Baumängel bei Flüchtlingsunterkunft:Bewacht, beleuchtet - und leer

Flüchtlingsunterkunft ohne Flüchtlinge

Die Traglufthalle beim Gilchinger Festplatz steht seit drei Monaten, kann aber noch nicht benutzt werden.

(Foto: Fuchs)

Die Traglufthalle beim Festplatz in Gilching bereitet dem Landratsamt viele Sorgen. Trotz mehrfacher Mahnungen sind noch immer einige bauliche Mängel zu beheben. Wann endlich Flüchtlinge einziehen können, ist ungewiss

Von Christian Deussing, Gilching

Seit drei Monaten ist die Traglufthalle für 200 Flüchtlinge auf dem Gilchinger Festplatz am Starnberger Weg aufgebaut, doch sie steht weiterhin leer. Vor allem Anlieger sind mittlerweile verärgert. "Ich wohne direkt gegenüber von dem Ufo mit der nächtlichen Dauerbeleuchtung", beschwerte sich ein Gilchinger bei der Gemeinde, die aber für diese Unterkunft nicht zuständig ist. Der Betreiber wäre das Landratsamt Starnberg, doch die Behörde muss sich seit langem mit einer langen Mängelliste herumplagen, die immer noch nicht abgearbeitet ist. Denn es wurde offenbar gepfuscht. "Das haben wir nicht verschuldet", betont Landratsamtssprecher Stefan Diebl. Verantwortlich für die ärgerliche Situation seien zwei Firmen. Die eine habe ihren Hauptsitz in Dubai, die andere komme aus Berlin.

Die Sicherheit der Bewohner sei unter den jetzigen Bedingungen nicht gewährleistet und somit eine Abnahme der Halle nicht möglich, erklärt Diebl. Die Prüfer entdeckten auch nach mehreren Begehungen immer noch Mängel beim Brandschutz, in der Statik, bei der Elektrik und in den Sanitärcontainern. Außerdem musste der Boden aufgerissen werden, weil die Dämmung fehlte. Dem Vernehmen nach wurde die Entlüftung der Toiletten nach innen statt nach außerhalb der Halle gerichtet. Auch das ist offenkundig nicht zumutbar.

Es fehlten "wesentliche Nachweise", damit die Halle benutzt werden dürfte, erklärt Diebl. Das Landratsamt habe die Firmen regelmäßig aufgefordert, nachzubessern, Dinge zu erledigen und die Halle ordnungsgemäß zu übergeben. "Wir stehen denen mit Nachdruck auf den Füßen", versichert der Behördensprecher. Schließlich sei ein "Sorglos- und kein Sorgenpaket" vereinbart worden. Angesichts dieser Entwicklung ist derzeit noch völlig unklar, wann die ersten Flüchtlinge in die Gilchinger Traglufthalle einziehen können. Das Landratsamt wagt jedenfalls derzeit keine Prognose.

Auch dort haben sich schon etliche Anlieger über die grell beleuchtete Halle beschwert, woraufhin die Starnberger Behörde darum bat, das Licht auch mal abzuschalten. Doch dem potenziellen Betreiber, sprich der Landkreis, sind noch immer die Hände gebunden. So lange die bereits bewachte Traglufthalle nicht die Vorgaben erfüllt, bezahlt die Kreisbehörde keinen Cent dafür. Erst wenn die Unterkunft bezugsfertig ist, ist die monatliche Miete von 50 000 Euro fällig. Ob dies die Firmen auch so sehen, ist bislang unklar.

Jedenfalls hat das Starnberger Landratsamt seine Hausaufgaben gemacht: Es hat den Container und das Zelt für Küche und Verpflegung auf dem Gelände neben der Traglufthalle vor zwölf Wochen aufgestellt; die Anlagen sind längst betriebsbereit.

Erfreulicher läuft es dagegen bei der Planung für die Containeranlage neben dem Obdachlosenheim an der Weßlinger Straße in Gilching. Laut Diebl wird die Anlage, in der 144 Personen untergebracht werden, wohl Ende September fertig sein. Einige Monate später soll auch an der Landsberger Straße neben der Straßenmeisterei ein Asylheim für 200 Menschen bewohnbar sein. Das läuft unter der Regie des Freistaats, ebenso der Plan, das ehemalige Hotel Thalmeier an der Sonnenstraße in eine Gemeinschaftsunterkunft für etwa 65 Asylbewerber zu verwandeln. Darüber wird derzeit noch mit den neuen Eigentümern verhandelt.

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