Gut Kerschlach:Sorge um Trinkwasser

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Die Umbaupläne des Eigentümers stoßen in der Nachbargemeinde Tutzing auf Kritik

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Auf Gut Kerschlach soll umfangreich gebaut werden - was in Tutzing recht kritisch verfolgt wird. Denn die Gemeinde sorgt sich um ihr Trinkwasser. Von der Planung ist ein Wasserschutzgebiet betroffen, das für die Versorgung Tutzings höchst bedeutsam ist. Die Hälfte der 10 000 Einwohner - alle südlich der Bahnlinie bis zur Lindemannstraße sowie in den Ortsteilen Monatshausen, Diemendorf, Fischerbuchet und Unterzeismering - beziehen ihr Wasser aus dem knapp 100 Meter tiefen Brunnen in Kerschlach.

Auf dem Gut in der Nachbargemeinde Pähl (Landkreis Weilheim-Schongau) plant der Unternehmer Werner Mützel, die Milchviehhaltung weiter zurückzufahren. Stattdessen setzt er auf Wohnungen und Büros in der idyllischen Lage und einen Ausbau der Pferdehaltung. So soll der Milchviehstall umgebaut werden und künftig acht Pferdeboxen Platz bieten. Nördlich des Guts soll der Umgriff durch eine Änderung im Flächennutzungsplan erweitert werden. Dort ist eine Reithalle vorgesehen. Was am meisten ins Gewicht fällt: Der Jungviehstall im Süden soll einem Mehrfamilienhaus mit 19 Wohnungen, fünf Büros und einem Garagengebäude weichen. Die Zahl der Bewohner auf Gut Kerschlach und im Weiler könnte sich damit von derzeit 56 auf 100 fast verdoppeln.

Im Rahmen des Änderungsverfahrens für den Flächennutzungsplan und die Aufstellung des Bebauungsplans "Gut Kerschlach" ist die Gemeinde Tutzing als Träger öffentlicher Belange zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Sie werde Bedenken anbringen, hieß es von Seiten der Verwaltung in der jüngsten Tutzinger Gemeinderatssitzung. Ein Ingenieurbüro ist eingeschaltet.

Im ersten Schritt gehe es nur um Einwendungen zum Bau eines Regenrückhaltebeckens im Hangstrombereich, so Bauamtsleiter Menzinger. Wasserreferent Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) findet "das Ganze äußerst bedenklich". Er habe erst vor etwa vier Wochen in der Dämmerung einen Traktor mit einem großen Fass im Nordwesten des Guts odeln gesehen, "dass mir das Weihnachtsplätzchen im Hals stecken geblieben ist".

Auch die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg (CSU) äußerte ihre "Skepsis" zu dem Gesamtvorhaben. Sie versprach, einstimmig bekräftigt von den Räten: "Wir haben das im Auge." Schon deshalb, weil die Gemeinde dort den seit Jahrzehnten stillgelegten, etwa 40 Meter tiefen Flachbrunnen als Reserve wieder aktivieren will. Ein Pumpenausfall am Kerschlacher Tiefbrunnen hatte dieses Frühjahr diese Vorsichtsmaßnahme als dringend ratsam erscheinen lassen.

Im Flächennutzungsplan ist der umstrittene Bereich rund um die beiden Hügel mit Tief- und Flachbrunnen in Kerschlach als Schutzgebiet für Grund-und Quellwassergewinnung ausgewiesen. Gemäß den Unterlagen, die man auf der Homepage der Gemeinde Pähl einsehen kann, grenzt der Geltungsbereich im Westen an eine Trinkwasserschutzzone II. Mit etwa Dreiviertel seiner Fläche liegt er in der Trinkwasserschutzzone III. In der Schutzzone III ist unter anderem die Errichtung oder Erweiterung befestigter Dungstätten unzulässig. Im Vorentwurf des Bebauungsplans vom 19. Oktober äußern daher die Planer der "OPLA Bürogemeinschaft für Ortsplanung & Stadtentwicklung" aus Augsburg, es sei grundsätzlich zu prüfen, "unter welchen Auflagen und Ausnahmeregelungen der geplante Reitstall in der Schutzzone III errichtet werden kann" Allgemein sei Bebauung in der Schutzzone III verboten. Davon ausgenommen seien bereits bebaute Bereiche, der An- oder Umbau und/oder Ersatz für vorhandenen Altbestand sowie Vorhaben auf vorhandenen Baulücken.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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