Gilching:Buhrufe gegen AfD-Politiker

Die Polizei verweist AfD-Spitzenkandidat Martin Hebner des Platzes, nachdem er sich zu Gegendemonstranten gesellt hat.

Von Christian Deussing, Gilching

Eine Stunde warten am Donnerstagabend etwa 100 Demonstranten, darunter Bürgermeister Manfred Walter (SPD) und Schüler des Christoph-Probst-Gymnasiums, auf den AfD-Spitzenmann André Poggenburg. Er soll als Redner, eingeladen vom AfD-Kreisverband Starnberg, im Gilchinger "Schützenhaus" auftreten. Der rechtspopulistische Politiker kommt pünktlich, steigt aus seiner dunklen Limousine, lächelt und wirft provokativ unter Buhrufen Kusshändchen hinüber zu den Protestlern. Sie halten dem AfD-Landeschef aus Sachsen-Anhalt Plakate mit Aufschriften wie "Wir sind bunt", "Vielfalt statt Einfalt" und "Braune Politiker in blauer Farbe" entgegen.

Poggenburg geht lässig weiter, wird aber vor dem Gasthof-Eingang von Helma Berger auf "1945" angesprochen. Die 79-jährige Rentnerin findet es "unsäglich", dass diese Partei hier in der Gaststätte tagt und den Mann eingeladen hat. Poggenburg versteht die historische Anspielung und verschwindet im Gasthof. Zuvor hat SPD-Ortsvorsitzender Christian Winklmeier in seiner Ansprache das "NS-Vokabular" des AfD-Politikers angeprangert, in dem von "Wucherungen am deutschen Volkskörper" die Rede ist. Auch der neue SPD-Bezirkschef Florian Ritter ist zur kurzfristig geplanten Demo gekommen und bezeichnet die AfD als mittlerweile weitgehend "rassistische und rechtsextreme Partei".

Vergebens haben die Demo-Veranstalter am Tag vorher versucht, den Wirt zu überreden, die AfD auszuladen und stattdessen ein "Fest der Toleranz" feiern zu lassen. "Wir hätten auch die Saalmiete übernommen", sagt Organisator Winklmeier. Unterdessen hat sich Martin Hebner, Starnberger Kreischef und bayerischer AfD-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, neben die Demonstranten gestellt. Doch der 57-Jährige, der dem rechten Parteiflügel zugerechnet wird, ist unerwünscht. Polizisten müssen ihn auffordern, den Bürgersteig zu verlassen. Er habe "doch nur mit den Leuten reden wollen", behauptet Hebner.

Später dankt er im Saal dem Wirt, "standhaft geblieben" zu sein. Vor rund 70 Besuchern geißelt Hebner Kanzlerin Merkel für das "Chaos" in der Flüchtlingskrise und die "Altparteien". Das tut auch Poggenburg und spricht unter Beifall von "Patriotismus" und notwendigen Volksentscheiden. In der Wortwahl bleibt er relativ moderat - zumindest während die Presse da ist.

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