Nepo Fitz:Kabarettistische Basteleien

Nepo Fitz: Noch ausbaufähig: Was genau Nepo Fitz auf der Bühne wollte, darüber schien auch er sich noch weitgehend im Unklaren zu sein.

Noch ausbaufähig: Was genau Nepo Fitz auf der Bühne wollte, darüber schien auch er sich noch weitgehend im Unklaren zu sein.

(Foto: Arlet Ulfers)

Nepo Fitz zeigt sich bei der Vorpremiere von "Saumensch" erstaunlich indisponiert. Dabei hätte er durchaus das Zeug zum Womanizer und Entertainer

Von Katja Sebald, Gilching

Lässt man noch einmal in Ruhe Revue passieren, was alles nicht funktioniert hat, dann ist es mehr als erstaunlich, wie positiv dennoch der Gesamteindruck ist, den Nepo Fitz mit der Vorpremiere zu seinem neuen Programm "Saumensch" auf Monis Brettl im Oberen Wirt in Gilching hinterlassen hat. Gut, zur Hälfte gefüllt war der zugegebenermaßen sehr große Saal zu Beginn des Abends. Deutlich gelichtet waren die Reihen nach der Pause, doch wer früher gegangen war, hat das Beste verpasst. Der Anfang aber war mehr als schwierig. Sehr lange passierte nämlich: nichts. Dann erschien immer wieder mal ein junger Mann in Jeans und T-Shirt auf der Bühne, um ein paar Kabel umzustecken und ein von Mal zu Mal besorgteres Gesicht zu machen. Die beiden Techniker am Mischpult warteten derweil ebenso entspannt wie das Publikum, nur ohne Getränk. Nach mehr als einer halben Stunde erschien der junge Mann, jetzt in Jeans und Hemd, und entpuppte sich - zu erkennen am Mikrofon, das er nun trug - als Nepo Fitz höchstpersönlich.

Was genau er auf der Bühne wollte, darüber schien auch er sich noch weitgehend im Unklaren zu sein. Anfänglich jedenfalls ging es um irgendwas mit Sau. Diese, die Sau nämlich, sei die "bildhübsche große Schwester vom Schweinehund" und sie wohne - Vorsicht, jetzt wird's kompliziert - in jedem von uns. Aha. Also erst mal die Sau rauslassen. Hymnische Musik als Playback, genauer gesagt: "The Sound of Sau". Oder auch "Rhythm and Saul". Dann wurde in der ersten Reihe der Publikums-Märtyrer gekürt, ja, richtig: "Die arme Sau." Um dann aber sofort wieder vergessen zu werden. Schade, denn das wäre einer von vielen möglichen roten Fäden gewesen, mit dem man das Ganze irgendwie hätte zusammenhalten können.

Und so ging es weiter. Zu technischen Problemen - scheppernde oder tote Mikros, zu laute oder gar nicht vorbereitete Einspielungen - kamen die dramaturgischen Probleme. Es war bei weitem nicht nur die eine, "für 800 Euro eingekaufte" Pointe, die zwischen Bühne und Publikum verpuffte. Von Adam und Eva auf dem "Robinsonweg statt Jakobsweg", die in der Karibik aber dann nur auf Korallen und Rochen rumtrampeln und sich dann ausrechnet an Menschenfleisch festbeißen. Musste es unbedingt ein langes "Plädoyer für nachhaltigen Kannibalismus sein"? "Ja, mei, des Thema is scho a bissl bled", meinte die ansonsten wirklich sehr geduldsame Gilchingerin am Nebentisch.

Nach einer sehr langen Pause mit erneuten technischen Bastelarbeiten hatte man zum Glück den Kabarettisten ausgewechselt: Es erschien ein Womanizer, der alle Qualitäten von Anton aus Tirol und Lothar Matthäus in sich vereinte, dazu eine blonde Skilehrermähne und ein Wiesn-Aufreißer-Outfit trug. Als "Love-Coach", der zum "Swipen" aufs "Heisl" geht, in der übrigen Zeit den "Auto-Liker" benützt und eine Standleitung zu seiner Dating-App hat, bewies Fitz dann doch noch schauspielerisches Talent. Allerdings verfolgte er auch dieses Thema nicht mit der nötigen Stringenz, sondern zog sich zwischendurch die Perücke vom Kopf, um über das griechische Debakel - wie viele Poseidon-Teller muss man beim Poseidon-Sepp essen, bis die Milliardenschulden getilgt sind - und die Flüchtlingspolitik - "ich fühl mich einfach nicht mehr wohl, weil so viele da sind" - zu philosophieren.

Auch wenn die Playback-Walze in Gilching alles unter sich begrub: Nepo Fitz kann wirklich gut singen, das hat er in anderen Programmen längst unter Beweis gestellt. Er kann Klavier spielen und stellt sich auch auf anderen Instrumenten nicht ganz blöd an. Vor allem aber ist er eine echte "Rampensau" und überspielt auch den größten Lapsus mit herzerwärmendem Charme. Noch läuft das neue Programm als "Vorpremiere" und man darf davon ausgehen, dass er in ein paar Wochen nicht mehr so oft den Text ablesen muss. Aber auch das Gilchinger Publikum musste Eintritt bezahlen und hätte ein bühnenreifes Programm erwarten dürfen.

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