Gilching:Der feine Unterschied

Gilching: Mit Leichtigkeit überzeugt: Marie-Luise Modersohn, Katharina Schmitz, Immo Schaar und Elke Funk-Hoever (v. li.) beim Konzert in Gilching.

Mit Leichtigkeit überzeugt: Marie-Luise Modersohn, Katharina Schmitz, Immo Schaar und Elke Funk-Hoever (v. li.) beim Konzert in Gilching.

(Foto: Arlet Ulfers)

Das "Trio plus" in Gilching mit Musik von Mozart bis Ernst Naumann

Von Reinhard Palmer, Gilching

Weil anstelle des BR-Symphonikers Samuel Lutzker die Violoncellistin Elke Funk-Hoever kam, waren die Münchner Philharmoniker mit Katharina Schmitz (Violine) und Marie-Luise Modersohn (Oboe) fast unter sich. Einzig Bratscher Immo Schaar gehört dem Leipziger Gewandhausorchester an. Aber schon der orchestrale Hintergrund reichte im Konzert des Trios plus in der Aula des Gilchinger Gymnasiums aus, einen homogenen Zugriff daraus zu gewinnen. Mit der Solooboistin im Orchester Modersohn waren die Voraussetzungen zudem perfekt, ein so wunderbar konzertantes Stück wie Mozarts Oboenquartett F-Dur KV 370 in mitreißend vergnügter Leichtigkeit herzuzaubern. Das war zweifelsohne der Höhepunkt dieses vom Kulturkreis initiierten Abends, der im dichten Streichersatz mit jeweils ausgeprägten Stimmungen treffsicher überzeugte.

Auch wenn dieses einzige Oboenquartett von Mozart für ein Mitglied der Mannheimer Hofkapelle gedacht war: Es entstand und erklang in München, denn der Mannheimer Kurfürst nahm 1778 seine Musiker mit in die Bayerische Landeshauptstadt, als er seinen Sitz dorthin zu verlegen hatte. 1781 bekam Mozart den Auftrag für die Gelegenheitskomposition als Dreingabe zum Idomeneo-Auftrag. Eine Verbindung, die dem Werk hierzulande besondere Beliebtheit bescherte. Mit dem beherzt-leichten Kopfsatz, dem empfindsamen Gesang in wohliger Streicheratmosphäre des Adagio und schließlich mit dem beschwingten Schlussrondeau begeisterte es in Gilching mit reicher Farbigkeit. Modersohn bewies dabei virtuose Bravour. Dass dieses Werk so konzertant angelegt ist, verdankt es der Bestimmung für den großen Oboisten Friedrich Ramm, der mit seiner Uraufführung das Werk adelte.

Anders das Quartett D-Dur op. 1/3 von Haydn, das im Original für ein reines Streichquartett gedacht ist. Auch hier ging das Ensemble beherzt zu Werke. Doch stand dabei Ensemblehomogenität mit gleichberechtigten Instrumenten im Fokus, was der Einsatz der Oboe etwas aufbrach, um wiederum reichere Farbigkeit ins Spiel zu bringen. Die Werkcharakteristik änderte sich dadurch nicht wesentlich, vermochte doch auch die Oboe etwa im ersten Menuett tänzerisch beschwingt mitzuhalten oder im Scherzo mit burlesker Leichtigkeit. Genauso wie die Straffung im Presto-Finale in dieser farbenreichen Konstellation nichts an Verve einbüßte.

Die immer wieder auftauchenden gemächlichen Tempi brachten durchaus symphonische Gedanken ins Spiel. Die anderen beiden Werke gerieten indes kammermusikalisch straffer. Beethoven hatte sich von Mozart zu Streichtrios inspirieren lassen, explizit von dessen Divertimento KV 563, um die Gattung zu einer Großartigkeit zu führen, die das Trio Schmitz, Schaar und Funk-Hoever mit Seele und Herzblut umsetzte.

Diese Konzentration und Intensität setzte das Ensemble zwar auch im Streichtrio D-Dur op. 12 von Ernst Naumann ein, doch wollte dieses nicht gar so zünden. Das lag an dem Unterschied, den es zwischen einem Meisterwerk für die Ewigkeit und einer soliden Handwerksarbeit gibt. Keine Frage: Naumanns viersätzige, durchweg melancholische Komposition basiert auf ansprechenden Themen und Motiven sowie deren erfindungsreicher Verarbeitung. Die Balance des schönmelodisch fließenden "Lento molto expressivo" bezauberte genauso wie der leichte Galopp des Schlussallegros. Dennoch fügte sich alles allzu additiv aneinander und vermochte keinen so ausgeprägten Bogen zu spannen, wie es Beethoven gelang. Begeisterter Applaus am Ende.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: