Gräfelfing:Bier und Beton

Gräfelfing: Georg Schneider, Uta Wüst und Werner Gloßner (v.li.) stoßen auf das neue Bauprojekt der Schule an.

Georg Schneider, Uta Wüst und Werner Gloßner (v.li.) stoßen auf das neue Bauprojekt der Schule an.

(Foto: Catherina Hess)

Brauerakademie Doemens plant Neubau im Gewerbegebiet

Von Annette Jäger, Gräfelfing

So mancher kommt verspätet zur Pressekonferenz der Brauerakademie Doemens in Gräfelfing am Mittwoch. Der Grund: Parkplatznot. Damit ist man schon gleich beim brisanten Thema. Der renommierten Akademie, die aktuell 125 Studenten aus aller Welt besuchen, ist es zu eng an ihrem Standort in der Stefanusstraße geworden. Deshalb wird jetzt neu gebaut. "Doemens 2020" heißt das Projekt, der Name gibt das Programm vor: Der Neubau im Gräfelfinger Gewerbegebiet soll bereits Ende 2020 fertig sein. Es ist ein 20-Millionen-Euro-Projekt, das die Doemens-Geschäftsführung am Mittwoch vorstellte.

Seit etwa zehn Jahren sucht Doemens ein Baugrundstück, auch in den Nachbargemeinden. Der jetzige Standort im Gräfelfinger Ortszentrum ist zwar sehr attraktiv, aber die Erweiterungsmöglichkeiten sind begrenzt. Außerdem erschien es unmöglich, den Schulbetrieb während einer Umbauphase aufrecht zu erhalten. "Wir haben uns geistig von diesem Standort verabschiedet", sagte Georg Schneider, Präsident des Doemens-Vereins, des Trägers der Schule.

Die Akademie wächst kontinuierlich. Studenten stehen für einige Lehrgänge auf der Warteliste, die Zahl der Lehrer hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Derzeit werden Studenten aus sieben Nationen, neben Deutschland vor allem aus den USA und aus China, in der Braukunst, aber auch in der Getränke- und Lebensmittelindustrie geschult. Das Alleinstellungsmerkmal der Schule ist die sehr praxisnahe Ausbildung, betonte Schneider. So verfügt Doemens deutschlandweit über die einzige komplette Abfüllanlage an einer Schule. Deren Handhabung ist Teil der Ausbildung, sagte Gerrit Blümelhuber, Mitglied der Geschäftsleitung.

Ein Neubau soll vor allem mehr Platz für die Technik wie auch für mehr Unterrichtsräume bieten. Der Standort Gräfelfing mit der Nähe zu München hat sich bewährt, sagte Schneider. Möglich wurde der 3,3 Millionen Euro teure Grundstückserwerb erst, als die Gemeinde von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machte. Eigentlich war die Stauch Wohnbau GmbH aus Neuried an dem 5000 Quadratmeter großen Areal interessiert. Doch wie es guter Brauch unter Brauern ist, hat man sich laut Schneider "bei einem Bier zusammengesetzt" und beraten, wie alle Parteien glücklich werden können.

Am Ende entstand ein Vertragswerk aus vier Verträgen, die alle miteinander verflochten sind und auch die Stauch Wohnbau GmbH einbeziehen. So baut die Stauch-Gruppe nun ein Hotel im Gewerbegebiet, von dem auch die Doemensianer profitieren. Gleichzeitig kann die Gruppe auf einem Teil des alten Doemens-Grundstücks nach dem Umzug der Akademie Wohnungsbau realisieren. Ein Teil davon wird bezahlbarer Wohnraum für Bürger mit kleinem Einkommen sein, was die Gemeinde begrüßt. Gleichzeitig bleibt die Akademie am Ort und der Name Gräfelfing wird "in die Welt getragen", sagte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG). Am Dienstag hat der Gemeinderat den Grundstückskauf durch Doemens einstimmig befürwortet.

Bis Ende des Jahres soll der Bebauungsplan für den Doemens-Neubau stehen. Gleichzeitig läuft der Architektenwettbewerb an. Und dann gilt es noch, die vierte Partei miteinzubeziehen, die einzige, die nicht in Jubel verfällt: die Nachbarschaft am bisherigen Doemens-Standort. Sie fürchtet eine zu große Verdichtung und ein Verkehrsproblem durch viele neue Anwohner. Wüst betonte, dass ein Treffen mit den Anwohnern stattfinden wird, ihre Belange sollen in die Planungen einfließen. "Wir wollen sie nicht vor vollendete Tatsachen stellen", betonte sie. Eine Tiefgarage werde das Parkproblem entschärfen.

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