Haushalt:Auf Pump in die Zukunft

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Der Kreis hat erstmals seit Jahrzehnten keine Schulden mehr, muss aber schon bald wieder 100 Millionen Euro an Krediten aufnehmen. Denn es stehen einige Investitionen an.

Von Sabine Bader, Starnberg

Landrat Karl Roth (CSU) wirkt tiefenentspannt, als er den großen Sitzungssaal im Ladratsamt betritt. Der Saal ist mit Kreisräten gefüllt. Es ist Montagmorgen zehn Minuten vor neun Uhr, letzte Kreistagssitzung im ablaufenden Jahr mit dem Haushalt 2018 auf der Tageordnung. Alles ist vorberaten. Das dicke Etat-Paket umfasst rund 179 Millionen Euro. Davon entfallen auf den Verwaltungshaushalt rund 158 Millionen Euro und auf den Vermögenshaushalt knapp 21 Millionen Euro. So weit die Eckdaten.

Doch sie stehen nicht am Beginn von Roths Haushaltsrede. Er wartet mit der aus seiner Sicht schönste Nachricht auf: Der Landkreis Starnberg ist schuldenfrei - und das erstmals seit Jahrzehnten. Kein Wunder, dass Roth dies sichtlich gern verkündet. Und die meisten Fraktionsvorsitzenden beginnen ihre Haushaltsreden ebenfalls mit dieser Tatsache. Auch wenn Matthias Vilsmayer (FW) die Schuldenfreiheit einen "Marketing-Gag" auf Kosten der Gemeinden nennt, denn deren Umlage an den Kreis steigt von 94,5 auf 99 Millionen Euro. Oswald Gasser (FDP) spricht von der "Ruhe vor dem Sturm", schließlich werden die Schulden des Kreises schon in den nächsten Jahren auf markige mehr als 100 Millionen Euro klettern. Zumindest geht die Finanzplanung bis 2021 davon aus.

Mehr als 70 Millionen für Gymnasium und FOS

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(Foto: N/A)

Nach endlosem Hin und Her haben Kreis und Stadt einen Notartermin für den Bau der Fachoberschule (FOS) am Seilerweg in Starnberg - 28. Dezember um 15.45 Uhr. Weniger erfreulich ist, dass sich der Bau es Herrschinger Gymnasiums verzögert. Denn die Regierung von Oberbayern pocht auf eine Ausschreibung. In der Finanzplanung sind 27 Millionen Euro für die FOS und 41 Millionen fürs Gymnasium vorgesehen. (Foto: Felix Kästle/dpa)

3,7 Millionen fließen in den Wohnungsbau

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(Foto: N/A)

Dass die Wohnungssituation im Fünfseenland äußerst angespannt ist, weiß so ziemlich jeder, der bauen oder mieten möchte. Vor allem Bezahlbares ist kaum zu finden. Darum wird der Landkreis den Bau 223 geförderter Wohnungen in den nächsten drei Jahren mit rund 3,7 Millionen Euro mitfinanzieren. Zudem ist vorgesehen, dass er 2018 noch eine Wohnbauumlage in Höhe von 850 000 Euro leistet. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Neue Buslinien mit 6,5 Millionen eingeplant

Voll des Lobes sind die Kreisräte über das Busangebot im Landkreis, das in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut und verbessert wurde. Mittlerweile gibt es 28 Linien mit Fahrten von insgesamt 4,8 Millionen Kilometern im ganzen Jahr. Das macht einen Zuwachs im Vergleich zum Jahr 2012 von 141 Prozent. Dies alles kostet: Im Haushalt 2018 sind dafür 6,5 Millionen Euro eingeplant. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Krankenhaus Seefeld kostet 24 Millionen

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(Foto: N/A)

Die Chirurgische Klinik Seefeld - im Foto eine Führung beim Tag der offenen Tür - wird den Landkreis noch eine Stange Geld kosten. Denn geplant sind nicht nur eine Sanierung des Altbaus, sondern auch Neubauten. In Zahlen ausgedrückt bedeute das für Kreiskämmerer Stefan Pilgram: Er muss über die Jahre rund 24 Millionen Euro in die Haushalte einplanen. (Foto: Georgine Treybal)

Trotzdem: Die vorgesehene Neuverschuldung macht der überwiegenden Mehrzahl der Kreisräte keine Angst. Bis auf drei von ihnen - Erika Schalper, Peter Unger (beide Grüne) und dem Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim (FW) - stimmen alle dem Etat zu. Tim Weidner (SPD) spricht von einem "soliden Haushalt", der "gestemmt" werden könne und von "richtig gestellten Weichen", Martina Neubauer (Grüne) von "sinnvollen Investitionen" und Harald Schwab (CSU) sieht im Etat gute Möglichkeiten, weiter ins Bildungssystem zu investieren. Die Stimmung ist gelöst und keiner der Kreisräte auf Krawall gebürstet. Im Gegenteil: Sie sind friedvoll.

Auffällig sind einzig die Seitenhiebe, die hier und da an die Adresse der Stadt Starnberg gerichtet werden. Sei es, was die Dispute von Landkreis und Stadt beim geplanten Landratsamtsanbau angehen und die schleppenden Verhandlungen in Sachen Fachoberschule (FOS). CSU-Fraktionschef Schwab nutzt für seinen Seitenhieb listig ein Lob für die Investitionen des Landkreises ins Bildungssystem und sagt, ohne die Stadt direkt zu nennen: Es gebe da ein "Parlament, das nicht so schnell arbeitet, wie vom Landkreis erhofft". Gelöstes Gelächter und zügiges Sitzungsende.

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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