Gilching:Widerstand gegen Aldi wächst

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Hat Aldi beim Kauf von Grundstücken für das geplante Warenlager in Gilching gemauschelt? Eine anonyme Strafanzeige verschärft den Streit - und die örtliche CSU wettert gegen den Discounter.

Christian Deussing

Der Streit um die Ansiedlung eines zentralen Warenlagers von Aldi neben dem Gilchinger Gewerbegebiet Süd ist mit einer anonymen Strafanzeige verschärft worden. In dieser wird ein Deal zwischen Behörden und dem Konzern vermutet. Die Staatsanwaltschaft solle daher wegen möglicher "rechtswidriger Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung" ermitteln.

Filiale von Aldi in Frankfurt am Main: Im Streit um die Ansiedlung eines Warenlagers in Gilching hat es nun eine anonyme Strafanzeige gegeben. (Foto: dpa)

Denn es gebe den Verdacht, dass sich Aldi Süd auf diese Weise einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wolle und sehr günstige Ackerflächen erworben habe, um die üblichen Preise für Gewerbeflächen nicht zahlen zu müssen. Zudem habe sich das Unternehmen bei der Regierung von Oberbayern im Vorfeld abgesichert, um Baurecht auf diesen landwirtschaftlichen Flächen zu erwirken. Wie berichtet, hat der Discounter im Juni ein 12,5 Hektar großes Areal für ein 49.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum gekauft, aber erst danach die betroffenen Gemeinden Gilching und Gauting informiert.

Es hinterlasse einen "faden Beigeschmack, dass die Gemeinde Gilching, die mit den Folgen der Ansiedlung leben muss, in keiner Weise in den Entscheidungsprozess" zwischen Aldi, dem Projektentwickler und Grundstückseigentümer eingebunden worden sei, heißt es einer Pressemitteilung der Gilchinger CSU-Fraktion. Diese lehnt weiterhin das 30 Millionen teure Warenlager ab.

Fraktionssprecher Manfred Herz kritisierte am Freitag, wie "ungerecht und grotesk das Geschäft eingefädelt" worden sei. Während sich andere Firmen "brav angestellt" hätten, um erschlossene und viel teurere Gewerbeflächen zu erwerben, habe der Aldi-Konzern den Gemeinderat mit diesem gigantischen Projekt vor "vollendete Tatsachen gestellt". Zuvor sei bei den Trägern öffentlicher Belange noch "guter Wind gemacht worden, um mit der Größe und dem Konzept Baurecht zu erzwingen", glaubt Herz. Er sehe in diesem Vorgang das "Gleichheitsprinzip" verletzt, zumal die Ackerfläche in den nächsten Jahren in ihrem Wert extrem steigen werde.

Eine Million Euro für Gilching und Gauting?

Der Gewerbereferent zweifelt überdies daran, dass die anteilige Steuereinnahme von jährlich rund 400.000 Euro tatsächlich auch fließe. Herz: "Das ist nicht sicher, denn dafür gibt es bislang keinen Beweis."

Dagegen hat der Konzern - der sein Zentrallager in Eichenau aufgeben will - stets versichert, dass die Gemeinden Gilching und Gauting mit einer jährlichen Gewerbesteuereinnahme von insgesamt einer Million Euro rechnen könnten. Der Lieferverkehr mit täglich 200 Aldi-Lastwagen würde auf der kurzen Anfahrt zwischen der Lindauer Autobahn und dem Areal neben dem Gewerbegebiet zudem "keine nennenswerte Mehrbelastung" bedeuten. Außerdem integriere sich das Zentrum, auf dessen Dach die größte Photovoltaikanlage des Landkreises installiert werden soll, "sehr gut in die bestehende Landschaft" - und der Bannwald würde laut Aldi "kaum berührt".

Dagegen befürchten die Gilchinger Grünen und die CSU-Fraktion einen "massiven Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet". Sie betonen auch, dass die 40-Tonner von Aldi innerhalb des Gewerbegebietes eine zusätzliche Verkehrsbelastung seien.

© SZ vom 21.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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