Gilching:Talentproben

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Beim Abschlusskonzert des Meisterkurses trat auch die jüngste Teilnehmerin Juliane Nötzel auf. Sie wurde begleitet von Pianistin Elizabeth Hopkins. (Foto: Georgine Treybal)

Abschlusskonzert des Meisterkurses kommt gut an

Von Reinhard Palmer, Gilching

Bereits seit geraumer Zeit lebt der Violinist und Pädagoge Boris Kucharsky in London. Im Wirken des Principal Teachers an der Yehudi Menuhin School sowie Professors an der Guildhall School nimmt die didaktische Arbeit viel Raum ein. Die Meisterklasse, die er gemeinsam mit der Pianistin Elizabeth Hopkins seit einigen Jahren leitet, blieb wohl dank dieser Gewichtung Gilching erhalten. Es ist ein kleiner Kurs, doch ein überaus ehrgeiziges Unternehmen. Allerdings geht es Kurcharsky und Hopkins weniger darum, hier elitäres Training für hochbegabte Studenten anzubieten, als vielmehr Jugendlichen - in der diesjährigen Ausgabe zwischen 13 und 19 Jahre alt - das Erlebnis Musik auf den Weg zu geben. Die Basisarbeit, sozusagen. Umso bedauerlicher ist es festzustellen, dass neben fünf weiblichen ein einziger männlicher Jungmusiker am Kurs teilnahm.

Das Publikum des Abschlusskonzerts in der Aula des Gilchinger Gymnasiums konnte natürlich nicht beurteilen, welche Fortschritte die Kursteilnehmer gemacht haben. Dass hier bis auf die jüngste Teilnehmerin alle zum wiederholten Mal dabei waren, zeugt von der positiven Einschätzung der Ergebnisse der jungen Streicher. Bei den jüngeren Teilnehmern nahm offenbar die Verbesserung der Intonation noch einen relativ großen Raum ein. Aber auch die spieltechnische Differenzierung, also vor allem die Bogenarbeit. Kucharsky geht es dabei immer auch um interpretatorische Fragen, wie Larissa Wiest sogleich beim Beginn an der Viola mit historischer Spieltechnik ohne Vibrato demonstrierte. Aus sich herauszugehen und sich emotional vor Publikum zu entblößen, ist in dem Alter noch ein hemmendes Hindernis. Im Kurs habe es schon gut funktioniert, bestätigte Kucharsky im Gespräch. Auf der Bühne versteckten sich selbst die drei Besten dann aber doch lieber hinter ihrem instrumentalen Können. Beginnend bei Julia Schneider, die in Saint-Saëns' "Danse macabre" viel Substanz und Temperament hören ließ, aber vor Aufregung allzu steif den Bogen festhielt. Mario Sögtrop, der älteste im Kurs, ging schon gelassener an die Sache heran und gab den Kopfsatz der Beethoven-Sonate op. 30/2 mit virtuoser Offenheit sowie ausdrucksstarker und vor allem schlüssiger Dramaturgie. Letzteres war im Kopfsatz der Brahms-Sonate G-Dur op. 78 geradezu fundamental und von Pauline Karuga mit weit gespannten Kontexten und reicher Kolorierung einfühlsam in Spannung gehalten.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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