Gilchinger Kulturwoche:Auf die Spitze getrieben

Gilchinger Kulturwoche: Im Einklang: Almuth Siegel und Agnes Pusker bei ihrem Auftritt mit einer Ballerina der Musikschule Gilching.

Im Einklang: Almuth Siegel und Agnes Pusker bei ihrem Auftritt mit einer Ballerina der Musikschule Gilching.

(Foto: Arlet Ulfers)

Zum Abschluss der Gilchinger Kulturwoche nehmen sich Tänzerinnen und das Violin-Duo ASAP eine Sonate des russischen Komponisten Prokofjew vor

Von Ute Pröttel, Gilching

Mit einer besonderen Premiere endet die zweite Gilchinger Kunst- und Kulturwoche. Das Violin-Duo ASAP spielt nicht nur live zum Tanz der Ballerinas der Gilchinger Musikschule, sondern die beiden zierlichen Musikerinnen werden auch selber Bestandteil der Choreographie. Sie vertanzen, wie sie es selber nennen, die Sonate "Saitentanz und Weltenklang" von Sergej Prokofjew. So wird die Musik sichtbarer Teil der Inszenierung. Ihr Experiment präsentierten sie am Sonntag im Rahmen des Ballettabends an der Gilchinger Musikschule.

ASAP steht für Almuth Siegel und Ágnes Pusker. Die beiden Violonistinnen haben sich bei Konzerten der Yehudi-Menuhin-Stiftung "Live Music Now" kennengelernt und nutzen die Mobilität ihrer Instrumente für ungewöhnliche Auftritte. Sie spielen in Krankenhäusern, Gefängnissen und Pflegeheimen, um die Musik zu Menschen zu bringen, die sonst nicht in ein Konzert gehen könnten. Unkonventionelle Auftritte reizen Siegel und Pusker.

Die Gilchinger Choreographin Hannelore Husemann-Sieber wiederum ist für ihre fantasievollen Tanzinszenierungen bekannt. Als junges Mädchen hatte die Gilchingerin Almuth Siegel bei ihr Ballettunterricht gehabt, und der Kontakt ist nie ganz abgerissen. Als Husemann-Sieber in einem Konzert des Duos ASAP die Sonate von Prokofjew hörte, war das Projekt geboren.

Der russische Komponist und Pianist Prokofjew hatte die Sonate op. 56 im Jahr 1932 geschrieben. Sie umfasst vier Sätze und ist zwei Violinen zugedacht. Der Russe gilt als einer der großen Ballett-Komponisten. Und dennoch war die darstellende Interpretation seiner Musik für alle Beteiligten eine spannende Herausforderung, wie Almuth Siegel nach der gelungenen Generalprobe erzählt.

Den vier Musiksätzen, die nach dem Vorbild der barocken "sonata da chiesa" angeordnet sind - langsam, schnell, langsam, schnell - werden die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde zugeordnet. Vier Tänzerinnen setzen Prokofjews Musik in Spitzentanz um. In die Choreographie hinein begeben sich auch die beiden Violonistinnen.

Den ruhigen dritten Satz, der dem Element Luft gewidmet ist beginnen sie sogar auf dem Boden liegend zu spielen. "Ausdruck einer gelungenen Choreographie ist für mich", sagt Almuth Siegel, "dass der Zuschauer nicht weiß, wo er zuerst hinsehen soll." So geschieht es spätestens im vierten Satz, als das Element Erde die auf der Bühne ruhenden anderen drei Elemente noch einmal animiert und Melodie, Musikerinnen und Tänzerinnen zu einem kosmischen Gesamtkunstwerk verwirbeln. Das Publikum in der Aula des Christoph-Probst Gymnasiums belohnt die Künstlerinnen mit langem Applaus.

Begonnen hatte der Abend mit der Aufführung des Stücks "Die Spielzeugschachtel" von Claude Debussy, eines Balletts in fünf Bildern, das das Ballettensemble der Musikschule schon länger im Repertoire hat.

Im zweiten Teil tanzten die Eleven von Hannelore Husemann-Sieber und ihrem Team zur Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Seine Ballettmusik "Les petits riens" von 1778 eignete sich wunderbar, um in Form eines fiktiven Tanz-Wettbewerbes das Niveau von den ganz kleinen Ballettmäusen bis zur Primaballerina zu präsentieren.

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