Große Enttäuschung:Austausch geplatzt

Musikschüler aus Rumänien dürfen nicht nach Gilching kommen

Von Patrizia Steipe, Gilching

Die Enttäuschung sitzt tief. Völlig unerwartet kam die Absage des Chors des theologischen orthodoxen Seminars "Sfântul Nicolae" aus Râmnicu-Vâlcea. Die Rumänen hätten zu einem Musikaustausch nach Gilching kommen sollen. Die Jugendlichen des theologischen Internats hatten schon mit gepackten Koffern im Hof gewartet, als die Absage kam. "Die 25 Kinder wurden zurück in den Unterricht geschickt", berichtete Julieta Craciunescu. Die aus Rumänien stammende Violine- und Violalehrerin der Musikschule Gilching ist fassungslos.

Dabei hatte alles vielversprechend begonnen. 2016 waren vier Musikschullehrer mit 14 Schülern im Alter von 12 bis 18 Jahren für ein Orchesterprojekt nach Râmnicu-Vâlcea - das liegt zwischen Bukarest und Sibiu - gereist. Sie waren dort an der Musikschule, an der Craciunescu vor einigen Jahrzehnten selbst Schülerin war, mit offenen Armen empfangen worden. Alle Beteiligten waren von dem gemeinsamen Musizieren so begeistert, dass schnell feststand, dass es einen Gegenbesuch geben solle. Als Projektpartner wählten die Gilchinger das Internat aus.

Um das Projekt zu finanzieren, wurden in Gilching Spenden gesammelt. Für die letzten Vorbereitungen war Craciunescu zu Ostern nach Rumänien gereist, "alles schien problemlos zu laufen", erinnerte sie sich. Für die Schüler war für fünf Tage ein Quartier im Landschulheim Wartaweil gebucht worden, der Bus mit zwei Fahrern stand parat. "Das Ganze war von Rumänien aus bestätigt worden", stimmte Roland Siegel, Leiter der Musikschule, zu. Angeblich habe es für die Reise keine Genehmigung des rumänischen Kultusministeriums gegeben. "Ich möchte unbedingt herausfinden, wo der Haken an der Sache lag", versicherte Craciunescu, die das Ausreiseverbot an vergangene Zeiten hinter dem Eisernen Vorhang erinnert.

Das Konzert in der katholischen Kirche St. Sebastian fand trotzdem statt. Den Part der rumänischen Musiker übernahmen andere Solisten, die Europahymne wurde dennoch gespielt. Die Partnerschaft soll nach diesen Erlebnissen nicht fortgesetzt werden. Neben der Enttäuschung der Beteiligten gibt es schließlich auch einen finanziellen Schaden wegen des stornierten Quartiers und Busses. "Wir wissen nicht, wie wir aus dieser Nummer herauskommen", sorgt sich Siegel.

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