Boomtown Gilching:Zuzug kostet

Gilching wächst und wächst. Das spiegelt sich auch im Haushalt der Gemeinde wieder, die viel Geld für Kinderbetreuung und zahlreiche Bauten aufbringen muss. Die SPD warnt indes: "Nicht alles ist finanzierbar"

Von Christian Deussing, Gilching

Die rasant wachsende Bevölkerung - darunter viele junge Familien - und immer mehr Gewerbe stellen die Gemeinde Gilching mit ihren nun fast 19 000 Einwohnern vor großen Herausforderungen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im diesjährigen Haushalt wider, den die Gemeinderäte am Dienstagabend verabschiedeten. Nur die Grünen-Fraktion und Rosmarie Brosig (BfG) lehnten den 57 Millionen Euro Gesamtetat für 2017 ab.

Es müsse enorm in die Infrastruktur investiert werden, sagte Bürgermeister Manfred Walter (SPD). So seien bei der Kinderbetreuung die "Rechtsansprüche zu bedienen", weshalb 450 neue Betreuungsplätze geschaffen wurden. Die Betriebs- und Personalausgaben der Gemeinde sind mit 9,4 Prozent auf mittlerweile 9,9 Millionen Euro gestiegen. Das mache bereits 22 Prozent des gesamten Verwaltungshaushalts aus, rechnete Thomas Reich als Sprecher der Freien Wähler vor. Diese Tendenz bereite ihm Sorgen, ansonsten sei er aber mit dem Haushaltsentwurf als "solides Zahlenwerk" zufrieden. Die Rücklagen betragen 3,3 Millionen Euro, die Schulden belaufen sich jedoch wegen des Rathausbaus auf nun knapp 20 Millionen Euro.

Eingeplant sind 14,5 Millionen Euro an Einkommenssteuer und 13,1 Millionen Euro an Einnahmen aus der Gewerbesteuer - laut Reich sei letzteres vor allem die "Ernte aus den neuen Gewerbegebieten Süd und Friedrichshafener Straße". Dennoch müsse "achtsam und mit Augenmaß" mit den Geldern umgegangen werden, weil man nicht überall aus dem "Füllhorn schöpfen" könne, mahnte Finanzreferent Martin Fink (CSU) und bestätigte damit die Einschätzung von SPD-Fraktionssprecher Michael Rappenglück, dass "nicht alles finanzierbar" sei. Dieser hatte auch darauf verwiesen, dass Gilching eigentlich schon eine Stadt sei und sich deshalb "im Zugzwang" befinde.

Hierzu gehört ebenso die Verschönerung des Bahnhofareals Argelsried, was bisher immer wieder verschoben werden musste. Das Projekt soll jetzt angepackt werden, heuer sind gut eine Million Euro dafür vorgesehen. 650 000 Euro sollen in den Umbau des ehemaligen Altenpflegeheimes an der Rosenstraße investiert werden, in das die Musikschule einzieht. Zum Programm gehören auch der Brandschutz in der Mittelschule, die Sanierung der Arnoldus-Schulturnhalle sowie das geplante Gewerbegebiet A 96 Nord beim Porschezentrum Hörmann. Auf der Liste stehen der Ausbau des Fahrradwegenetzes und eine Million Euro für den abschließenden Grunderwerb für die Westumfahrung. Das Bauprojekt könnte beginnen, wenn sich die Gemeinde mit einem klagenden Landwirt außergerichtlich einigen sollte.

Derzeit fließen auch 1,5 Millionen Euro an "freiwilligen Leistungen" an Vereine und Gruppierungen aus dem Gemeindesäckel. Bewilligt wurden hierzu heuer auch 14 000 Euro an die "Schützengesellschaft Edelweiß", die ihre Anlage modernisieren muss und mehr Jugendliche für den Schießsport gewinnen will. Insgesamt sollen daher in den nächsten Jahren 56 000 Euro an den Verein fließen. Das kritisierte wiederum Martin Pilgram (Grüne) heftig. Denn gleichzeitig würden 200 Euro an den Verein für "Frauen in Not" als Zuschuss abgelehnt. Parteifreund Peter Unger bemängelte zudem, dass sich die Gemeinde nicht mit 20 000 Euro am Lift im Pfarrzentrum beteiligen wolle. Der Bürgermeister wies die Vorwürfe als unbegründet zurück.

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