Haustiere:Starnberger Tierklinik sucht Hunde und Katzen für Blutspenden

Starnberg: Tierarztklinik: Doktor Ingo Blanke und Hundmischling Henry

Wenn es ernst wird, dann ist Hund Henry zur Stelle und lässt sich von Tierarzt Ingo Blanke Blut abzapfen.

(Foto: Nila Thiel)
  • Die Tierklinik Starnberg ist regelmäßig auf der Suche nach Katzen und Hunden, die Blut spenden wollen.
  • Auch Tiere brauchen mitunter Bluttransfusionen. Es gibt aber keine Blutbank wie beim Menschen, da das Tierblut sich nur etwa vier Wochen konservieren lässt.
  • Interessierte können sich im Kleintierzentrum Starnberg unter der Nummer 08151/91790 oder per E-Mail unter blutspender@tierklinik-starnberg.de melden.

Von Thorben Pollerhof, Starnberg

Henry ist noch quickfidel, als er in den Behandlungsraum von Ingo Blanke kommt. Doch als er den herunterfahrbaren Tisch sieht, den Mann mit der weißen Hose und die erste Hand voll mit Leckerlis, weiß er Bescheid - und versteckt sich, hinter der einzigen Person im Raum, die keine weiße Hose anhat. Hinter dem Berichterstatter. Dabei muss Henry, der aussieht wie ein kleiner Schäferhund, an diesem Tag keine unangenehme Behandlung befürchten, er posiert heute nur für ein Foto. Normalerweise kommen seine Artgenossen allerdings auf den Tisch, um Blut zu spenden.

Die Tierklinik Starnberg, die eine Filiale der Tierklinik Oberhaching ist, ruft regelmäßig Herrchen im Landkreis Starnberg dazu auf, ihre Hunden und Katze als potenzielle Blutspender in eine Kartei eintragen zu lassen. Denn genau wie beim Menschen kann auch eine Transfusion bei Vierbeinern manchmal über Leben und Tod entscheiden.

Der Tierarzt rasiert bei den Tieren eine kleine Stelle im Bereich des Halses. Das Blut wird aus der großen Halsvene gewonnen, oft sind die Tiere dabei in Narkose oder Sedation, also unter Einfluss eines Beruhigungsmittels. Bei ruhigen und entspannten Patienten kann die Entnahme aber auch durchaus im wachen Zustand erfolgen. Ein Hund gibt pro Blutspende zirka zehn Prozent seines Blutvolumens ab, das sind meist um die 450 Milliliter. Bei Katzen ist es deutlich weniger. Diesen Verlust verkraftet der Kreislauf des Tieres aber meist sehr gut.

Hunde sind zum Spenden geeignet, wenn sie zwischen ein und acht Jahre alt und gesund sind und mindestens 30 Kilogramm wiegen. Sollten die Hunde aus dem Ausland stammen, müssen sie negativ auf Reisekrankheiten getestet worden sein. Zwei bis drei Blutspenden sind bei den Tieren pro Jahr möglich.

Ein Vorteil der Blutspende bei Tieren ist das geringe Risiko der Erstspende. "Wir Menschen haben Antikörper gegen andere Blutgruppen. Ein Tropfen falsches Blut kann schon ein Problem bedeuten", sagt Blanke. "Bei der Ersttransfusion beim Tier ist es in der Regel egal, welche Blutgruppe es ist." Die Spezies muss lediglich passen. Die verschiedenen Blutgruppen werden erst bei der Zweitspende wichtig. "Denn wenn die Erstspende falsch war, bilden sich jetzt erst die Antikörper und ab dann muss die richtige Blutgruppe hergenommen werden."

Generell sind die Blutgruppen bei den Vierbeinern einfacher als beim Menschen. Hunde und Katzen haben jeweils zwei Gruppen. Beim Hund gibt es DEA 1.1 positiv und DEA 1.1 negativ. Bei den Katzen A und B. In Wahrheit gibt es noch etliche Untergruppen, "die tun sich untereinander aber nichts", erklärt Blanke.

Das Kleintierzentrum Starnberg verfügt nicht über eine Blutbank. Das sei in der Tiermedizin nicht so einfach, sagt Blanke, das Blut sei maximal vier Wochen haltbar. Deswegen gibt es eben eine Spenderkartei, in die sich Interessierte eintragen können. Die würde dann im Notfall durchtelefoniert, bis sich jemand finde, der in die Praxis kommen und das Blut frisch spenden würde. Diese Kartei umfasst derzeit zirka 60 eingetragene Tiere - 40 Hunde, 20 Katzen. Die Spender sind dabei immer hilfsbereit. "Ich habe es noch nie erlebt, dass ich am Abend noch eine Bluttransfusion brauchte und niemanden erreicht habe", schwärmt Blanke. Die Praxis verfügt über ein Labor, in dem alle Tests schnell durchgeführt werden können, um schließlich die Transfusion problemlos zu ermöglichen. Die Kosten liegen dabei immer beim Empfängertier und seinem Herrchen.

Spendertiere haben auch etwas davon

Blutspenden können in den verschiedensten Situationen hilfreich sein. Sei es ein starker Blutverlust aufgrund eines Unfalls, eine chronische Erkrankung, beispielsweise eine Reisekrankheit, oder aber die Behandlung einer Vergiftung durch Rattengift. Je nach Anteil der restlichen roten Blutkörperchen kommt es dann darauf an, wie schnell eine Tranfusion eingeleitet werden muss.

"Vor einem Monat erst hatten wir den Fall einer Katze mit starkem Blutverlust. Da hatten wir Glück, denn die Besitzer hatten eine Partnerkatze mit der gleichen Blutgruppe. Da konnten wir innerhalb einer Dreiviertelstunde handeln." In ganz akuten Fällen kann das Tier auch nach Oberhaching gebracht werden, "da haben wir dann auch immer eine Katzen- und Hunde-Konserve auf Vorrat", erläutert Blanke.

Das Spendertier hat natürlich auch etwas davon. Nicht nur die Gewissheit, dass es in der Regel das Leben seines Artgenossen rettet, sondern es bekommt auch die Vorab-Checks und eine allgemeine Untersuchung kostenlos und dazu einen leckeren Futterbeutel. Blutspenden bei Tieren können Leben retten. Und auch wenn Henry am Ende froh ist, wieder vom Tisch zu sein - wenn es ernst wird, dann ist er zur Stelle.

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