Gräfelfing:Umgehung light

Pasinger Straße zur Rush Hour, Ausfahrt Gäfelfing von der A 96, Blick Richtung Süden. Kreuzung Lochhamer Str, bzw. Kleinhaderner Weg

Chronisch überfüllt ist die Pasinger Straße, die den Durchgangsverkehr vom östlichen Gewerbegebiet bis hinein nach Gräfelfing leitet.

(Foto: Florian Peljak)

Gräfelfinger Gemeinderäte diskutieren über Entlastungsmöglichkeiten für die Pasinger Straße. Die umstrittene "Ammerl-Variante" setzt auf eine schnelle Verbindung von der A 96 nach Martinsried

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Gräfelfinger liebäugeln mit dem Bau einer neuen Straße, die das Gewerbegebiet und die viel befahrene Pasinger Straße entlasten soll. Sie trägt den Namen "kommunale Entlastungsstraße". Inoffiziell wird sie auch "Umgehung light" genannt - angelehnt an die vor rund drei Jahren per Bürgerentscheid abgelehnte große Umgehungsstraße - oder auch "Ammerl-Variante", denn der Verkehrsplaner Helmuth Ammerl hat sie erfunden und schon vor etwa einem Jahr den Gemeinderäten vorgestellt. Seine Idee: Die Straße verläuft von der Autobahn A 96 am östlichen Rand des Gewerbegebiets entlang und mündet auf den Neurieder Weg. Sie schafft so eine schnelle Anbindung an Martinsried und Großhadern. Im Ausschuss am Donnerstag war die Variante erneut heftig umstritten.

Dass eine Straße den Verkehr anzieht, ist unbestritten. Doch welchen Verkehr? Darüber war der Ausschuss geteilter Meinung. Hat die Straße, wie von Ammerl prognostiziert, wirklich "Staubsaugerwirkung" und zieht den Verkehr von der Pasinger Straße auf die neue Entlastungsstraße? Oder kommt zusätzlicher, völlig neuer Verkehr hinzu, wie Thomas Heidenreich (CSU) wie auch seine Partei-Kollegin Marion Appelmann befürchten? Laut Ammerl würde die neue Straße die Pasinger Straße erheblich entlasten. Sämtlicher überörtlicher Verkehr nach Martinsried oder Großhadern würde über die neue Umgehungsstraße fahren. Auf der Pasinger Straße seien dann zu 100 Prozent nur noch Gräfelfinger Autos unterwegs. Die von Ammerl präsentierten Zahlen, die auf Berechnungen des Ingenieurbüros Obermeyer fußen, zweifelte Jörg Scholler (FDP) schlicht an: "Ich glaube den Zahlen nicht. Jede Straße zieht Verkehr an, wir kriegen da keine Entlastung."

Wer den Zahlen von Ammerl Glauben schenkt, muss davon ausgehen, dass in etwa 15 Jahren der Pasinger Straße der Verkehrsinfarkt droht. Dann fahren laut Ammerl noch mal bis zu 25 Prozent mehr Autos über das Nadelöhr in Richtung Autobahn und Pasing.

Es gibt auch Befürworter der Ammerl-Variante: "Wenn wir nicht bald etwas machen, ersaufen wir im Verkehr", betonte Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham). Auch Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing, IGG) ist sich sicher, dass eine Entlastungsstraße den Gräfelfingern "Luft" bringe. Ohne eine Verkehrslösung könne das Baurecht im Gewerbegebiet nicht erweitert werden. Dann würden Unternehmen in Zukunft abwandern - nichts, was die Gräfelfinger sich wünschen würden. Auch Mathias Pollock (IGG) stellte dringenden Handlungsbedarf fest und selbst Katharina Weber (Grüne/Unabhängige Liste), als Grünen-Mitglied eher gegen Straßenbau, musste feststellen, dass es kaum Alternativen gibt, "gar nichts tun, geht nicht". Für sie hat die neue Straße den Charme, dass die entlastete Pasinger Straße dann wieder für den öffentlichen Nahverkehr attraktiv wäre. Nicht zuletzt zeigte sich die CSU gespalten bei dem Thema: "Ich würde alles nehmen, was die Pasinger Straße entlastet", sagte Petra Schmid. Das Thema soll noch einmal in den Fraktionen und im Bauausschuss beraten werden. 2016 erwartet Uta Wüst einen Grundsatzbeschluss.

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