Großeinsatz der Polizei :Bombendrohung am Gymnasium Tutzing

Unbekannter Täter kündigt der Schule in einem Hassgedicht per E-Mail verklausuliert eine Explosion an. Prüflinge dürfen selbst entscheiden, ob sie ihr Kolloquium auf Freitag verschieben wollen

Von Christian Deussing, Tutzing

Die anonyme Bombendrohung per E-Mail ist am Dienstag gegen 7.20 Uhr im Gymnasium Tutzing eingegangen. Die Schulleitung schaltete sofort die Polizei ein, die auch schnell reagierte und mit 20 Beamten kurz darauf die Schule an der Hauptstraße räumten und mit zwei Sprengstoffhunden das Gebäude durchsuchten. Im Haus befanden sich zuvor bereits etwa 25 Schüler, die nach draußen in den nahen Thoma-Park begleitet wurden; Lehrer in Warnwesten leiteten die ankommenden Jugendlichen ebenfalls in den Park. Vor dem Schulhof postierten sich Polizisten mit Maschinenpistolen. Die Entwarnung kam erst um 10.45 Uhr - es war der zweite Tag der mündlichen Abiturprüfungen.

Tutzing, Gymnasium Bombenalarm

Per Mail war eine verklausulierte Bombendrohung eingegangen - ausgerechnet während der Abi-Prüfungen.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Prüflinge durften selbst entscheiden, ob sie wegen der Drohung ihr Kolloquium auf Freitag verschieben wollten. Zuvor atmete Direktor Bruno Habersetzer erleichtert auf, denn der Alarmplan funktionierte offenkundig reibungslos. Vor allem sei niemand zu Schaden gekommen und "alles ruhig und besonnen abgelaufen", sagte der Direktor der SZ. Er dankte den Lehrern für ihr "umsichtiges Handeln" und der Polizei, so schnell "professionell eingegriffen" zu haben. Die Schule hatte zudem den Eltern mitgeteilt, ihre Kinder abholen zu dürfen. "Wir haben den Notfall oft geübt", betonte Habersetzer.

Tutzing, Gymnasium Bombenalarm

Die Beamten räumten die Schule und durchsuchten mit zwei Sprengstoffhunden das gesamte Gebäude.

(Foto: Georgine Treybal)

Doch es bleibt ein ungutes Gefühl: Wer kommt auf die perfide Idee, verklausuliert in einem Hassgedicht der Schule mit einer Bombenexplosion zu drohen? So jedenfalls ist nach Angaben des Direktorats und der Polizei die Mail zu interpretieren. Die Botschaft wird sehr ernst genommen. Es werde wegen einer "Störung des öffentlichen Friedens durch die Androhung von Straftaten" ermittelt, erklärte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Nun versuchen Starnberger Polizei und Kripo Fürstenfeldbruck dem Absender der verdächtigen Mail auf die Spur zu kommen. Eingeschaltet wurden hierfür auch Internet-Spezialisten und Cyber-Cops. Sie haben bereits herausgefunden, dass die E-Mail gefälscht ist. Auch suchen die Experten nach Spuren, die der Unbekannte im Internet hinterlassen haben könnte.

Tutzing, Gymnasium Bombenalarm

Hermetisch abgesperrt haben die Einsatzkräfte der Polizei das Tutzinger Gymnasium an diesem Dienstagmorgen.

(Foto: Georgine Treybal)

Derzeit sei noch alles offen, sagt Manfred Frei, Chef der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck. Es könne einen Zusammenhang mit dem Manchester-Attentat oder mit den Abiprüfungen geben - oder eben auch nicht. Es gebe bislang keine Indizien und auch keine Hinweise darauf, dass die Mail aus der Schülerschaft stamme, erläutert Frei. Ein Motiv einer Person sei ebenso wenig erkennbar. Aber auf jeden Fall habe die Schulleitung richtig reagiert, hieß es vonseiten der Ermittler.

Es gebe an jeder Schule ein Sicherheitskonzept, das jährlich in unterschiedlichen Szenarien überprüft werde, erläutert Ludwig Unger, Sprecher des bayerischen Kultusministeriums. Er merkt jedoch an, dass die Schule allgemein zwar ein "geschützter Ort zum Lernen, aber kein Hochsicherheitstrakt" sei - wie oftmals zum Beispiel in den USA. Sollten sich Jugendliche indes durch Drohungen wie in Tutzing beunruhigt fühlen, könnten auch Schulpsychologen den betroffenen Schülern helfen, so Unger.

Das dürfte zumindest nicht auf die beiden Schülerinnen zutreffen, deren Unterricht ebenfalls am Dienstag ausfiel. "Wir sahen Polizisten mit Maschinenpolizisten, die uns was von einer Bombendrohung sagten", erzählten die Siebtklässlerinnen. Sie wirkten zumindest drei Stunden später nicht ängstlich. Vielleicht habe sich "ja jemand nur einen üblen Scherz erlaubt", meint eines der Mädchen.

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