Gewerbegebiet zwischen Gauting und Gilching:Polit-Thriller im Rathaus

Gauting: Kino Breitwand Neueröffnung

Matthias Helwig in seinem Breitwand-Kino in Gauting. Er sieht sich in seinem kulturellen Engagement nicht ausreichend von der Gemeinde unterstützt.

(Foto: Nila Thiel)

Filmfest-Chef Matthias Helwig sieht sich um einen Zuschuss der Gemeinde Gauting gebracht. Der Kino-Betreiber glaubt: Das könnte daran liegen, dass er sich als Gemeinderat in Gilching gegen das umstrittene Gewerbegebiet der Nachbargemeinde stellt.

Von Carolin Fries

Was ist der Gemeinde Gauting das Fünf-Seen-Filmfestival wert? Über diese Frage hat sich ein Streit entfacht, der Gautings Kinobetreiber Matthias Helwig dazu veranlasst hat, die von der Gemeinde zugesagten 5000 Euro nicht anzunehmen und stattdessen anderen Kulturschaffenden zur Verfügung zu stellen. Der Veranstalter fühlt sich um eine angemessene Unterstützung gebracht, weil er sich als SPD-Gemeinderat in Gilching gegen das geplante Gautinger Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz stellt.

Helwig hatte für das diesjährige Filmfestival 15 000 Euro von der Gemeinde beantragt. Der Finanzausschuss hat ihm allerdings nur 5000 Euro gewährt, wie bereits im Jahr zuvor. Helwig sieht sein Projekt damit nicht ausreichend wertgeschätzt. Für ihn ist es "eine Frage des Wollens, Gelder für jenes oder für dieses auszugeben", schreibt er in einer öffentlichen Stellungnahme. Er hätte "wegen der allgemein bekannten angespannten Haushaltslage" ohnehin nur einen geringen Prozentsatz des Festivaletats beantragt. Dass er lediglich 1,8 Prozent seiner Gesamtkosten gefördert bekomme, die damit umgerechnet bei 280 000 Euro liegen, ärgert ihn. Er bat deshalb die Gemeinderäte in einer E-Mail, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken und betonte die Bedeutung des Filmfestivals, welches das zweitgrößte in Bayern ist.

Helwigs Ausführungen aber stimmten die Mitglieder des Finanzausschusses keinesfalls um. Vielmehr verärgerte einige die Unterstellung, "nicht die finanzielle Lage, sondern Lust und Laune" habe sie bewegt, nicht mehr Geld locker zu machen, wie der Gautinger CSU-Gemeinderat Benedikt Kössinger erzählt. Er betont: "Es macht niemandem Spaß, Zuschüsse zu streichen oder zu kürzen." Gauting sei nicht in der finanziellen Lage, mehr zu zahlen. Seine Mutter, Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU), bestätigt das. "Wir würden gerne mehr geben, wenn wir könnten."

Mit insgesamt etwa 300 000 Euro unterstützt Gauting kulturelle Projekte und Vereine in diesem Jahr. Neben dem Bosco, das 44 000 Euro schluckt, gibt es nur zwei Veranstalter, die mehr als Helwig erhalten: 9000 Euro bekommt das Theaterforum und 6000 Euro der Musikverein. Das Kulturspektakel, ebenfalls ein Aushängeschild, wird mit 1500 Euro bezuschusst.

Nun hat der Streit aber auch noch eine politische Ebene, die zweifelsohne pikant ist. Denn Helwig ist SPD-Gemeinderat in Gilching und gehört damit "einer Fraktion an, die gegen ein Projekt ist, welches die finanzielle Situation Gautings verbessern würde", wie Benedikt Kössinger bei der Sitzung des Finanzausschusses erwähnte. Eine Anspielung auf das Gilchinger Bündnis unter Beteiligung der SPD, welches eine Petition gegen das Gautinger Gewerbegebiet an den Landrat einreichen will. Für Helwig, der am Freitag nicht zu erreichen war, ist die Bemerkung Grund zu der Annahme, wegen seiner politischen Haltung ausgebremst zu werden. Dass dieser Eindruck erweckt wurde, macht den Gilchinger SPD-Ortsvorsitzenden Christian Winklmeier "sprach- und fassungslos". Er fordert in einem Schreiben eine Entschuldigung und Distanzierung Kössingers. Dieser sagt, Helwigs Haltung sei ihm egal, der Zuschuss habe damit nichts zu tun.

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