Gilching:"Ich bin Opportunist"

Etterschlag, Nepo Fitz

In Dirigentenpose: Nepomuk Fitz probiert sein neues Programm "Saumensch" in Gilching aus.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Kabarettist und Musiker Nepomuk Fitz spricht über Religionen, Tiere und sein neues Programm "Saumensch", das in Monis Brettl zu sehen ist

Von Gerhard Summer, Gilching

- Für sein erstes Kabarettprogramm "Pimpftown - Wie werde ich ein Mann?" regnete es Preise: Nepomuk Fitz, Sohn der Kabarettistin Lisa Fitz und des Musikers Ali Khan, bekam dafür eine wichtige Auszeichnungen seiner Branche, das Passauer Scharfrichterbeil. An diesem Donnerstag tritt der gebürtige Gräfelfinger, der inzwischen in Straubing lebt, in Monis Brettl auf. Der 35-jährige Kabarettist, Pianist und Sänger ist mit der Vorpremiere seines neuen Programms "Saumensch" zu erleben.

SZ: Was ist ein Saumensch? Das Gegenteil von Gutmensch?

Nepomuk Fitz: Es ist ja die Bezeichnung für ein liederliches Frauenzimmer. Ich finde es ungerecht, dass es das nicht auch für Männer gibt. Wir haben ja Schweinderl beiderlei Geschlechts. Ich sehe das als Gegenstück zum Gutmenschen. Was genau der Saumensch ist, versuche ich nun mit den Leuten rauszufinden. Ich bin davon überzeugt, dass wir alle einer werden müssen, das andere hat ja nicht funktioniert.

Der Gutmensch?

Ja, der hat nicht funktioniert, und deswegen muss man ein Saumensch werden. Ein schlechter Mensch wäre wieder was anderes, es muss irgendwie so ein Zwischending sein. Kann sein, dass man dann amoralisch rausgehen muss aus dem Programm in Gilching.

Das wäre bitter. Also ein Saumensch ist ein nicht ganz so guter Mensch?

Das Problem ist: Man muss rausfinden, ob's Gut und Böse überhaupt gibt. Das ist die große Frage.

Und das übernehmen Sie in Ihrem Programm?

Richtig. Um dann hoffentlich die Moral samt aller Religionen zu überwinden.

Da haben Sie sich viel vorgenommen.

Ja, find' ich auch, ich habe gerade gesagt, das mach' ich dann im zweiten Teil.

Ah, und im ersten Teil?

Da erforsche ich erst mal die unterschiedlichen Ausprägungen: Was tue ich Gutes oder Schlechtes? Wie schaut's aus mit dem Umweltschutz, wie schaut's aus mit Fleischessen, ja und nein? Wenn Ja zum Tierfleisch warum kein Menschenfleisch?

Essen Sie Saumenschenfleisch?

Nein, ich esse kein Saumenschenfleisch, ich ess' Tierfleisch, aber mit einem sehr schlechten Gewissen. Also, ich bin ein theoretischer Vegetarier.

Was auch etwas Schönes ist.

Ja. Und ich habe mir eine Doku über Hühnerhaltung angeschaut und beschlossen: Nie wieder, also nie wieder schau ich mir so eine Doku an.

Sehr vernünftig. Wer zu viele Dokus anschaut, isst gar nichts mehr.

Richtig, dann geht nur noch Lichtnahrung. Außerdem bin ich draufgekommen: Wir unterdrücken und essen Tiere zu Recht, weil Tiere einfach blöder sind und zu Unrecht bewundert werden in Dokus.

Das klingt alles sehr wissenschaftlich abgesichert.

Es ist unglaublich wissenschaftlich abgesichert, ich war teilweise mehrmals im Internet pro Tag. Aber ich muss auch sagen, ich habe das Programm nicht auf Recherche basiert, ich habe mehr so in den Spiegel geschaut und mir gedacht: Du hast schon Recht.

Mehr so aus dem Bauch raus?

Ja, Bauch und Spiegel.

Ihr Programm "Dringend" war eine Tirade gegen Kreuzfahrer und Jammerlappen-Eltern. Geht "Saumensch" auch in die Richtung Wutausbruch?

Nein. Beim letzten Programm war's Wut, das war ein einziges Rauskotz-Ding, was sich zusätzlich mit Zeitnot gepaart hat, aber die ist bei mir chronisch. Mein Unterbewusstsein mag das offenbar, wenn ich etwas auf den letzten Drücker mache. Das jetzige Programm finde ich eher amüsant. Am spannendsten ist es ja, sich mit den Dingen tiefer zu beschäftigen, auch mit Religionen. Irgendwann kommt man dann darauf, dass das grenzenlos dämlich ist. Das darf man ja nicht sagen, aber es ist erstaunlich, dass erwachsene Menschen das ernst nehmen können. Diese Geschichten, das ist unglaublich.

Sind sie theoretischer Atheist oder praktizierender?

Ich bin Opportunist, ich suche mir das raus, wie ich's brauche. Meistens in meinem Sinn, ich muss ja mit mir langfristig klarkommen. Ich muss vielleicht auch erwähnen, dass ich am gleichen Tag Geburtstag habe wie Donald Trump. Die Leute sollten dafür sorgen, dass meine Vorstellungen voll sind, sonst komme ich auf andere blöde Ideen.

Aber sie planen keinen Mauerbau?

Nein, das wäre ja die vierte Wand zwischen mir und dem Publikum, die möchte ich niederreißen.

Gibt es in "Saumensch" wieder Musik?

Sagen wir so: Ich nehme die Vorpremieren als Testlauf und probiere viel rum, merke dann, wie reagiert wird, was mir selber gefällt oder was mir noch nie gefallen hat, aber gut ankommt. Und die Musik wird sich bestimmt noch entwickeln. Bei der Premiere spiele ich zusammen mit meinem Vater, der begleitet mich am Schlagzeug, und alles ist sehr rockig.

Schlagzeug und Klavier?

Ja, dazu noch Zuspielungen. Das Wichtigste an der ganzen Show ist, dass ich mir eine Keytar, ein Umhängekeyboard aus den Achtzigern, gekauft habe. Die werde ich jetzt wieder in machen.

Ändern Sie viel an Ihren Programmen?

Ja, das letzte hab ich dauernd geändert, das habe ich jetzt nicht mehr vor. Auf jeden Fall ist der Impetus wichtig, und der Impetus ist: So wie Greenpeace die Hühner aus der Batterie rausholt, befreie ich die Sau aus der Käfighaltung und dem Herzen der Menschen. Hoffentlich.

Nepomuk Fitz tritt an diesem Donnerstag, 9. Februar, 20 Uhr, im Oberen Wirt in Gilching auf. Kartenreservierung: www.kulturmoni.de.

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