Gilching:Platz für Geschichte

Der Verein Zeitreise und die Gemeinde eröffnen im Werson-Haus ein Ortskunde-Museum.

Von Blanche Mamer, Gilching

Gilching ist sehr stolz auf seine 4000 Jahre alte Geschichte und zeigt das jetzt in einem eigenen kleinen Museum. Zwar sind es nur zwei Räume im Obergeschoss des Werson-Hauses an der Brucker Straße, doch wie Bürgermeister Manfred Walter bei der Eröffnung am Samstag sagt: "Alle großen Dinge haben einmal klein angefangen." Jedenfalls hat es nur knapp sechs Monate gedauert, bis die Räume in der ehemaligen Künstler-Villa für die Ortsgeschichts-Schau hergerichtet waren.

Gilching: Museumseröffnung Schichtwerk

In Schaukästen verschiedener Farbe präsentiert das Museum die Ausstellungsstücke.

(Foto: Nila Thiel)

Das Konzept für die Dauerausstellung unter dem Namen "SchichtWerk" hat der Verein "Zeitreise Gilching" - der neue prägnante Name der "Gesellschaft für Archäologie und Ortsgeschichte Gilching" - in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege erarbeitet. Die Möblierung und die Technik wurden fast vollständig vom Verein selbst entwickelt. Die Gemeinde stellt die Räume zur Verfügung und hat die Restaurierungskosten für die Fundstücke übernommen, erklärt Walter, der sehr zufrieden ist, dass die Museumspläne so gut gelungen sind. Und vom Landratsamt gab es einen Zuschuss von 5000 Euro, wie Landrat Karl Roth erwähnt.

Gilching: Museumseröffnung Schichtwerk

Anette Reindel schenkt dem Museum zur Eröffnung ihre Halskette.

(Foto: Nila Thiel)

Zur Geschichte geben Vereinsvorsitzende Annette Reindel und Sabine Mayer vom Landesamt für Denkmalpflege einen Überblick. Die Besiedelung Gilchings reicht bis in die frühe Bronzezeit zurück. Im Wildmoos wurden Gräber aus der Zeit um 1890 vor Christus gefunden, durch den Ort führt ein uralter Handelsweg, auf dem Salz aus dem Salzkammergut in Richtung Westen transportiert wurde. Die Trasse wurde von den Römern ausgebaut, die Römerstraße bildet heute noch die Hauptverkehrsader durch den Ort. Es gibt zudem Reste von zwei keltischen Viereckschanzen und eine Handwerkersiedlung aus der Bajuwarenzeit. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Kiltoahinga im Jahr 804.

Gilching: Museumseröffnung Schichtwerk

Grabbeigaben des Kiltis.

(Foto: Nila Thiel)

Für Reindel ist klar: "Wir wollen nicht nur die archäologischen Funde zeigen, sondern die Ortsgeschichte erlebbar machen." Als symbolisches Geschenk zur Eröffnung steckte sie eine Halskette mit einem Amulett in den Nachbau einer Römerstraße. Römische Kinder hätten zu ihrem 14. Geburtstag ein solches Amulett, eine Bulla bekommen, erzählt sie. Und weil der Verein nun 14 Jahre alt sei, passe das ganz gut. Nicht nur bei der Einrichtung der Dauerausstellung, auch bei den Namensfindungen haben sich die Hobbyhistoriker einiges einfallen lassen: "SchichtWerk", der Name des Museums, ist ein Wortspiel, das sich auf den verstorbenen Heimatforscher, SPD-Gemeinde- und Kreisrat und Gilchinger Ehrenbürger Rudi Schicht bezieht. Zudem sei der Name eine Anspielung auf die vielen Erdschichten, die freigelegt werden mussten, bevor die Spuren der Besiedlung Gilchings sichtbar wurden.

Gilching: Museumseröffnung Schichtwerk

Anette Reindel ist Vorsitzende des Vereins Zeitreise.

(Foto: Nila Thiel)

Zunächst betritt der Besucher den Römer-Raum, der in Rot gehalten ist. Neben Installationen, Schautafeln und Mitmachstationen stehen Vitrinen mit archäologischen Fundstücken auf roten Schubladenkästen. Hinter Glas sind die originalen Artefakte ausgestellt, wie Ringe, Amulette, Fibeln und Messgeräte. In den Schubfächern befinden sich Reproduktionen, Fotos der Fundstellen, Erklärungen, Karten, Grundrisse. Diese Objekte können angefasst und herausgenommen werden, mit einem Schlüssel kann versucht werden, das besondere Schloss an einem Holzkästchen zu öffnen. Über einen Audioguide wird dem Besucher alles Wissenswerte erklärt.

Dann der gelbe Raum mit den Relikten aus der Bajuwarenzeit. Hier wird klar, dass auch die Kinder an die Geschichte herangeführt werden, ein Spielfeld mit Playmobilfiguren stellt die Ausgrabung von Skeletten dar.

Die Ausstellung ist jeden zweiten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr und jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr (mit Ausnahme der Ferien) geöffnet. Zudem können Termine vereinbart werden, Telefon 08105/3707777. Der Eintritt ist frei, www.schichtwerk-gilching de.

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