Gilching:Emotional im Ausnahmezustand

13 200 Euro Geldstrafe für 26-Jährigen in Rage

Von Christian Deussing, Gilching

Es lief nicht mehr gut für ihn: Das Geld wurde knapp, die Ehe kriselte und sein damals bester Freund eroberte dann auch noch seine Ehefrau. Daraufhin sind bei dem 26-jährigen Gilchinger offenbar die Sicherungen durchgebrannt. Der Angeklagte wollte es dem Nebenbuhler heimzahlen, beleidigte und drohte den anderen Mann auf übelste Weise im Internet und per SMS. Dann versuchte er sogar, seinem einstigen Kumpel Pfefferspray in die Augen zu sprühen. Zudem fuhr der betrogene Ehemann dem Paar im Straßenverkehr nötigend entgegen. Die Attacken hatten sich allesamt im Frühjahr in Gilching ereignet, schließlich erhielt der Angestellte einen Strafbefehl von 200 Tagessätzen zu 60 Euro (12 000 Euro).

Doch der Mann wollte diese saftige Geldstrafe nicht hinnehmen und beschuldigte jetzt in dem Prozess vor dem Amtsgericht Starnberg vor allem seinen Kontrahenten. Der 26-Jährige leugnete zunächst die Taten und beteuerte, den Liebhaber seiner Frau nur "aus Notwehr" mit dem Spray angegangen zu haben, weil dieser ihn auf dem Gehweg an der Kleidung gepackt und "mit Schlägen gedroht" habe. Er habe dem Nebenbuhler auch keine Nachrichten im Netz und auf Handy geschrieben - das habe seine Frau gemacht. Das ergebe aber "doch gar keinen Sinn", befand Richterin Christine Conrad, die sich vom Angeklagten "dreist belogen" fühlte. Denn das Opfer hatte die SMS-Nachrichten mit Absendernummer gespeichert, die den Angeklagten entlarvte. Der 33-jährige Zeuge berichtete zudem, dass der Gilchinger sein Auto zuparken oder zerkratzen wollte. Deswegen habe er ihn auf dem Bürgersteig nur aufhalten wollen - mehr nicht. Der frühere Freund erzählte zudem, wie er voller Hass beleidigt worden sei. Darauf angesprochen sagte der Angeklagte in der Verhandlung, dass die Situation ihn "kaputt gemacht" habe. "Ich konnte nicht damit umgehen". Außerdem habe er erfahren, dass seine Frau ihn "nie geliebt" und nur wegen des Aufenthaltsstatus' geheiratet hätte.

Diese "absolute emotionale Ausnahmesituation" müsse berücksichtigt werden, betonte der Verteidiger in seinem Plädoyer. Das alles sei für seinen Mandanten "einfach zu viel gewesen", zudem könne man die Pfefferspray-Aktion durchaus als Notwehr-Reaktion bewerten. Das sah die Staatsanwältin jedoch anders und forderte jetzt sogar noch eine höhere Geldstrafe, nämlich 13 200 Euro sowie einen Monat Fahrverbot wegen Nötigung im Straßenverkehr. Die Richterin folgte diesem Strafmaß. Sie hielt dem bislang unbescholtenen Angeklagten vor, zuerst mehrfach nicht die Wahrheit gesagt und dann auch noch seine Ehefrau "falsch verdächtigt" zu haben.

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