Gräfelfing:Investor gibt auf

Baldur Trinkl bei Informationsveranstaltung zu Geothermie-Projekt in Planegg, 2016

Noch im Februar hatte Baldur Trinkl in Planegg angekündigt, er werde im Oktober mit den Bohrungen beginnen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Baldur Trinkl zieht sich aus dem Geothermie-Projekt in Gräfelfing zurück. Die Gemeinde will das Bohrrecht übernehmen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

In Gräfelfing eröffnen sich nach langem Stillstand endlich neue Optionen für das Geothermie-Projekt: Investor Baldur Trinkl, Inhaber der Bohrrechte auf Gräfelfinger Flur, zieht sich aus dem Vorhaben zurück. Stattdessen will die Gemeinde Gräfelfing das Bohrrecht übernehmen. Das Wirtschaftsministerium hat bereits sein Einverständnis signalisiert, offiziell ist die Zustimmung aber noch nicht, sagte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG): "Das eröffnet uns neue Handlungsspielräume und macht eine zügige Umsetzung des Projektes möglich."

Ende Februar hatte Trinkl bei einer Informationsveranstaltung davon gesprochen, im Sommer den Bohrplatz einzurichten, im September den Bohrturm aufzustellen und im Oktober zu bohren. Wer aber das Geothermie-Projekt bis dahin aufmerksam verfolgt hatte, könnte geahnt haben, dass sich auch bei dieser wiederholten und, wie vom Wirtschaftsministerium betont, letzten Verlängerung des Bohrrechtes auf dem Areal zwischen Gräfelfing und Planegg nichts tun wird - im Erdreich wühlen nur die Maulwürfe. Am 30. November läuft das Bohrrecht für Trinkl nun aus. Jetzt hat der Investor bei einem Gespräch im Wirtschaftsministerium, bei dem auch Bürgermeisterin Wüst zugegen war, das Projekt offiziell aufgegeben.

Auf dem Vorhaben lag schon lange kein Segen mehr. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder monatelangen Stillstand, immer wieder wurde die Genehmigung für Trinkl verlängert, immer wieder fehlten noch Unterlagen und Gutachten für eine Bohrung. Auch das Verhältnis zwischen Gemeinde und Trinkl war schon lange angespannt. Beide konnten keine Einigung erzielen, wie die Kooperation zwischen Investor und Gemeinde, die die Wärme aus der Tiefe der Erde vermarkten wollte, aussehen könnte. Das Projekt ist aber nicht aufgrund des angeschlagenen Verhältnisses beider potenzieller Vertragspartner gescheitert, betont Wüst. Und Trinkl halte die Geothermie nach wie vor für ein wichtiges Projekt im Würmtal. Laut Wüst will er seine bisherigen Untersuchungsergebnisse und Gutachten unter anderem zur Seismik an die Gemeinde übergeben.

Jetzt geht es im ersten Schritt darum, dass das Ministerium der Gemeinde den Claim und das damit verbundene Bohrrecht offiziell überträgt. Damit würde ein langwieriges Ausschreibungsverfahren, bei dem sich auch andere Wettbewerber um den Claim bemühen können, überflüssig. Erhält die Gemeinde den Zuschlag, kann sie in das Antragsprozedere für die Bohrung einsteigen. Dazu muss sie die für eine Bohrung noch fehlenden Unterlagen nachreichen und sich einen neuen Partner suchen, der die Bohrung übernimmt.

Um das alles zu gewährleisten, wird das bestehende Bohrrecht auf dem Areal vermutlich um weitere drei Jahre verlängert. Die Wirtschaftlichkeit eines Geothermie-Projektes in Eigenregie muss die Gemeinde nun nochmals auf den Prüfstand stellen. Wüst weiß, dass sich im Gemeinderat Gegner finden, die die Geothermie für unwirtschaftlich für die Gemeinde halten. Die Bürgermeisterin aber sagt: "Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, wäre es fahrlässig, es nicht zu versuchen."

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