Gilching:Verhandlung über Asphalt-Anlagen geplatzt

Bürgermeister Walter beendet vorzeitig das Gespräch über die Mischwerke in St. Gilgen.

Christian Deussing

Gilching Demo RH

Mit Mundschutz und Protest-Flugblättern demonstrierten am Donnerstagabend auch Kinder vor dem Gilchinger Rathaus gegen den Gestank der Asphaltmischanlagen in St. Gilgen.Foto:Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

- Mit einem Eklat hat am Donnerstagabend ein internes Treffen von Vertretern der "Bürgerinitiative für umweltfreundliche Asphaltmischanlagen" (BuA) und Bürgermeister Manfred Walter (SPD) im Gilchinger Rathaus geendet. Dort versammelten sich fast 40 Demonstranten und klagten über Gestank und giftige Abgase der Mischwerke. Walter erfuhr noch während der Debatte über ein TÜV-Gutachten, dass auf dem Rathausparkplatz zwei Dienstfahrzeuge und zwei Privatautos von Mitarbeitern mit Schaum beschmiert worden waren. Der Rathauschef kündigte daraufhin in der Sitzung an, den Vorfall der Polizei zu melden. Ein Vertreter warf ihm daraufhin vor, er würde gegen die Bürger agieren und die Demokratie verhindern. Außerdem solle er sich überlegen, auf welcher Seite er stehe. "Das konnte ich mir nicht bieten lassen", sagte Walter am Freitag der SZ. Um eine weiter Eskalationen zu vermeiden, habe er das Gespräch abgebrochen und den Sitzungssaal verlassen.

Ohnehin waren zu dem Treffen zwei Firmenvertreter nicht erschienen, die Zusammensetzen war daher anders als geplant. Mit einem TÜV-Vertreter sollte über Messwerte und mögliche Verbesserungen an den beiden Anlagen in St. Gilgen diskutiert werden. Einer der Betreiber hatte sich nach Angaben des Bürgermeisters auf dem Weg zu dem Rathaus bedrängt gefühlt, weil an seine Autoscheibe geklopft worden sei. Der Geschäftsführer wollte angesichts dieser "Provokation" nicht am Runden Tisch teilnehmen. Nachdem Walter den zweiten Werksbetreiber, Gottfried Jais, über die Situation vor dem Rathaus telefonisch informiert hatte, sagte auch der kurzfristig seine Teilnahme an dem Treffen ab.

Unter dem Motto "Uns stinkt's" wollte die Bürgerinitiative mit ihrer Demonstration ihrem Anliegen Nachdruck verleihen. So stehe zur Debatte, auf rechtlichen Weg eine Einhausung der Anlagen durchzusetzen, um Emissionen zu verringern, sagte der Vorsitzende Gerhard Kempf. Er will auch die Konsequenzen aus dem neuen TÜV-Gutachten überprüfen. Nach den Ergebnissen wird den Werksbetreibern Jais und Richard Schulz Tiefbau GmbH attestiert, dass sie die Grenzwerte und technischen Anforderungen einhalten. In wichtigen Punkten wird damit ein früheres Gutachten bestätigt, das die Bürgerinitiative aber in Zweifel gezogen hatte.

Kempf, der der Versammlungsleiter bei der Demonstration war, schließt aus, dass Teilnehmer für die Schaumattacke auf die vier Autos auf dem Rathausparkplatz verantwortlich sind. Die Polizei hat bisher keine Hinweise auf die Täter. Nach deren Angaben müssten aber während oder nach der Demo unbekannte Personen drei Feuerlöscher aus der Mittelschule gegenüber vom Rathaus gestohlen und dann den Schaum über den Fahrzeugen versprüht haben. Die leeren Behälter wurden im Garten des benachbarten Kindergartens gefunden.

Trotzdem hat die Protestaktion der BuA noch ein Nachspiel. Zwar hatte Kempf die Demo beim Gilchinger Ordnungsamt angezeigt, aber das war formal der falsche Weg. Der Versammlungsleiter hätte nämlich die Demonstration beim Starnberger Landratsamt anmelden müssen. Daher werde jetzt geprüft, ob ein Bußgeld zu verhängen sei, sagte Behördensprecher Stefan Diebl auf Nachfrage.

Walter steht als Moderator des Runden Tisches nicht mehr zur Verfügung. Schließlich sei ihm trotz aller Bemühungen um Kompromisse die Neutralität abgesprochen worden. Walter schlug vor, dass künftig eine "externe Person" seine Rolle übernehmen sollte; wer die Aufgabe übernehmen könnte, ist aber noch offen. Die Demonstration war seiner Ansicht nach kontraproduktiv.

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