Gilching:Pizza wie daheim

Flüchtlinge aus Eritrea wünschen sich einen Backofen

Von Blanche Mamer, Gilching

Sie haben eine unvorstellbare und lange Odyssee hinter sich. Sie sind aus dem Militär in Eritrea geflüchtet, in das sie mit 16 Jahren eingezogen wurden, sind meist zu Fuß durch Äthiopien, Somalia, Sudan, Libyen geflüchtet und übers Meer nach Europa gekommen. Die zwölf jungen Männer aus Eritrea im Alter von 18 bis 29 Jahre sind in Gilching untergekommen und leben in einer Wohngemeinschaft. "Sie haben alle große Angst. Ich kann nicht sagen, wer am schwersten betroffen ist, doch traumatisiert sind alle", sagt Eva Ott, die ehrenamtliche Koordinatorin des Helferkreises, der sich um die Flüchtlinge im Ort kümmert. Und sie werden noch lange mit Angst und den seelischen Schmerzen zu kämpfen haben. Dabei sind es nicht nur die Entbehrungen und schrecklichen Erlebnisse vor und während der Flucht, sondern die Gedanken um die zurückgelassenen Familienmitglieder. Denn die Regierenden in ihrem Heimatland fackeln nicht lange, wenn es um die Verfolgung von Deserteuren geht. Darum wollen sie auf keinen Fall fotografiert werden, übers weltweite Netz könnten ihre Fotos zu den Offiziellen in ihrem Land gelangen. Über ihre Ängste sprechen sie erst, nachdem sie Zutrauen zu ihren Betreuern gefasst haben.

Als Soldaten brauchten sie keine Ausbildung, keiner hat einen Beruf erlernt. Sie sprechen Englisch, wobei einige die lateinische Schrift nicht lesen können, also erst in Alphabetisierungskurse gehen müssen, bevor sie Deutsch lernen können. "Das ist das Wichtigste, damit man ihnen die Berufsschule finanziert. Ich versuche bereits, Gilchinger Firmen dazu zu bringen, ihnen Praktikumsplätze zu geben, die dann eventuell in eine Lehre übergehen könnten", sagt Ott. Jedes Mal, wenn die Betreuerin vom Helferkreis ins Haus kommt, empfängt sie zuerst die Frage: Hast du Arbeit?

Fürs erste übt sie mit den jungen Männern, den Haushalt zu führen, Küche und Wohnräume sauber zu halten. Sie kochen ganz gern, doch es ist manchmal schwierig, da sie sich zu Neunt eine Küche teilen müssen. Und was das Essenzubereiten zusätzlich erschwert, ist, dass nur vier Kochplatten zur Verfügung stehen, das Backrohr im Einbauherd jedoch defekt ist. "Es hat von Anfang an nicht funktioniert, und bis jetzt konnten die Zuständigen nicht entscheiden, ob sich eine Reparatur lohnt", sagt Ott. Darum wendet sie sich an den SZ-Adventskalender mit der Bitte, einen neuen Einbauherd für die Küche zu spenden. "Sie backen gerade Fladenbrot auf der Herdplatte. Sie würden so gerne mal Pizza und richtiges eritreisches Brot backen." Pizza ist in ihrer Heimat ein alltägliches Essen, schließlich war das Land als Teil von Abessinien, dem heutigen Äthiopien, eine italienische Kolonie.

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