Gräfelfing:Teure Heimat

Gräfelfing möchte Einheimischen günstiges Bauland anbieten, muss dafür aber erst einmal selbst Grundstücke kaufen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum hallt von überallher - auch im Würmtal. Gräfelfinger, die in der Gemeinde groß geworden sind und irgendwann selbst eine Familie gründen, haben es aufgrund hoher Mietpreise oft schwer, in ihrem Heimatort zu bleiben. Jetzt wollen die Gräfelfinger prüfen, ob ein Einheimischen-Modell verwirklicht werden kann, das Abhilfe schafft: Auf Gemeindegrundstücken könnten Häuser oder Wohnungen entstehen, die etwa in Erbpacht zu bezahlbaren Preisen an Gräfelfinger vergeben werden.

Die Idee, ein Einheimischen-Modell in Gräfelfing zu schaffen, ist nicht neu. Die Umsetzung scheiterte in der Vergangenheit an der EU-Kommission, die in einem Modell, das einheimische Bürger bevorzugt, einen Verstoß gegen das Gleichheitsprinzip sah, erläuterte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing, IGG) im Bauausschuss. Seit 2014 ist es laut Wüst nun erlaubt, ein solches Modell umzusetzen, vorausgesetzt, es werden bestimmte Vorgaben eingehalten. Ihre Fraktion hat deshalb einen Antrag auf Prüfung eines Einheimischen-Modells gestellt. Der Wunsch von Bürgern, im Ort wohnen zu bleiben, werde öfter an sie herangetragen, sagte die Bürgermeisterin, scheitere jedoch an den hohen Preisen für Grundstücke, Häuser und Wohnungen.

Einen Haken hat ein Einheimischenmodell nach Ansicht von Frauke Schwaiblmaier (Grüne/Unabhängige Liste): Die Gemeinde hat nur bedingt Einfluss, wer langfristig Nutznießer ist. So habe die Gemeinde keinen Einfluss mehr darauf, an wen Bürger, die dort wohnen, ihre Immobilie weiterverkaufen. Sie plädierte dafür, langfristig günstigen Wohnraum zu schaffen, der von der Gemeindebau verwaltet wird, dem kommunalen Wohnungsunternehmen in Gräfelfing, das die Sozialwohnungen der Gemeinde verwaltet. Von einem solchen Modell profitieren deutlich mehr Menschen, lautete ihr Argument.

Wüst betonte, dass nichts dagegen spreche, zweigleisig zu fahren - sozialer Wohnungsbau und ein Einheimischen-Modell würden sich nicht ausschließen. Zudem könne man bei einem Einheimischen-Modell festlegen, dass eine Immobilie bei einem Verkauf zunächst an die Gemeinde zurückfalle, vermutete sie auf SZ-Nachfrage.

Was es nun auch immer wird - die Umsetzung wird noch eine Weile dauern. Denn die Gemeinde hat aktuell kaum Grundstücke zur Verfügung, die für eine solche Nutzung in Frage kommen. Denkbar wäre das große Areal an der Steinkirchner Straße zur Planegger Gemeindegrenze hin. Doch dies muss die Gemeinde erst vom Bund erwerben. Derzeit geht es darum, sich dafür ein Vorkaufsrecht zu sichern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: