Gilching:Die Glückssucher

Gilching: Die erste Etappe ist geschafft! Nach anfänglichem Regen hat die Sonne den 14 Schülern des Christoph-Probst-Gymnasiums ein Lächeln auf die Gesichter gezaubert.

Die erste Etappe ist geschafft! Nach anfänglichem Regen hat die Sonne den 14 Schülern des Christoph-Probst-Gymnasiums ein Lächeln auf die Gesichter gezaubert.

(Foto: oh)

Schüler des Christoph-Probst-Gymnasiums machen sich im Projekt-Seminar zu einer Wanderung über die Alpen auf. Die meisten von ihnen kommen mit der Erkenntnis zurück, dass es nicht allein auf den Erfolg ankommt

Von Isabella Bauer, Gilching

Ein Glückspilz im Leben, das wäre jeder gern. Was aber passiert, wenn man sich nicht auf den Zufall, diesen wankelmütigen Gefährten, verlassen möchte? 14 Schüler des Christoph-Probst-Gymnasiums Gilching haben ihr Glück lieber selbst in die Hand genommen. Im Seminar "Läuft - laufend auf der Suche nach dem Glück" haben sie sich aufgemacht zur Jagd auf Fortuna.

Der Lehrplan des achtstufigen Gymnasium sieht in der Oberstufe zwei Seminare vor, ein Wissenschafts-Seminar (W) und ein Projekt-Seminar (P). Das W-Seminar lehrt das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit. Am Schuljahresende gibt der Schüler idealerweise eine lupenrein recherchierte Seminararbeit ab. Früher, im neunstufigen Gymnasium, hieß das Facharbeit - soweit alles wie gehabt. Das P-Seminar ist aber tatsächlich eine Neuerung: Ein Projekt wird ausgeschrieben, der Lehrer bleibt bei der praktischen Umsetzung im Hintergrund, Organisation und Verwirklichung liegen in der Verantwortung der Schüler. Die beiden Lehrerinnen Claudia Wolff-Wieser und Barbara Pollok haben W- und P-Seminar verknüpft. Auf theoretischem Weg in der Wissenschaft und auf praktischem Weg im Selbstversuch sollten sich die Schüler auf die Suche nach dem Glück begeben.

Pollok bot als P-Seminar eine Wanderung über die Alpen an, in sechs Tagen auf dem Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran in Südtirol (Italien). Wann ließen sich Fragen nach dem Glück schließlich besser beantworten als im Eigenversuch bei einer ungewöhnlich großen, körperlichen Herausforderung. Wolff-Wieser ging im W-Seminar die Frage nach dem Glück wissenschaftlich an. Eine Mischung aus philosophischen, psychologischen und religiösen Gedankengebäuden um das Phänomen Glück wurde diskutiert. Glück bei Platon und Aristoteles, im Sport oder in der geistigen Betätigung: Basis für die späteren Seminararbeitsthemen.

Die Seminarteilnehmer bereiteten sich ein ganzes Schuljahr lang auf die Wanderung im Juli vor. Nach der Besteigung der Benediktenwand und einem Hüttenwochenende auf der Probst-Alm inklusive Selbstversorgung konnten auch unerfahrene Bergsteiger abschätzen, auf was sie sich da eingelassen hatten: Schwere Rucksäcke, Höhenangst, physische und psychische Grenzen. Aber auch gegenseitige Unterstützung - die Schnelleren zogen die Langsameren mit. Externe Hilfe gab es von einer Sportstudentin, die das Team durch mentales Training stärkte. Ein Experte vom Deutschen Alpenverein nahm die Ausrüstung unter die Lupe, mit einem Bergretter übten die Schüler Erste Hilfe.

Die Wanderung war dann ein Erfolg, trotz unerwarteter Probleme: Magen-Darm-Virus, Regen, abgerissene Schuhbänder. Nicht alle konnten die Tour beenden; manche waren nur zwei Tage dabei, bevor sie wegen Krankheit absteigen mussten. In der Erinnerung bleibt dennoch das Positive, eine verständnisvolle und aufmerksame Stimmung sei zu spüren gewesen, jedem sei es wichtig gewesen, dass es jedem gut gehe. "Das möchte ich mehr in meinen Alltag integrieren," sagt eine Schülerin in der Nachbesprechung.

Und was ist mit dem Glück? Die Suche im Seminar wurde belohnt. Schüler Yannik Krüger hat eine Arbeit über das Glücksgefühl geschrieben, das durch körperliche Anstrengung hervorgerufen wird. Das Glückshormon Serotonin versetzt den Körper in einen regelrechten "Flow". Die Teilnehmer haben eine neue innere Haltung mitgenommen darin sind sich alle einig. Obendrein sind neue Freundschaften entstanden, ein tolles Team sind sie geworden. Schulleiter Peter Meyer hat das Seminar von Anfang an unterstützt. Dass es so erfolgreich war, ist eine Bestätigung für ihn: "Solche Seminare sind die positiven Möglichkeiten des achtstufigen Gymnasiums." Im nächsten Jahrgang wird der Kurs wieder angeboten.

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