine Moralkeule geschwungen, um die Botschaft des Stücks zu vermitteln. Stattdessen, erklärt Schauwecker-Zimmer, werden den Kindern positive Rollenvorbilder präsentiert um ihnen somit einen respektvollen und vorurteilsfreien Umgang im Alltag vorzuleben.

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