Hechendorf:Begehrter Bahnhof

Hechendorf: Der Hechendorfer Bahnhof soll schöner werden. Läden, Apotheke und Kiosk könnten nach den Vorstellungen eines Interessenten gut zum Gebäude passen.

Der Hechendorfer Bahnhof soll schöner werden. Läden, Apotheke und Kiosk könnten nach den Vorstellungen eines Interessenten gut zum Gebäude passen.

(Foto: Franz Fuchs)

Haben, herrichten, behalten: Der Geschäftsmann Rösch und der Landwirt Dellinger wollen den alten Bahnhof in Hechendorf kaufen und sanieren.

Von Christine Setzwein

Als Hausbesitzer hatte die Gemeinde Seefeld in den vergangenen Jahren wenig Glück. Die Komplettsanierung des Schützenheims in Drößling - mit Kosten von mehr als einer Million Euro viel teurer als geplant. Der Neubau des Feuerwehrhauses in Oberalting - nahezu eine Katastrophe mit einjährigem Baustopp und einer Kostenexplosion von 1,3 auf vier Millionen Euro. Das Rathaus - viel zu klein geworden für eine moderne Verwaltung, aber wegen des geplanten Neubaus könnte es zu einem Bürgerentscheid kommen. Und dann der Bahnhof Hechendorf. Seit 2001 im Besitz der Gemeinde, verfällt das historische Gebäude von Jahr zu Jahr mehr. Das könnte sich bald ändern. Es gibt zwei Interessenten, die das Bahnhofsgebäude kaufen und sanieren möchten.

"Haben, herrichten, behalten." Christoph Rösch hat sich einiges vorgenommen, sollte er den Zuschlag für das 100 Jahre alten Gemäuer erhalten. Der 52-jährige Seefelder hatte in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend die Gelegenheit, seine Vision eines attraktiven Bahnhofs vorzustellen. Wenn es nach dem Geschäftsführer der Idee+Funktion GmbH geht, könnte es schon im zweiten Quartal 2015 vorbei sein mit der "traurigen Ansicht" des Gebäudes. Gewerbe des alltäglichen Bedarfs, das nach Hechendorf passt, möchte er ansiedeln.

Ein Abriss des Rathauses ist offenbar vom Tisch

Dazu gehöre auf alle Fälle ein Kiosk, an dem Zeitungen und Fahrkarten gekauft werden können. Ein Bistro oder kleines Tages-Café könne er sich vorstellen, vielleicht ein Büro, eine Apotheke, Arzt- oder Physiopraxis. Eine Wohnung will Rösch erhalten. Momentan werden in zwei Wohnungen Obdachlose untergebracht. Welche Kosten auf ihn zukommen, weiß der selbständige Geschäftsmann. Eine Gutachter hat im Auftrag der Gemeinde errechnet, dass für eine Komplettsanierung etwa 1,5 Millionen Euro aufgebracht werden müssten. Rösch sagte im Gemeinderat, er könne die Finanzierung alleine stemmen. Warum er sich das antun wolle, wurde er gefragt. Weil er ein Faible für alte Gebäude habe, sagte er, und der Bahnhof Hechendorf einen "Riesencharme" habe.

Ein Abriss des historischen Hauses ist offensichtlich vom Tisch. "Da würden wir uns in Hechendorf keine Freunde machen", meinte Bürgermeister Wolfram Gum. Auch der zweite Interessent, Stefan Dellinger aus Unering, will das Gebäude erhalten. In der nächsten Gemeinderatssitzung darf die "Oberbayerische Fleisch und Wurst GmbH Konradhof" ihre Ideen präsentieren. Ein Markt mit regionalen Produkten und auch ein Café schwebt dem Landwirt vor, der auf dem Konradhof und auf vielen Wochenmärkten Fleisch, Geflügel und Wurst aus eigener Tierhaltung und Herstellung verkauft. Für Dellinger ist der Bahnhof mit den zwei Kopfbauten und der verbindenden Halle "ein interessantes Objekt", das unbedingt attraktiver werden müsse.

Eine Belebung ihres Dorfes wünschen sich viele Hechendorfer. Der Zeitschriftenladen hat zugemacht, nicht einmal mehr einen Bäcker gibt es. An Kunden für Läden und Café am Bahnhof dürfte es nicht mangeln. Nach einer Zählung aus dem Jahr 2013 steigen werktags zwischen 2500 und 2900 Fahrgäste in Hechendorf ein, aus und um, weiß die Seefelder Bauamtsleiterin Imke Friedrich. Davon sind 1050 bis 1400 Schüler. Auch wenn das Bahnhofsgebäude marode und wenig einladend ist, komfortabel haben es zumindest die Radfahrer. Die Gemeinde hat 250 moderne Fahrradunterstände bauen lassen, und es gibt auch eine E-Bike-Ladestation. Das Ganze hat 600 000 Euro gekostet. 200 000 Euro mehr als geplant, weil 400 Tonnen kontaminiertes Baumaterial entsorgt werden mussten.

Nicht nur am Bahnhof, auch nebenan tut sich was. Da die Firma Codello nach Inning gezogen ist, möchte Eigentümer Frank Meyer-Brühl nun einen Teil des Gebäudes an ein Fitness-Studio vermieten. Der Gemeinderat hat am Dienstag eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans genehmigt. Künftig sind an der Bahnhofstraße 8 auch Anlagen für sportliche Zwecke zulässig und nicht mehr nur solche zur Herstellung und zum Verkauf von Möbeln. Neben Codello befanden sich die Seefelder Möbelwerkstätten, die 2012 liquidiert wurden.

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