Ärgernis:Das Kreischen der Krähen

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Über den Lärm der Rabenvögel klagen schon jetzt etliche Anwohner. Und die Vogelkolonie wächst rasant

Von Christian Deussing, Gilching

Schon am frühen Morgen geht das Kreischen der Krähen am Gilchinger Ortsrand beim Baderwinkel los. "Wir können deswegen unsere Fenster nicht mehr öffnen, und das bei der Hitze", schilderte ein Anwohner am Dienstag dem Gemeinderat das für ihn unerträgliche Szenario in der Siedlung. Denn eine Kolonie mit bis zu 200 Krähen versammele sich inzwischen abends vor den Anwesen, manche Tiere würden auch schon auf den Terrassen sitzen, ärgert sich der Gilchinger. So bedrohlich wie in Hitchcocks Horrorfilm "Die Vögel" ist die Lage zwar nicht - doch die lärmenden Rabenvögel werden auch in Gilching zum Problem. Da hilft kein lautes Klatschen und Schlagen mit Pfannen - es sind untaugliche und hilflose Mittel gegen die schwarzen Vögel, deren Population landesweit stetig wächst.

So fühlen sich die geschützten, aber störenden Saatkrähen längst auch im Bereich der Landsberger Straße und der Waldkolonie in der Nähe des DAV-Kletterzentrums sehr heimisch. Die Versuche von Gilchings Umweltbeauftragten Jan Haas, den intelligenten Krähen nördlich der Gemeinde in freier Landschaft alternative Brutplätze anzubieten und dorthin zu locken, sind gescheitert. "Es gibt leider kein Patentrezept", betonte Bürgermeister Manfred Walter, der das Thema sehr ernst nimmt. So will er zur nächsten Umweltausschuss-Sitzung seinen Amtskollegen aus Puchheim im benachbarten Landkreis Fürstenfeldbruck einladen, wo die Krähen-Plage bereits seit fünf Jahren die Lokalpolitiker und viele Einwohner umtreibt.

So sind sämtliche Aktionen auch in Puchheim bislang fehlgeschlagen, die listigen und geselligen Störenfriede dauerhaft zu vertreiben. Netze, Lautsprecher und Luftballons führten zu keinem Erfolg - im Gegenteil, es bildeten sich neue Splitterkolonien. In Gilching wiederum schlug der genervte Anlieger dem Rathaus vor, einen Falkner mit Raubvögeln zu engagieren, die die Krähen mehrere Wochen lang vergrämen sollten, auch wenn das "sicher einiges Geld" koste. Der Rentner empfahl dem Gemeinderat, auch die Feuerwehr zu aktivieren, um die Krähen mit "massivem Wassereinsatz" zu verjagen. Doch der Gilchinger Rathauschef blieb skeptisch und berichtete, dass so in München und anderswo "kein nachhaltiger Erfolg" bei diesem Problem erzielt worden sei. Er versicherte aber, an dem Thema "dran zu bleiben", das in seinem Rathaus leidlich bekannt sei.

Bereits vor sechs Jahren hat das Landesamt für Umwelt ein "Konzept zum Umgang von Saatkrähenkolonien in Bayern" entwickelt. Dabei wird davor gewarnt, zum Beispiel Nistbäume zu fällen oder die Vögel mit Böllern zu vertreiben. Keine dieser Aktionen seien laut Umweltamt nachhaltig erfolgreich gewesen. Tatsache ist hingegen: Es siedeln sich neue kleinere Vogelkolonien an, die bei mehr Platz schnell wachsen.

Die Saatkrähen dürfen nicht bejagt werden. Für Experten vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) gibt es aber auch noch andere Gründe, dass diese Vögel immer häufiger in Wohngebieten und deren näheren Umgebung nisten: Denn die Landwirtschaft habe deren ursprüngliche Lebensräume wie Hecken und Feldränder oftmals beseitigt, heißt es von Seiten der Vogelkundler.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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