Kabarett in Gilching:Drohnen füttern im Park

Ulan & Bator in Etterschlag

Das Duo Ulan & Bator ist bereits im vergangenen Jahr in Etterschlag aufgetreten.

(Foto: Fuchs)

Monis Brettl in Gilching hat ein herbstliches Pflichtprogramm für Kabarettfans zusammengestellt. Neben Thomas Freitag und Ludwig Müller gibt sich auch das Duo Ulan & Bator die Ehre

Von Gerhard Summer, Gilching

Alles begann mit den Abgründen der "Wirrklichkeit", jetzt folgen die "IrreParabeln": Zwei Männer in dunkelgrauen Anzügen, die Sebastian Rüger und Frank Smilgies heißen, ziehen gestrickte Bommelmützen über, behaupten auf einmal, Ulan und Bator zu heißen, und ziehen ein Ding ab, wie es auf Kabarettbühnen selten zu bestaunen ist: ein irrwitziges Spiel zwischen Dadaismus und Comedy, Theater, A-Capella-Gesang und Improvisation.

Mal gehen sie Drohnen füttern im Park. Mal berichten sie live aus dem Fernsehstudio von einer Schnick-Schnack-Schnuck-Krise. Mal treten sie als Fabrikarbeiter zur Pina-Bausch-Vorstellung an. Ist das komisch? Oh ja, verdammt komisch, finden die Kritiker, die schon die "Wirrklichkeit" als ultimativen Ausflug ins weite Land Absurdistan priesen. Auch wenn vielleicht nicht so ganz klar sei, worauf die beiden jetzt rauswollen.

Aussage hin oder her - Ulan & Bator gehören zu den Künstlern, die man unbedingt gesehen haben muss. Was im Endeffekt aber für viele der Kabarettisten gilt, die im Herbstprogramm von Monis Brettl in Gilching gebucht sind. Wen darf man da schon ungestraft versäumen? Thomas Freitag vielleicht? Ludwig Müller? Schwierige Entscheidung. Gut, in ein paar Fällen ist es leicht: Wer noch keine Karten für Luise Kinseher hat (Donnerstag, 17. September), darf ruhig daheim bleiben: Ihr Gastspiel ist ausverkauft. Und wem der rechte Sinn für Schweizer Langsamkeit und für Musik-Blödeleien fehlt, den werden womöglich die Auftritte von Christian Überschall und Mark'n' Simon im November und Dezember nicht hinterm Ofen hervorlocken.

Ansonsten aber bietet die Kleinkunstbühne so etwas wie Pflichtprogramm für Kabarettfans. Auf das Gastspiel von Ulan & Bator am Donnerstag, 24. September, folgt Philipp Webers Solo "Durst - Warten auf Merlot". Der Mann hat Biologie und Chemie studiert und sich auch mit Verbrauchertipps einen Namen gemacht, steht also auf dem Boden der Tatsachen, um dann zu kleinen Höhenflügen abzuheben und sich darüber zu mokieren, dass sich Gerard Depardieu derzeit in einem russischen Trainingscamp aufhalte, um sich auf ein Wetttrinken mit einem VW-Touran mit Ethanol-Antrieb vorzubereiten. Webers Botschaft: Der Nationalrausch muss ein Ende haben, Leute (1. Oktober).

Auch Thomas Freitag will nur das Beste. In seinem Fall läuft das auf eine Art Hitparade hinaus: Er zeigt in seiner Jubiläums-Edition die Highlights aus 16 Soloprogrammen seit 1976 - von "Ansichten eines Trittbrettfahrers" bis zu "Der kaltwütige Herr Schüttlöffel", den Szenen aus dem Leben eines Bibliothekars, der eine Bücherei sürmt, 5800 Bücher als Geiseln nimmt und weder Frauenromane noch Kinderbücher freilassen will. Zwischendrin dürfen die einstmals besten Freunde des politischen Kabaretts wiederauferstehen: Franz Josef Strauß, Willy Brandt und Herbert Wehner (Samstag, 3. Oktober).

Was die Zuschauer im Oktober sonst noch erwartet: Ludwig Müller, Meister des Schüttelreims, kommt mit "Dichter Verkehr" (8. Oktober). Senkrechtstarterin Franziska Wanninger seziert die perfektionsversessene Gesellschaft (15. Oktober). Und Martin Frank gibt sich den Stadtneurosen hin (22. Oktober). Alle Abende im Oberen Wirt Gilching beginnen um 20 Uhr, weitere Infos unter www.kulturmoni.de.

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